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Haiti: Fünf Jahre nach dem verheerenden Erdbeben keine Besserung in Sicht
14.01.15 - Am 12. Januar 2010 legte ein verheerendes Erdbeben große Teile des Inselstaates Haiti auf der karibischen Insel Hispaniola in Schutt und Asche. 230.000 Menschen starben, 300.000 wurden verstümmelt, 1,5 Millionen obdachlos. Fünf Jahre später lebt immer noch eine halbe Million in Notunterkünften riesiger Slums – ohne Wasser, ohne Kanalisation, ohne Strom. Sechs von zehn Haitianern leben in extremer Armut mit weniger als einem Euro am Tag. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 60 Prozent, genauso viele sind Analphabeten ("Frankfurter Rundschau", 12.1.15). Noch heute grassiert die Cholera, die vor dem Beben auf Haiti ausgerottet war. Tausende von Frauen sind Opfer sexueller Gewalt.
Nach der Erdbebenkatastrophe wurden weltweit Spenden in Milliardenhöhe gesammelt, über die zahlreiche Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Hilfsagenturen verfügten. Nur wenig kam davon überhaupt bei den Bedürftigen an. Stattdessen flossen Spendengelder unter anderem in den Bau eines neuen Justizpalastes, in die Errichtung von Büro- und Geschäftsgebäuden, Supermärkten und Hotels.
Auf dem Höhepunkt der allgemeinen Spendenbereitschaft nach dem Erdbeben nutzten die USA die Situation, um Haiti mit 22.000 Soldaten zu besetzen. Diese militärische Aktion wurde als "Invasion des Erbarmens" vor der Weltöffentlichkeit gerechtfertigt. Stefan Engel schreibt dazu in dem Buch "Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution": "Unter der Hülle humanitärer Hilfe zerschlug die US-Invasion die letzten noch vorhandenen selbständigen Strukturen Haitis, liquidierte jegliche politische Selbständigkeit des Landes und unterminierte jede eigenständige Versorgung." (S. 306)
Ex-US-Präsident Bill Clinton, der Leiter der Wiederaufbaukommission auf Haiti, trieb die Öffnung der Märkte für ausländische Produkte und Investitionen voran. Ziel war, Haiti in ein Billiglohnland für die US-Textilindustrie zu verwandeln. Noch heute wird das Land unter dem Vorwand, Sicherheit zu schaffen, von der sogenannten "UN-Friedenstruppe" MINUSTAH unter Kontrolle gehalten. Der Imperialismus treibt das Land immer tiefer in die Krise und Abhängigkeit.
Aber die Massen finden sich mit diesen Zuständen nicht ab. Es vergeht kaum eine Woche ohne Demonstrationen und Proteste, trotz großer Brutalität der Polizeikräfte. Die Neue Kommunistische Partei Haitis (Marxisten-Leninisten), die NPCH (ML) - Nouveau Parti Communiste Haϊtien (Marxiste-Léniniste) leistet unter schwierigsten Bedingungen ihre Arbeit. Sie ist wie die MLPD Mitglied in der revolutionären Weltorganisation ICOR. Am 12. Januar 2015 forderten 1.500 Demonstranten den Rücktritt des Präsidenten Martelly und den Abzug von MINUSTAH. Im Dezember 2014 musste unter dem Druck aus der Bevölkerung der Premierminister Lomothe zurück treten. Immer wieder streikten Textilarbeiter für Mindestlöhne.
Es gibt Projekte zur Selbsthilfe, die von Haitianern selbst ins Leben gerufen wurden, wie der Verein VINOUS. Er setzt sich dafür ein, dass die Jugend in Haiti eine Ausbildung bekommt und eine Zukunft hat. Dazu wurde ein Betreuungszentrum für Jugendliche eingerichtet. Gelder aus den Hilfsmilliarden gibt es dafür nicht. Die Hilfsorganisation "Solidarität International" unterstützt dieses Projekt und leitet Spenden direkt ohne Abzüge an den Verein weiter. Dieser lädt auch dazu ein, das Projekt in Haiti zu besuchen. Wer Kontakt möchte, wendet sich an "Solidarität International" e.V., Grabenstraße 89, 47057 Duisburg.
Mehr Informationen zu VINOUS und ein Flyer finden sich auf der Homepage www.solidaritaet-international.de