Opel Berichte
Opel Bochum: Belegschaftsversammlung endet mit Eklat
22.09.14 - 18.00 Uhr: Über 2.000 Kollegen haben heute auf der Betriebsversammlung von Opel-Bochum die Taktik von Opel und rechter Gewerkschaftsführung klar durchkreuzt. Mit vielen kämpferischen und kritischen Redebeiträgen haben die Opelaner klar gemacht: Diese Aufhebungsverträge werden von uns nicht unterzeichnet!
Im Gespräch mit "rf-news" erklärte Steffen Reichelt von der Betriebsratsliste "Offensiv" - gleichzeitig stellvertretender Vertrauenskörperleiter - dazu:
"Während unter anderem mit einem Transparent 'Wir waren Opelaner mit Herz und Seele' eine regelrechte Niederlagenstimmung erzeugt werden sollte, setzte sich die Erkenntnis durch, dass wir diese Verträge so nicht annehmen können. Ganz grundsätzlich lehnten viele Kollegen – vor allem auch von der kämpferischen Betriebsratsliste OFFENSIV - grundsätzlich die Unterschrift unter einen Aufhebungsvertrag ab. Der Versuch, die Versammlung kurz zu halten und eine breite Diskussion zu verhindern, scheiterte. Ein Kollege: 'Ich kann als Arbeiter einen solchen Vertrag nicht unterzeichnen. Ich kann meinen Arbeitsplatz nicht verkaufen, weil ich Verantwortung habe für die Region und für die Jugend.' Viele andere Kollegen forderten klare Aussagen von der Geschäftsleitung für Nachbesserungen und Korrekturen an dem sogenannten Sozialtarifvertrag, was aber von der Geschäftsleitung abgelehnt wurde.“
Die Geschäftsleitung von Opel erklärte ultimativ, dass die Kollegen den Aufhebungsvertrag bis zum 30. September unterschreiben müssten. Volker Strehl, 2. Bevollmächtigter der Bochumer IGM-Ortsvorstands forderte das Gleiche! Er hetzte gegen die "Roten", die doch glatt für Kampf seien, während es ihm um das Wohl der Belegschaft ginge. Dabei hat er ja den Schlamassel um den Sozialtarifvertrag mit ausgehandelt!
Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel erklärte, er empfehle "persönlich", den Vertrag (eher) nicht zu unterschreiben, zumindest nicht jetzt bzw. nicht ohne Anlagen oder Ähnliches. Etliche Redebeiträge positionierten sich klar für den Kampf um jeden Arbeitsplatz, für einen unbefristeten Streik der Opelaner.
Zu einem Eklat kam es am Ende der Betriebsversammlung, als während des um 12.35 Uhr begonnenen Berichts der Offensiv-Betriebsrätin Annegret Gärtner-Leymann zur Arbeit im geschäftsführenden Ausschuss des Betriebsrats um 12.38 Uhr die Tore geöffnet wurden. Die Betriebsversammlung wurde danach vom stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Murat Yaman beendet, obwohl noch zwölf Kollegen auf der Rednerliste standen und noch Hunderte Kollegen im Saal waren. Die Versammlung zeigt die große Angst und Defensive von General Motors vor der Entscheidung der Belegschaft, den Kampf um das Werk und die Arbeitsplätze nicht aufzugeben, sondern jetzt anzupacken.
Genau in diesem Sinne fand auch eine Kundgebung vor der Versammlung am Tor 1 statt (siehe "rf-news"-Bericht), zahlreiche Solidaritätsdelegationen aus anderen Betrieben wie von Daimler in Düsseldorf, Ford in Köln, Thyssen-Krupp aus Duisburg, von Outokumpu aus Bochum, aus dem Bergbau und natürlich das Opelaner-Frauen-Komitee „BASTA!“ waren vor Ort. Eine Vertreterin von „BASTA!“ drückte ihre Solidarität in einem Beitrag auf der Versammlung aus und ermutigte die Belegschaft dazu, den Kampf um ihre Arbeitsplätze aufzunehmen. Das erhielt tosenden Beifall.