Politik
Antifaschisten siegreich gegen Faschistenmarsch
Gelsenkirchen (Korrespondenz), 01.05.15 (22:45 Uhr): Um 21 Uhr ging telefonisch die Meldung aus Gelsenkirchen ein, dass die Polizei mit Macht versucht, den geplanten faschistischen Aufmarsch von Essen nach Gelsenkirchen möglich zu machen. Hunderte Menschen stellen sich seit Stunden diesem Versuch in den Weg und blockieren die Zugangsstraße für die Faschisten.
Auch auf Essener Seite der Stadtgrenze gibt es antifaschistische Blockaden. Immer wieder fordert die Polizei die Auflösung der Blockaden. Zuvor wurde der Versuch einer antifaschistischen Demonstration mit Schubsen und körperlichen Zurückdrängen durch die Polizei von der Straße gedrängt. Über einen längeren Zeitraum verhinderte die Polizei das Zuströmen weiterer Antifaschisten zu der Blockade in Gelsenkirchen. Erst kurz nach 21 Uhr durften wieder Menschen zu den Blockierern, die so um mehrere Hundert Antifaschisten angewachsen sind.
Aus Essen wurden ein ähnliches Vorgehen berichtet: Antifaschisten oder Menschen, die dafür gehalten wurden, wurden von der Polizei an der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel gehindert und überall aufgehalten. Damit brach die Polizei in beiden Städten vielfach die Ankündigung ihres Sprechers Ulrich Faßbender: "Jeder darf friedlich und ohne Waffe an den Veranstaltungen teilnehmen."
Anders das Verhalten der Polizei gegenüber den Faschisten. Die braune Terrorbande - ein 50-Mann-Häuflein - wurde unter Polizeischutz freundlich zu seinem Kundgebungsort begleitet, wo sie am Ende auf 200 anwuchsen.
Der Marsch von Essen nach Gelsenkirchen ist von der faschistischen Gruppe "Die Rechte" angemeldet, die seit Jahren in Dortmund versucht, Fuß zu fassen. Sie tritt dort immer wieder offen faschistisch in Erscheinung und bedroht Journalisten und Antifaschisten. Es ist eine Provokation der Polizei, am 1. Mai, dem Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse, die Todfeinde der Arbeiterinnen und Arbeiter, die Todfeinde jeder Demokratie derart zu unterstützen. Es is schwer vorstellbar, dass dies ohne Rücksprache mit dem SPD-Innenministerium erfolgt.
Kurz vor 22 Uhr ging die Meldung ein, dass der Versuch der Faschisten, nach Gelsenkirchen zu marschieren, gescheitert ist. Sie mussten unverrichteter Dinge wieder zurück und ihre Aktion auflösen. Derzeit beginnt eine spontane Siegesdemonstration der Antifaschisten - auf der Strecke, die die Faschisten ursprünglich laufen wollten.
Um 22.45 Uhr ging ein letzter Telefonbericht ein: Die Antifaschisten haben auf ihrer Demonstration die Rotthauser Anwohnerinnen und Anwohner informiert, dass der Faschistenaufmarsch erfolgreich verhindert wurde. Gemeinsam zogen Essener und Gelsenkirchner Antifaschisten, darunter Mitglieder von Grüne, SPD, Linkspartei und MLPD sowie des Jugendverbands REBELL zum Ernst-Käsemann-Platz. Dort hatte bereits am frühen Abend ein buntes, antifaschistisches Volksfest begonnen. Ernst Käsemann war ein antifaschistisch eingestellter Theologe. Der Erfolg wurde gefeiert und es wurde verabredet, künftig solchen braunen Provokationen gemeinsam und entschlossen entgegen zu treten.