Politik
Sind 85 "Leistungsträger" mehr wert als 3,5 Milliarden Werktätige?
20.01.15 - Schon nächstes Jahr wird das reichste Prozent der Weltbevölkerung mehr als die Hälfte des weltweiten Vermögens besitzen, d.h. dieses eine Prozent ist dann reicher als alle restlichen 7,28 Milliarden Menschen zusammen. Diese Ergebnisse einer Studie hat die britische Organisation Oxfam gestern veröffentlicht.
Doch selbst innerhalb des einen Prozents der Superreichen gibt es noch eine starke Differenzierung: Laut der Studie besitzen die 85 reichsten Menschen der Erde genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen - das sind rund 3,5 Milliarden Menschen. 85 schmarotzende "Leistungsträger" sind im Kapitalismus mehr wert als 3,5 Milliarden Werktätige, die den Reichtum erarbeiten.
Doch auch die angeblich dazwischen liegende wohlhabende "Mittelschicht" ist weitgehend eine Legende: Fast das gesamte Resteigentum liegt laut Oxfam derzeit in den Händen von 20 Prozent der Weltbevölkerung. Den verbliebenen Reichtum von etwa 5,5 Prozent würden sich die übrigen 80 Prozent der Menschheit teilen.
Wenn dann alle paar Jahre - für die Fernsehkameras weltweit in Szene gesetzt - einige Superreiche winzige Promille-Bruchteile ihres geraubten Vermögens für die angebliche Linderung des Massenelends spenden, dann werden wir von den Massenmedien daran erinnert, wie sozial und mitfühlend diese Leute trotz ihres Reichtums geblieben sind. Tatsächlich repräsentieren diese menschenverachtenden Spitzen der herrschenden Klasse ein kapitalistisches System, das zutiefst dekadent und von innen her verfault ist.
Die Zahlen und noch mehr die damit verbundene Realität zeigen, wie dringend es ist, diese Verhältnisse zu ändern. Doch statt diese Schlussfolgerung zu ziehen, kehrt die Oxfam-Studie in den Schoß der herrschenden Ideologie und Politik zurück. Hilf- und zahnlose Forderungen wie "Bekämpfung von Steuerflucht" und "Besteuerung von Kapital anstelle von Arbeit" können die Probleme der Ausbeutung von Mensch und Natur nicht lösen. Oxfam-Direktorin Winnie Byanyima fordert, die Regierungen müssten sich gegen Interessengruppen durchsetzen, "die einer faireren und gedeihlicheren Welt im Wege stehen".
Aber nicht ominöse "Interessensgruppen", sondern das allein herrschende internationale Finanzkapital steht an der Spitze der Ausbeutung und Unterdrückung von Mensch und Natur und hat Massenarmut, Hunger, Kriege und den Übergang in eine globale Umweltkatastrophe zu verantworten. Es hat sich die Regierungen und Staatsapparate längst untergeordnet und ist mit ihnen verschmolzen.
So interessant die Studie ist, sind Organisationen wie Oxfam längst in die verschleierten Herrschaftsmethoden des internationalen Finanzkapitals eingebunden. So darf Byanyima als "kritisches Aushängeschild" auf dem bevorstehenden Weltwirtschaftsforum in Davos den Co-Vorsitz führen.
Eine grundsätzliche Lösung für die Ausgebeuteten und Unterdrückten der Welt erfordert einen Zusammenschluss, der stärker ist als das internationale Finanzkapital. Unter Führung revolutionärer Parteien werden sie den Kapitalismus in einer internationalen Revolution beseitigen und ihre gerechte, sozialistische Ordnung aufbauen.