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Weltmeere stehen vor dem Kollaps

Weltmeere stehen vor dem Kollaps
(rf-foto)

05.07.15 - Die weltweite Kohleverbrennung, die auch von der Bundesregierung mit ihrem "Kohlekompromiss" forciert wird, treibt die globale Klimaerwärmung voran (siehe "rf-news"-Artikel vom 3. Juli 2015). Was das für die Weltmeere bedeutet, deckten Forscher des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven aktuell auf.

Die Weltmeere und die Küstenregionen haben zentrale Bedeutung für das biosphärische System der Erde. Sie sind eine unverzichtbare Lebensgrundlage der Menschheit, bedecken 71 Prozent der Erde und enthalten 90 Prozent der Biomasse der Erde. Bislang funktionierten die Meere als "Kühlschrank" und Kohlendioxidspeicher unserer Erde. An den Küsten der Ozeane lebt rund die Hälfte der Menschheit. Gerade in der jetzigen Urlaubszeit kommt den Meeren als Ort der Freizeit und Erholung große Bedeutung zu.

Würden die Kohlendioxid-Emissionen allein auf dem derzeitigen Niveau bleiben, drohen schon große Risiken für viele Tier- und Pflanzenarten: "Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden die Veränderungen bis zum Ende dieses Jahrhunderts nahezu alle Ökosysteme der Ozeane betreffen und den Meereslebewesen nachhaltig schaden" schreiben die Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts.

Das Buch "Katastrophenalarm! – Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?" deckte bereits Anfang 2014 auf, dass schon jetzt irreversible Schäden entstanden sind. Weil die Wassertemperatur inzwischen bis in Tiefen von 700 Metern gestiegen ist, wandern Arten bis zu 400 Kilometer weiter in Richtung Pol ab. Zudem schmilzt das Eis in Grönland und der Westantarktis immer stärker, was einen Anstieg des Meeresspiegels zur Folge hat. Im Meer verändern sich dadurch biologische, physikalische und chemische Abläufe – mit weitreichenden Konsequenzen für das Leben im Meer und für den Menschen.

Verschärfend kommt eine neue Stufe der Verschmutzung der Weltmeere hinzu. Die Kontamination der Meere ist bereits zu einem chronischen Prozess geworden, der das gesamte ozeanische Ökosystem betrifft. Das hat ein in der Menschheitsgeschichte noch nie dagewesenes Massensterben in den Weltmeeren zur Folge. Die Geschwindigkeit und die Rate des Sterbens in den Ozeanen sei viel größer als irgendjemand vorausgesagt habe, schreibt ein Verbund von Meeresforschern nach einer Tagung in Oxford. Zudem hat die Überfischung einige Fischbestände bereits um mehr als 90 Prozent reduziert. Die Dramatik ergibt sich vor allem aus der Kombination dieser Stressfaktoren.

Die Wissenschaftler plädieren vor der internationalen Klimakonferenz COP21 im Dezember in Paris für eine sofortige und umfassende Reduktion des Kohlenstoffdioxidaustoßes, damit es "nur" bei den jetzigen Schäden bleibt. Das ist angesichts des beschleunigten Übergangs in eine globale Umweltkatastrophe vergebliche Liebesmüh. Richtig ist, dass die Zerstörung der Ökosysteme in den Weltmeeren noch kaum im Zentrum öffentlicher Diskussionen steht. Sie wird noch gravierend unterschätzt, darauf weisen auch die Bremerhavener Forscher hin und wirken dem weitgehenden Ausblenden entgegen.

Trotzdem besteht für die neue Umweltbewegung kein Zweifel: Eine Abkehr von fossilen Energien ist für die Übermonopole im Kapitalismus bisher nicht vorgesehen – im Gegenteil. Die globale Klimaerwärmung wird in diesem System weiter voranschreiten und kann nur durch eine weltweite Widerstandsfront gestoppt werden. Die Menschheit darf die Umweltfrage nicht dem herrschenden Gesellschaftssystem überlassen. Die Lösung der Umweltfrage – die drohende Gefahr umkippender Weltmeere ist ein wesentlicher Bestandteil - erfordert einen gesellschaftsverändernden Kampf. 

Pressemitteilung des Alfred-Wegener-Instituts: "Die Meere können nicht mehr"