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Adieu Elektroauto? 66. Internationale Automobilausstellung eröffnet

Adieu Elektroauto? 66. Internationale Automobilausstellung eröffnet
Protestaktion der "BASTA!"-Frauen auf der letzten IAA (rf-foto)

18.09.15 - Am 17. September hat die 66. Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt unter dem Motto "Mobilität verbindet" für das Fachpublikum begonnen. Ab Samstag, 19. September, bis zum 27. September ist sie für das breite Publikum geöffnet. Rund 1.000 Aussteller aus der ganzen Welt präsentieren ca. 200 "Weltneuheiten" für PKWs, eine Million Besucher werden erwartet. Stand in den letzten Jahren das Thema "Elektromobilität" im Mittelpunkt, spielt es diesmal eine eher untergeordnete Rolle. Stattdessen setzen die Konzerne bei ihren Präsentationen in erster Linie auf die Entwicklung selbstfahrender Autos sowie der spritfressenden und besonders umweltschädlichen SUV's (Sport Utility Vehicle - an Geländewagen erinnernde Großlimousinen).

Die Forschung an Elektroautos wurde von den Automobilkonzernen in den letzten Jahren zunehmend zurückgefahren, die für Brennstoffzellenautos teilweise schon ganz gestoppt. Das ist Ausdruck einer Strategieänderung ihrer Entwicklungsschwerpunkte. Im Vordergrund stehen jetzt "Innovationen" auf der Grundlage des Verbrennungsmotors. Sind die SUV's offen umweltschädlich, lenkt auch die durchaus faszinierende Technik selbstfahrender Autos ebenfalls in eine Sackgasse.

Versprochen werden mehr Fahrkomfort, Sicherheit und vor allem weniger Staus, weil die vernetzte Elektronik die Abstände der Fahrzeuge dann automatisch reguliert. Bei hohem Verkehrsaufkommen werden die Autos dann eben alle gleichmäßig im Schneckentempo über die Autobahn kriechen. Diese Technologie setzt völlig einseitig auf den weiteren Ausbau des Individualverkehrs statt die zukunftsweisende Perspektive kollektiver öffentlicher Verkehrssysteme zu fördern.

Gleichzeitig mehren sich auch in den Konzernetagen die Unsicherheiten, dass aus dem erhofften weltweiten "Aufschwung" wohl nichts werden wird. So ist die Entwicklung der Automobilindustrie genauso wie die gesamte weltwirtschaftliche Entwicklung von Schwankender Stagnation und gewachsener Labilität gekennzeichnet. Während die Branche für die großen Automärkte USA und Westeuropa dieses Jahr wieder eine Zunahme der Verkäufe erwartet, hat sich im "Wachstumsmarkt" China das Blatt gewendet. So schrumpften die Autoverkäufe dort im Juli um 6,6 Prozent auf 1,27 Millionen Fahrzeuge – das entspricht dem Niveau von vor 17 Monaten. Am stärksten trifft das deutsche "Nobelmarken". Audi verkaufte im Juli 12,5 Prozent weniger Autos als im Vorjahresmonat, BMW 7,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Die Folgen des verschärften Konkurrenzkampfs werden über wachsende Ausbeutung und Unterdrückung auf die Automobilbelegschaften abgewälzt. Während Ford-Chef Bernhard Mattes gestern mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen feierlich ein 600 PS starkes GT-Sportwagenmodell enthüllte, betreibt er im Kölner Ford-Werk Massenmobbing gegen Kranke mit "Krankenrückkehrgesprächen" nach jeder Krankmeldung und der Drohung mit Verlagerung der Fiesta-Produktion, wenn der Krankenstand nicht gesenkt wird.

Gegen solche Methoden wie auch den verstärkten Einsatz von Leiharbeitern und Werkverträglern regt sich in vielen Belegschaften der Widerstand. Die IG Metall führt am 24. September einen bundesweiten Aktionstag gegen Werkverträge in den Automobilbetrieben durch. Unvergessen ist der Protest des "BASTA!"-Frauenkomitees der Bochumer Opelaner auf der 65. IAA 2013, die dort dem Opel-Vorstand mutig und selbstbewusst die rote Karte gegen die Schließung des Opel-Werks zeigten. Ein erfrischender Kontrast zu dem ätzendem Sexismus drapierter "IAA-Girls", die im Auftrag der Aussteller vor und neben neuen Modellen posieren müssen.

In einer sozialistischen Gesellschaft werden die neuen technischen Möglichkeiten der Mikroelektonik und vernetzten Kommunikation zur Entwicklung eines weitgehend öffentlichen und kostenlosen Verkehrssystems eingesetzt, das die Arbeiter und Angestellten zeitlich entlastet, für mehr Sicherheit sorgt und auf der Grundlage von zu 100 Prozent erneuerbarer Energie funktioniert. Die MLPD tritt heute schon für Sofortforderungen ein, die in diese Richtung weisen: Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs! Güterverkehr auf Schienen und Wasserwege! Schnellstmögliche Umstellung auf ein Verkehrssystem, das auf die Nutzung fossiler Brennstoffe verzichtet!

Für grundlegende Alternativen zur herrschenden am Maximalprofit orientierten Automobilproduktion steht auch die vom 14. bis 18. Oktober in Sindelfingen stattfindende 1. Internationale Automobilarbeiterkonferenz (IAC). Nach der erfolgreichen Arbeit der bisherigen Internationalen Automobilarbeiterratschläge steht jetzt eine neue Stufe der Koordination und Kooperation unter den weltweiten Automobilarbeitern, ihren Frauen und Familien an, um zu einer den internationalen Automonopolen überlegenen Kraft zu werden.