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Tolles Wetter, beste Stimmung, spannende Diskussionen und Vorfreude auf das Open-Air-Konzert heute Abend – der zweite Tag des Pfingstjugendtreffens
24.05.15 - Mit rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fand heute einer der inhaltlichen Höhepunkte des 17. Internationalen Pfingstjugendtreffen statt: Die Podiumsdiskussion „Freiheit für Rojava“, die um 11 Uhr auf der Hauptbühne begann. Auf dem Podium saß die kurdische Journalistin Delsha Osman, sie ist Ko-Vorsitzende des KCD-E (Kongress der demokratischen Gesellschaft – Europa). Neben ihr Abdullah Efe von der kurdischen Organisation NAV-DEM (Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland), die Gelsenkirchener Kinderärztin Dr. Dersim Dagdeviren und Peter Weispfenning, Mitglied im Zentralkomitee und Internationalismus-Verantwortlicher der MLPD. Delsha Osman und Dersim Dagdeviren würdigten den heldenhaften Widerstand der kurdischen Kämpferinnen und Kämpfer – besonders der Frauenverteidigungseinheiten YPJ – im Kampf um Kobanê. Sie berichteten aber auch von der weitgehenden Zerstörung der Stadt.
Der Kampf kostete über 700 Tote, 80 Prozent der Gebäude sind zerstört. Abdullah Efe berichtete von einer Konferenz zum Wiederaufbau von Kobanê, die kürzlich in Amed/Diyarbakir stattfand und die Forderung nach einem humanitären Korridor von der Türkei nach Kobanê unterstrich. Peter Weispfenning hob die Bedeutung des Solidaritätspakts der ICOR hervor. Der kurdische Dachverband KCD-E habe seinerseits die Mitgliedschaft in der ICOR beschlossen. Dadurch könne der kurdische Befreiungskampf nicht mehr isoliert werden und werde selbst zu einem Teil der Vorbereitung der internationalen Revolution.
Stefan Engel, der internationale Hauptkoordinator der ICOR ging auf den Wiederaufbau in Kobanê ein: „Gerade nach einer erfolgreichen Revolution entsteht eine nicht unkomplizierte Situation, manchmal komplizierter als der militärische Kampf. Die ICOR-Brigaden sind dabei nicht nur ein Bautrupp. Sie sollen mit dem Menschen vor Ort gemeinsam aufbauen und ihnen das Gefühl vermitteln: 'Ihr seid nicht allein!' Wir wiederum wollen bescheiden an diesem Lernprozess teilnehmen, uns gemeinsam nicht nur an den Problemen, sondern an ihrer Lösung beteiligen.“
Zahlreiche interessante Beiträge aus dem Publikum machten deutlich, welch breite Initiativen der Solidaritätspakt mit Rojava bereits hervorgebracht hat. Seit gestern ist auch die Homepage der ICOR-Brigaden aus Deutschland online. Gabi Gärtner von der MLPD, die die Diskussion moderierte, fasste am Schluss zusammen: „Hier wächst etwas Neues zusammen – das ist ein großes Signal dieser Diskussion.“
Trocken, warm und sonnig unter – bis zu Redaktionsschluss - optimalen Bedingungen erlebten Tausende Besucherinnen und Besucher den zweiten Tag des 17. Internationalen Pfingstjugendtreffens. Selten hatten Kinder soviel Spaß beim Lernen wie beim Labor Piffpaff oder den Umweltexperimenten im Hotspot Umwelt. Ein umfangreiches sportliches Programm vom Fußballturnier, Zumba, gleich mehrere Kampfsportarten und die Hüpfburg für die Kleinsten sorgte dafür, dass niemand unnötige Kalorien ansetzen musste. Die Gefahr war durchaus real angesichts kulinarischer Köstlichkeiten gleich mehrerer Kontingente. Sportlicher Höhepunkt war das Spiel ohne Grenzen mit 16 Mannschaften und rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Rund 200 Besucherinnen und Besucher diskutierten bereits gestern mit dem Jugendverband REBELL, der Umweltgewerkschaft, dem Umweltaktivist und Bergarbeiter Christian Link, einer Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft sowie Vertretern der Bürgerinitiative Hambacher Forst und der Mesopotamischen ökologischen Bewegung unter der Forderung: „Natur kaputt?! Nicht mit uns!“ Das Publikum würdigte die Vielfalt des Podiums, vom Arbeiter, über die Landwirtschaft, bis zur kurdischen Freiheitsbewegung und wünschte sich eine intensive Zusammenarbeit, um Millionen Menschen für den aktiven Widerstand gegen den Übergang in die globale Umweltkatastrophe zu gewinnen. In vielfältigen Berichten und Auseinandersetzung kam große Übereinstimmung zum Ausdruck, dass um die Natur zu retten, der Kapitalismus beseitigt werden muss.
In vielen weiteren Diskussionsrunden wurden brennende Fragen beraten. So beim Erfahrungsaustausch zum antifaschistischen Kampf „Kein Fußbreit den Faschisten“ über die Hintergründe des Faschismus, neue rassistische konterrevolutionäre Bewegungen wie PEGIDA und vor allem wie man dagegen kämpfen kann und muss. Typisch für das internationale Pfingstjugendtreffen: Auch Gäste vom Jugendverband MIKSZ aus Ungarn brachten ihre Erfahrungen mit der Unterdrückung durch die Fidesz-Regierung ein. Hier bestand Einheit darin, der antifaschistische Kampf muss von Menschen unterschiedlicher Klassen und Schichten und über weltanschauliche Grenzen hinweg gemeinsam geführt werden.
Viele wollten hören, was Maria Manta, von der Internationalismus-Abteilung der ICOR-Organisation KOE (Kommunistische Organisation Griechenland), die auch in SYRIZA mitarbeitet, auf einer weiteren Gesprächsrunde zu berichten hatte. Sie führte unter anderem aus: „Wir von der KOE haben immer kritisiert, wenn Kräfte in SYRIZA auf ein Entgegenkommen der EU bzw. der Troika hoffen. Wir tun das weiterhin, um die Bevölkerung auf die Kämpfe vorzubereiten, die notwendig sind, die Interessen der Massen tatsächlich durchzusetzen.“ Interessante Diskussionen gab es unter anderem über die Frage, wie die Abgeordneten der KOE kontrolliert werden, die über SYRIZA ins Parlament gekommen sind, oder über Kritiken an der Koalition von SYRIZA mit der ultrarechten ANEL-Partei.
Zu Redaktionsschluss beantwortete Monika Gärtner-Engel, die stellvertretende Vorsitzende der MLPD gerade die Fragen, die einige der rund 150 Besucherinnen und Besucher „schon immer einmal der MLPD stellen wollten“.
Derzeit freuen sich alle auf das Open Air Konzert heute abend mit Roy de Roy, Oma's Zwerge, Umuda Haykiris und Gehörwäsche. Für Leute mit dem Eintrittsbändchen des Pfingstjugendtreffen ist der Eintritt frei. Alle anderen zahlen 12 Euro.
Mehr über all die Veranstaltungen und Events in den nächsten Ausgaben der „Rote Fahne“. Eine gute Gelegenheit für ein vierwöchiges kostenloses Probeabonnement der „Rote Fahne“.