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13.000 Menschen demonstrieren für den Sozialismus in Berlin - Hunderttausende gegen Faschismus und Rassismus auf der Straße
11.1.15 - Rund 13.000 Menschen - und damit deutlich mehr als im letzten Jahr nahmen an der traditionellen Demonstration zu Ehren von Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Wladimir Iljitsch Uljanow - genannt Lenin - in Berlin teil. Die Demonstration mit überwiegend jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch aus ganz Europa endete an der Gedenkstätte der Sozialistinnen in Berlin Friedrichsfelde. Trotz zum Teil eisigen Regens glühten die Gesichter voller Stolz auf diese größte Demonstration für den Sozialismus in Europa. Dazu kamen viele Tausende die ebenfalls Blumen in der Gedenkstätte niederlegten. Die Anteilnahme an der Ehrung für Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg war riesig. Innerhalb kurzer Zeit hatte sich ein Blumenmeer aus roten Nelken auf den Gräbern angesammelt.
Im vorderen Teil der Demonstration sorgte der Block des REBELL unter anderem mit seiner Trommlergruppe für eine kämpferische, optimistische Stimmung. Vielfach begrüßt von Passanten und aus den Fenstern der Häuser am Straßenrand. Unübersehbar war die MLPD mit ihren ICOR-Fahnen. Auch aus anderen europäischen Ländern waren ICOR-Organisationen dabei.
Der Kampf gegen Faschismus/Rassismus war ein zentrales Thema bei den zahllosen Gesprächen vor, während und nach der Demonstration. "Kein Fußbreit der rassistischen Pegida-Bewegung" hatte die aktuelle "Rote Fahne" getitelt und stieß damit auf großes Interesse. Weit über 200 wurden verkauft. Auffällig war, dass es die einzige Zeitung war, die überhaupt verkauft wurde, während die Zeitung der DKP oder die "Junge Welt" einfach verschenkt wurden.
Ein zweites zentrales Thema war der Kampf gegen die drohende globale Umweltkatastrophe. Als Beitrag dazu waren viele Verkaufstrupps des 2014 erschienenen Buchs "Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?" unterwegs. Viele kannten das Buch schon oder hatten davon zumindest gehört. Mindestens 16 neue Besitzerinnen und Besitzer nahmen heute ein Exemplar mit nach Hause. Etliche Parteiprogramme wurden ebenfalls verkauft.
Weitere Anliegen der Menschen waren die Unterstützung des Befreiungskampfs der Kurden und in Palästina - und natürlich die Zukunftsperspektive des Sozialismus/Kommunismus. Die Demonstration war geprägt von einem Meer von roten Fahnen. Dutzende Organisationen, Mitglieder sämtlicher linker Parteien und viele Migranten-Organisationen sind heute nach Berlin gekommen. Dazu Besucherinnen und Besucher aus allen erdenklichen Ländern Europas. "Die Demonstration wird immer jugendlicher und auch internationaler", berichtet ein Besucher.
Bereits am Vorabend begrüßte die kürzlich gegründete Berliner REBELL-Gruppe über 200 Gäste auf der Abendveranstaltung des REBELL. "Die beste und kulturvollste Veranstaltung seit Jahren", so ein regelmäßiger LLL-Teilnehmer aus Augsburg. "Besonders die weitgehend frei gehaltene Rede der REBELL-Vorsitzenden Lisa Gärtner und die vier Bands haben mir gefallen."
Durch die Rede von Lisa Gärtner, der Vorsitzenden des REBELL, zog sich als roter Faden, welche Lehren aus Leben und Kampf von Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Lenin heute bedeutend sind. Sie hob besonders auf die Organisationsfrage ab. Vor dem Hintergrund der Krise und den Auflösungserscheinungen bei den Autonomen kann die Bedeutung einer revolutionären Partei nicht hoch genug eingeschätzt werden. Angriffslustig attackierte sie auch Bundeskanzlerin Merkel, die gegen den IS redet, aber gleichzeitig das "Kalifat" Saudi-Arabien als strategischen Partner und Waffenkäufer sieht.
Die Bands Nupelda, Kommando Umsturz, Gehörwäsche und Grup La Liberta heizten ein und sorgten für ausgelassene Stimmung. Die Hits des Abends waren Lieder der Solidarität mit dem Befreiungskampf in Kobanê/Rojava.
Außerdem gab es Grußworte der internationalen Gäste von Kifah aus Tunesien,
der Juventud Socialista aus Peru, von JeS aus den Niederlanden, SMKC
aus Tschechien und iranischen Flüchtlingen. Viele von ihnen sprachen auch am nächsten Tag auf der Demonstration sowie der Kundgebung von MLPD und REBELL nach der Demonstration.
"Die Einheit aller Beteiligten bei der Demonstration war wichtig", freut sich ein Teilnehmer aus Essen. "Es gab keine Provokationen durch die Polizei oder antikommunistischer Art. Ein internationaler Trumpf waren die Gäste aus vielen Ländern. Der Jugendverband REBELL hatte neun internationale Delegationen im Block, darunter Teilnehmer aus Tunesien, Peru, Holland, Tschechien, Marokko und weitere."
Begeistert wurden heute in Berlin auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Paris begrüßt. Sie waren gestern noch mit Zehntausenden bei der Solidaritätsdemonstration für den kurdischen Freiheitskampf in Paris und in der Nacht in einem Bus angereist. Vor zwei Jahren waren in Paris die drei kurdischen Kämpferinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez ermordet worden. Bis heute hat die französische Regierung nichts dafür getan, die Mörder zu finden und zu bestrafen. Familienangehörige der drei ermordeten Kämpferinnen sprachen auf der Demonstration und betonten, dass es den Mördern und dem französischen Staat nicht gelungen sei, die kurdischen Frauen einzuschüchtern.
Vertreterinnen der kämpferischen Frauenbewegung aus Frankreich und Deutschland traten gemeinsam auf das Podium in Paris und sagten: "Wir sind hier, weil Sakine, Fidan und Leyla unsere Schwestern sind. Der Kampf der kurdischen Frauen ist unser Kampf. Wir werden den Kampf für Gerechtigkeit nicht aufgeben."
Eine Delegation der MLPD beteiligte sich an der Demonstration in Paris, machte den ICOR-Solidaritätspakt bekannt, verkaufte „Katastrophenalarm!“. Auch diese Demonstration prangerte die faschistischen Attentate in Paris von letzter Woche an. Der kurdische Freiheitskampf und seine weltweite Unterstützung: das ist der wirksame Angriff auf den islamistisch-faschistischen Terror.
Gestern und heute demonstrierten in Frankreich zudem Hunderttausende Menschen ihre Solidarität gegen faschistischen Terror wie in Paris. Auch in Dresden versammelten sich gestern über 35.000 Menschen auf dem Platz vor der Dresdner Frauenkirche. „Wir sind Dresden“ – stolz und selbstbewusst zeigten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung Gesicht gegen die faschistoide und rassistische „Pegida“-Bewegung.
Zurück in Berlin: Andrew Schlüter von der Landesleitung der MLPD Nord-Ost erklärte bei der
Kundgebung vor zeitweise weit über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf dem Friedhofsvorplatz, dass diese Demonstration "eine volle
Breitseite gegen den Antikommunismus war! Ein wichtiger Punkt, damit die Einheit
unter den Linken wachsen kann." Die Kundgebung, vor Jahren noch umkämpft, ist inzwischen selbstverständlicher Teil der Feierlichkeiten und ein wachsender Anziehungspunkt. Hunderte blieben zeitweise stehen und lauschten den Redebeiträgen und der Musik.
Ein junger Kollege von Opel Bochum betonte, dass er mit großer Zuversicht auf den Kampf der Belegschaft zurückblicke. Die Belegschaft habe erkannt, dass sie sich dabei "auf die vermeintlich bösen Roten am meisten verlassen konnten." Es sei nicht gelungen, die Kollegen von der Schließung des Werks zu überzeugen.
Zum dritten Mal seit 2013 wurden die Kundgebungsteilnehmerinnen und Teilnehmern von einer Vertreterin der Linkspartei aus Berlin-Spandau auf der Kundgebung von MLPD und Rebell begrüßt. Gerade die Diskussion, der Austausch und die zum Teil wachsende gemeinsame Aktivität verschiedener Menschen und Organisationen mit revolutionärem Anspruch war dieses Jahr spürbar gewachsen. Antikommunistische Vorbehalte haben weiter an Boden verloren. Die Offenheit für den echten Sozialismus und seine Anziehungskraft und Attraktivität haben deutlich zugenommen.