Betrieb und Gewerkschaft

ThyssenKrupp Duisburg: "Keinerlei Zugeständnisse, es reicht!"

ThyssenKrupp Duisburg: "Keinerlei Zugeständnisse, es reicht!"
Die Duisburger Stahlarbeiter machten deutlich, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist (rf-foto)

05.12.14 - Wie bereits gestern berichtet, hatten sich zwischen 3.000 und 3.500 Stahlarbeiter von TKSE am 3. Dezember in Duisburg zu einer Streikkundgebung vorm Verwaltungshochhaus außerhalb vom Werksgelände versammelt (siehe "rf-news"-Bericht). In der Korrespondenz aus Duisburg heißt es weiter:

"Keinerlei Zugeständnisse, es reicht!" Darin waren sie sich einig. Hintergrund der Kundgebung war die angekündigte und schnell wieder zurückgezogene Streichung von 170 Arbeitsplätzen im KW 1 (Kaltbandwerk) und WBW 1 (Warmbandwerk) in Duisburg. Im Vorfeld hatte die Zeitung "Stahlkocher - Zeitung von Kollegen für Kollegen", an der auch Mitglieder der MLPD mitarbeiten, in einem "Extra" für alle TKSE-Betriebe geschrieben:

"Jetzt sind wir am Drücker und müssen die Initiative in die Hand nehmen. Der Kampf um jeden Arbeitsplatz muss offensiv geführt werden, bis der Vorstandsbeschluss vom Tisch ist! ... Es  ging nur darum 500 bis 600 Millionen Euro mehr Profit auf unsere Knochen zu machen. Der Stahlkocher hat dies von Anfang an als Betrug angegriffen und sich für den Kampf um jeden Arbeitsplatz und den vollen Lohnausgleich eingesetzt. Es bewahrheitet sich mal wieder: Verzicht rettet weder Arbeitsplätze noch bringt es uns Arbeiter weiter! ... Finger weg von den Walzwerken, kein weiterer Arbeitsplatz darf kampflos aufgegeben werden! Wir lassen uns nicht in Standorte spalten, gemeinsam sind wir stark!"

Neben der größeren Teilnehmerzahl im Vergleich zu tariflichen Warnstreiks fielen zwei Dinge auf: Es beteiligten sich Kollegen zum ersten Mal an so einer Aktion und ein ganzer Teil kam, obwohl sie frei hatten. Außerdem herrschte eine viel angespanntere, aufmerksame und kritische Stimmung. So wurden schon bei der Ankündigung als Redner der Betriebsratsvorsitzende Günter Back und Gesamtbetriebsratschef Wilhelm Segerath unter anderem mit Pfiffen begrüßt.

Die Kollegen aus den direkt angegriffenen WBW 1 und KW 1 hatten sich zu einem Demonstrationszug im Werk gesammelt. In kämpferischer Geschlossenheit marschierten sie auf dem Kundgebungsplatz ein. Eine zweite Marschsäule kam aus Tor 3, es waren hauptsächlich junge Kollegen und Azubis.

Einheitlich vorherrschend war die Stimmung, dass man nach dem unfreiwilligen Verzicht bei der 31-Stunden-Woche zu keinerlei Zugeständnissen mehr bereit ist. Die Kollegen haben zum ersten Mal weniger Lohn durch die Einführung der 31-Stunden-Woche mit nur einer Stunde Lohnausgleich bekommen. Die Belegschaft ist stinksauer! Wir machen jetzt ernst! Kaum einer verließ trotz ziemlicher Kälte den Kundgebungsplatz früher.

Weder IGM-Chef Detlef Wetzel noch die Betriebsrats-Spitze konnten die Kollegen überzeugend beeinflussen. Sie appellierten an Vertragstreue (keine betriebsbedingten Kündigungen bis 2020) und die Einhaltung der Mitbestimmungsregeln durch den Vorstand. Besonders defensiv kam Oberbürgermeister Sören Link rüber, der nur seine persönliche Anteilnahme als Stahlarbeiterkind äußerte.

Der Vorsitzende des Stahlvorstand Andreas Goss betonte bezeichnenderweise auch die "bewährte Mitbestimmung", lehnte aber jede positive Zusage ab, denn wir müssten uns dem Konkurrenzkampf stellen, hätten dabei gute Chancen, sonst drohe der Untergang. Um damit fertig zu werden, wenn absehbar noch massivere Bedrohungsszenarien und Angriffe gefahren werden, brauchen die Kollegen eine positive Zukunftsvorstellung, ausdrücklich auch für die Frage der Einheit von Mensch und Natur.