Wirtschaft

Streik bei Bessey-Stahl für einen Tarifvertrag

Streik bei Bessey-Stahl für einen Tarifvertrag
Die streikenden Kolleginnen und Kollegen bei Bessey haben das Tor besetzt (rf-foto)

Bietigheim-Bissingen (Korrespondenz), 20.02.15: Mittwoch, 18. Februar, kurz vor 5.30 Uhr. Die Feuerkörbe brennen schon. Ein paar Kollegen holen Tische und Bänke aus dem Streiklokal, Gas-Pilze und zwei Pavillons. Wir bauen alles auf – jetzt kann's losgehen. Das Tor bei Bessey in Bietigheim-Bissingen ist dicht. Ich stelle mich als „Rote Fahne“-Korrespondent vor, dass ich über den Streik berichten will und überbringe solidarische Grüße.

Die Kollegen von Bessey-Stahl streiken für einen Tarifvertrag. Die beide Bereiche "Bessey-Tool" und "Bessey-Stahl" gehörten ursprünglich zusammen. Dann wurden sie getrennt; „Tool“ blieb im Arbeitgeberverband mit Tarifbindung,"Bessey-Stahl" trat 2013 aus dem Arbeitgeberverband Südwestmetall aus und ist nun ohne Tarifbindung. Die Geschäftsleitung will die 42-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich einführen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld streichen. Damit hat sie die Belegschaft herausgefordert – 89 Prozent stimmten bei der Urabstimmung für Streik! Für die Durchsetzung der Tarifbindung und gegen die Verschlechterung der Bezahlung und Arbeitsbedingungen. ...

Die Posten nehmen die Kontrolle sehr genau. Sie werden unterstützt durch Kollegen anderer Betriebe der Region: Valeo, Komet, Mann und Hummel. Eine Vertrauenskörper-Leiterin eines benachbarten Betriebs nutzt ihren Urlaub und steht heute wieder vor dem Tor, auch die ehemalige Betriebsratsvorsitzende kommt jeden Tag. ... Weniger entspannt war am Montag ein Personalchef. Als er hinter das Absperr-Transparent ging nahmen ihn ein paar Streikposten kurzerhand unter den Armen und trugen ihn wieder zurück. Auch Geschäftsführer Fuchs muss warten. Er kommt um 6.30 Uhr in seinem Porsche angefahren. Die Streikposten halten ihn auf und im Licht seiner Autoscheinwerfer lesen sie in aller Ruhe die Streiknachrichten der IG Metall. Nach 15 Minuten darf Fuchs weiterfahren – durch das Spalier von Kollegen, die ihm demonstrativ ihre rückwärtige Partie zuwenden.