Betrieb und Gewerkschaft

Selbständiger Streik bei "Frischpack"

Kolbermoor (Korrespondenz), 22.10.14: Das gab's noch nie. Donnerstag, 18. September, gegen 19.30 Uhr: Etwa 30 Kollegen der Spätschicht hatten die Nase voll und schalteten die Maschinen ab. Was war passiert? Der Druck auf die Kollegen hatte sich angestaut: Ständige Samstagsarbeit, Einsatz von Leiharbeitern und Drohung mit weiteren "Werksverträglern" und das bei miesen Stundenlöhnen.

"Frischpack" ist "der Abpackspezialist für Käse in Oberbayern" mit Sitz in Mailling, ca. 25 Kilometer nördlich von Rosenheim. Mit ca. 300 Beschäftigten wurden im letzten Jahr 35.000 Tonnen Käse verpackt, bei einem Umsatz von 140 Millionen Euro.

Schon seit längerer Zeit rumort es im Betrieb. Vor zwei Jahren bereits gab es einen vierstündigen Warnstreik mit der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) für einen Tarifvertrag, an dem sich gut 80 Kollegen beteiligten. Seitdem war Funkstille, aber der Unmut wuchs. Die Angriffe auf die Rechte der Belegschaft nahmen ständig zu.

Wie durch ein unsichtbares Kommando wurden die Maschinen (Linien) gleichzeitig abgeschaltet und die Produktion stand für eine geschlagene Stunde still. Und plötzlich herrschte Hektik bei der Schichtführung. Wir entschieden uns dafür, die letzte Stunde bis Schichtende um 22 Uhr die Arbeit wieder aufzunehmen, um dann anschließend mit der Geschäftsleitung zu diskutieren. Dies ging dann bis 24 Uhr und es gab in der Folgezeit keinerlei Sanktionen für uns. Alle Beteiligten sind stolz auf diesen Schritt und mit der NGG wird es jetzt Anstrengungen für bessere Bedingungen und einen Tarifvertrag geben.