Umwelt

Erneut hochradioaktives Wasser bei Fukushima ins Meer gelangt - von wegen "alles im Griff"

Erneut hochradioaktives Wasser bei Fukushima ins Meer gelangt - von wegen "alles im Griff"
Namie - eine evakuierte Geisterstadt in der Nähe von Fukushima (foto: Steve Herman, VOA News, photo gallery)

23.02.15 - Erneut ist aus einem Leck in den AKW-Ruinen in Fukushima hochradioaktives Wasser in den Pazifik gelangt. Laut Betreiberfirma Tepco mit Werten, die 70 Prozent über den ohnehin hohen Belastungswerten liegen - was wie gewohnt heruntergespielt sein dürfte. Das Leck sei mittlerweile wieder geschlossen. Aber der Austritt geringer radioaktiv belasteten Wassers in Ozean oder Grundwasser findet ständig und unbemerkt statt. Die Folgen der Atomkatastrophe von Fukushima werden inzwischen dank einer koordinierten Medienzensur gegenüber der Weltöffentlichkeit weitgehend totgeschwiegen. Die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) lobte kürzlich sogar die "Reinigungsarbeiten" an den Atomruinen.

Das steht im Kontrast zur tatsächlichen Lage. Der Atomkatastrophe von Fukushima ist alles andere als "im Griff". Zwar ist es inzwischen offenbar gelungen, mehr als 1.300 abgebrannte Brennstäbe aus einem Abklingbecken im Gebäude von Reaktorblock vier zu bergen. Das ändert aber nichts an den weitgehend unkontrollierten Kernschmelzen in den Reaktoren eins bis drei. Die Brennstäbe sind dort vermutlich zu Hunderten geschmolzen und haben sich mit dem Stahl und Beton der Reaktor-Schutzhülle zu einer hoch radioaktiven Masse verbunden.

Die Folge ist eine schleichende radioaktive Verseuchung von Mensch und Umwelt über Jahrhunderte hinweg. Selbst die IAEA rechnet mit Stilllegung und Rückbau der zerstörten Reaktoren erst in drei bis vier Jahrzehnten. Niemand weiß, wohin mit den strahlenden Atomruinen in Fukushima, wohin mit den Millionen Litern radioaktiv verstrahlten Wassers in den Auffangbehältern oder den Millionen Tonnen abgetragenen verseuchten Erdreichs und Laubs. Diese lagern in teils schon geschädigten Plastiksäcken immer noch auf Privat- und Gemeindegrundstücken.

Für das verseuchte Wasser schlägt die internationale Atomenergiebehörde IAEA - eine UN-Organisation - vor, es ins Meer zu leiten, wenn es weitgehend von radioaktiven Bestandteilen gereinigt sei und nur noch schwach strahle. So würden es auch Atomanlagen in aller Welt machen, die Schäden seien dann nur noch "geringfügig". Aber ungefährliche Radioaktivität gibt es nicht!

Das Herunterspielen der tödlichen Gefahren der Atomkraft und ihrer Unbeherrschbarkeit hat System. Weder aus Macht- noch aus Profitgründen will das internationale Finanzkapital auf die Atomkraft verzichten. Die neue EU-Kommission unter Jean-Claude Juncker hat die weitere Förderung der Atomenergie in ihr Programm geschrieben. Die Bundesregierung schreibt ihre Atomkooperation mit Brasilien ausdrücklich fort. China ist inzwischen Weltmarktführer beim Bau von Atomkraftwerken und investiert 345 Milliarden US-Dollar in rund 130 neue Anlagen bis 2040.

Es ist Bestandteil des umweltpolitischen "Rollbacks" der imperialistischen Regierungen, die Atomkraft als "Zukunftstechnologie" anzupreisen, mit der auf dem "Klimawandel" reagiert werden könne. Tatsächlich sind es die gleichen Konzerne, die hauptverantwortlich für den Anstieg des CO2-Gehalts in der Atmosphäre sind, gleichzeitig die Umstellung auf erneuerbare Energien unterlaufen und dann noch die Atomkraft als "Alternative" verkaufen wollen (lesenswert ist dazu auch das Kapitel "Die unverantwortliche Nutzung der Atomenergie" in dem Buch "Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?").

In den USA sind Experimente mit einem als "schmelzsicher" bezeichneten Reaktor geplant, der Schmelzsalz als Kühlmittel benutzt. Die Experimente der Firma "Transatomic Power" werden vom Risikokapitalfonds des "Facebook"-Investors Peter Thiel und zwei weiteren Familienfonds mit 2,5 Millionen US-Dollar gesponsert. Statt mit zweifelhaften und riskanten Methoden zu versuchen, die unbeherrschbare Energiegewinnung aus Atomkraft zu retten, gehört sie weltweit abgeschafft.

Dazu muss der aktive Widerstand als Teil des Kampfes gegen den beschleunigten Übergang in eine globale Umweltkatastrophe geführt und international koordiniert werden. Ein wichtiges Datum dafür der vierte Jahrestag der Fukushima-Katastrophe am 11. März. In vielen Städten sind dazu Mahnwachen geplant und Montagsdemonstrationen planen ebenfalls, dies zu einem Schwerpunkt ihrer Aktivitäten am 9. März zu machen.