International
17. Internationales Pfingstjugendtreffen schwungvoll gestartet
23.05.15 - „Erdogan – Verbrecher! Merkel ist nicht besser! Kobanê hat Großes vor. Erkämpfen wir den Korridor!“ Eine neue Strophe des Kobanê-Lied macht die Runde auf der diesjährigen Zukunftsdemo, die heute Vormittag zum Auftakt des 17. Pfingstjugendtreffens durch die Essener Innenstadt zog. Ein humanitärer Korridor muss erkämpft werden, um Kobanê mit den notwendigen Hilfsgütern zum Aufbau ihrer zerstörten Stadt versorgt werden kann. Die türkische Regierung, aber auch die Merkel-Regierung haben bisher dafür keinen Finger krumm gemacht. Über 1.500 Kinder und Jugendliche und Junggebliebene machten sich mit Sprechchören, Musik und einer rebellischen Trommelgruppe lautstark bemerkbar. Erstaunt und interessiert blieben die Leute angesichts der optimistischen, zukunftsweisenden, vielfältigen und selbstbewussten Demonstranten der am Straßenrand stehen. Das gibt es in Essen nicht alle Tage zu sehen.
Auf der Abschlusskundgebung kam eine ganze Bandbreite an Zukunftsfragen auf den Tisch. Eine Delegation der Streikenden im Erziehungs- und Sozialdienst berichtete von ihrem Streik, Vertreter der Vertrauens- und Jugendvertrauensleute berichteten, wie bei TKS Steel in Duisburg die unbefristete Übernahme von 300 Azubis durchgekämpft wurde. „Die RAG will verbrannte Erde im Ruhrgebiet hinterlassen“, warnten Bergarbeiter der überparteilichen Bergarbeiterinitiative „Kumpel für AUF“. Für die MLPD sprach Gabi Gärtner. Natürlich waren auch REBELL und Rotfüchse dabei. Der Vertreter des REBELL attackierte die neuen Vorschläge aus CDU und FDP, Cannabis zu legalisieren. Vertreterinnen von Migranten hielten kämpferische Beiträge so wie Frauen- und internationale Verbände. Viel Applaus bekam auch Nihad Kiratli der Vorstand der Mesopotamisch Ökologische Bewegung und der Umweltgewerkschaft aus Deutschland. Natürlich – typisch Pfingstjugendtreffen – gab es zwischen den Redebeiträgen immer wieder mitreißende Kulturbeiträge.
Die Trommelgruppe des Jugendorganisation REBELL leitete lautstark um 14 Uhr die feierliche Eröffnung des 17. internationalen Pfingstjugendtreffens ein. Nach zwei Jahren intensiver Vorbereitung ging es nun endlich los. Gäste und Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 19 Ländern sowie hochrangigen Vertretern des kurdischen Befreiungskampfes zeigen den internationalen Charakter des Treffens. Der Schirmherr Prof. Jean Ziegler aus der Schweiz - wegen Verpflichtungen in Nord-Afrika leider nicht persönlich anwesend - schickte herzliche Grüße. Auch der Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Baranowki wünschte dem Treffen viel Erfolg. Die von ihm angesprochene gute Aufnahme und Versorgung der Gäste in Gelsenkirchen garantieren in schon bewährter Weise zahllose Helfer.
Unmittelbar danach begann ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Programm an sieben Hotspots zur Umwelt, Antifa, Mädchen- und Frauenpower, Ausbildung und Zukunft, Internationale Solidarität und Zukunftsvisionen. Am letzteren befindet sich auch der Stand der MLPD und der Redaktion der „Rote Fahne“. Beim Fußballturnier startete mit mindestens 17 Mannschaften und aus den verschiedenen Verpflegungsständen ziehen leckere Düfte über den Platz.
Alles professionell und mit Liebe zubereitet und angerichtet, berichten die Besucher auf dem Platz. „Wieder lebt das Pfingstjugendtreffen von der Selbstorganisation und der großen freiwilligen Initiative der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Toll ist auch die Vielfalt der Angebote und Programme, zum Beispiel auch für Kinder. Das Interesse an den Umweltthemen ist sehr groß, zum Beispiel jetzt bei der Podiumsdiskussion 'Umwelt kaputt? Nicht mit uns?'“ so eine Teilnehmerin, die zu Redaktionsschluss noch lief.
Im Zelt des Bergleutecafés Hugo Hauer – organisiert von Kumpel für AUF – startete gleich zu Beginn einer der Höhepunkte des ersten Tages: Der MLPD-Vorsitzende und Autor des Buches „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ hielt einen kurzen, gleichzeitig allseitigen Vortrag und ging dabei insbesondere auf den Bergbau ein. Vielfach wird, vor allem von der kleinbürgerlichen Umweltbewegung, so getan, als sei der Bergbau der Inbegriff der Umweltzerstörung und müsste so schnell wie möglich komplett beendet werden. Das ist vom Standpunkt der Weltanschauung der Einheit von Mensch und Natur grundfalsch und entspricht der Auffassung, dass der Mensch gar keinen Einfluss auf die Natur nehmen solle. Dabei ist diese Fähigkeit des Menschen grundlegend für das menschliche Leben und ohne Bergbau gäbe es keine Industrieproduktion. Nicht der Bergbau und nicht die Industrieproduktion bedingen per se die Deformierung der Biosphäre, sondern die Art und Weise, wie dies geschieht: nachhaltig und behutsam oder destruktiv und als hemmungsloser Raubbau an der Natur.
Seit den 1970er Jahren verschärft und erweitert sich die Umweltkrise zu einem bereits weit fortgeschritten Umschlag in eine drohende Umweltkatastrophe. Im Bergbau sind insbesondere der Übergang zum Tagebau und die Einführung des Fracking zerstörerische Methoden. Wir von der MLPD setzen uns ebenso wie die „Kumpel für AUF“ entschieden dafür ein, den Abbau der Steinkohle als Industrierohstoff zu erhalten und nicht zugunsten von Fracking zu opfern. Damit verbinden wir den Kampf um Arbeitsplätze mit der Umweltfrage.
In Kürze beginnt das heutige Openair-Konzert. Morgen wartet – nach einer sicher kurzen Nacht ein zweiter spannender Tag auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Bereits um 11 Uhr startet einer der ersten Höhepunkte, die Podiumsdiskussion "Freiheit für Rojava!". Auf dem Podium sitzen: Frau Delsha Osman, Co-Vorsitzende der KCD-E, des Kongress der demokratischen Kurdischen Vereinigungen in Europa! Sie diskutiert mit Fr. Dr. Dersim Dagdeviren, Peter Weispfenning und Yilmaz Kawa über die Perspektiven und die Solidarität mit dem kurdischen Befreiungskampf, wie der Koordinierungsausschuss des Pfingstjugendtreffen heute morgen in einer Pressemitteilung bekannt gab.
Die Pressemitteilung des Zentralen Koordinierungsausschuss von heute Abend