Betrieb und Gewerkschaft
Bundesweiter Siemens-Aktionstag: 1.200 Kolleginnen und Kollegen in Nürnberg auf der Straße
10.06.15 - Am bundesweiten Siemens-Aktionstag gegen die Arbeitsplatz-Vernichtungspläne des Konzerns beteiligten sich rund 6.000 Kolleginnen und Kollegen (siehe auch "rf-news"-Bericht von gestern). Von der Aktion in Nürnberg berichtet ein Korrespondent:
"Die Stimmung war kämpferisch und die Kollegen waren stolz auf die gute Beteiligung, auch die von den 'nicht betroffenen' Werken. Dass sie in einer unbedeutenden Seitenstraße stattfand, entsprach wiederum nicht dem Geist der Aktion.
Es sprachen auf der Kundgebung neben den angekündigten Rednern wie Jürgen Wechsler (IG-Metall-Vorsitzender Bayern) auch verschiedene Vertrauenskörper-Leiter und Betriebsräte. Jürgen Wechsler appellierte vor allem an den 'Familiensinn' der Firma Siemens. Siemens ist aber längst ein großes internationales Monopol, das sich im internationalen Konkurrenzkampf behaupten muss. Dieser Konzern wird niemals auch nur im Traum daran denken, den Menschen über die Marge (Gewinnspanne - Anm. d. Red.) zu stellen, wie es in den Reden immer wieder gefordert wurde.
Dazu brauchen wir schon ein anderes Gesellschaftssystem, wo der Mensch und nicht die Profitwirtschaft im Mittelpunkt steht. Dies brachte ein Vertreter der Werke gegen Ende auch noch mal auf den Punkt: im Kapitalismus folgt ein 'Sparprogramm' dem nächsten – er habe genug davon und könne dieses Wort gar nicht mehr hören. Der Tenor der Veranstaltung ging jedoch in eine andere Richtung: bloß nicht die Frage nach dem System stellen, sondern sich lieber auf die Stärkung des Standorts Deutschlands beschränken, was die notwendige internationale Solidarität der Arbeiter untereinander noch untergräbt.
Bei Siemens sei das ja schon immer so gewesen, dass es 'starke und schwache' Standorte gäbe, der 'Starke' hat den 'Schwachen' mit durchgezogen und auch dieses Mal wird die IG Metall alles tun, um die 'starken Standorte' zu erhalten.
Was ist dann mit den 'Schwachen'? Der Frage nach dem Kampf um jeden Arbeitsplatz, wie sie im konzernweiten Flugblatt der MLPD (hier zum Nachlesen, Herunterladen und Weitergeben) gut aufgeworfen wurde, wurde in den offiziellen Reden ausgewichen. Schon zu Beginn meinte Rudi Lutz, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Nürnberg, die Lage sei nicht dramatisch – es ginge der IG Metall mit ihrem Aktionstag vor allem darum, jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Viele Kolleginnen und Kollegen sahen das in den Gesprächen durchaus kritischer. Ein junger Arbeiter meinte: 'Bei 300 Beschäftigten in unserem Werk sind die 42 Angestellte, welche abgebaut werden sollen, schon viel. Das merken wir, deshalb sind auch viele mit rausgekommen.' Ein ganzer Bus kam von Siemens Turbo, einem Werk, dass immer wieder von Entlassungen, sogar schon von der Schließung bedroht war. Einer der Kollegen meinte: 'Vor ein paar Jahren haben sie bei uns auch Kollegen 'freiwillig' abgebaut. Jetzt läuft der Laden wieder, wir fahren Dreischicht und kloppen Überstunden und machen die selbe Arbeit mit weniger Leuten, deshalb bin ich auch gekommen.'"