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Rojava: Wichtige Fortschritte im Kampf der Kurden gegen den faschistischen IS
22.12.15 - Das neu gegründete Militärbündnis "Demokratische Kräfte Syriens" mit den syrisch-kurdischen YPG/YPJ-Einheiten an der Spitze hat in seiner Offensive gegen den faschistischen IS wichtige Erfolge errungen. Über 200 Dörfer und 1.400 Quadratkilometer im nordsyrischen Rojava wurden inzwischen befreit. Seine Kämpfer stehen 35 Kilometer vor Rakka, der bisherigen Hauptbasis des IS.
Zu den weiteren Zielen erklärte Nilüfer Koc, Ko-Vorsitzende des Kurdistan-Nationalkongresses, am 8. Dezember in einem Interview mit der Nachrichtenagentur "Civaka Azad": "Um Rojava, den sichersten Ort Syriens, zu festigen, ist die Sicherstellung der geografischen Einheit notwendig. Die Kantone Kobanê, Afrin und Cizire müssen miteinander verbunden sein. Das bedeutet: Dscharabulus muss dem IS entrissen werden; dies ist für Rojava, Syrien und für alle, die gegen den IS kämpfen, von Nutzen."
Dscharabulus ist die letzte vom IS gehaltene Grenzstadt zur Türkei und grenzt an den Kanton Kobanê auf der anderen Seite des Euphrat. Mit seiner Eroberung wäre eine wichtige Nachschublinie des IS über die Türkei nach Rakka unterbrochen. Die territoriale Einheit von Rojava wäre durch die Verbindung der Kantone Afrin und Kobanê entlang der türkischen Grenze hergestellt, was auch den Nachschub für die "Demokratischen Kräfte Syriens" erleichtert. Schließlich wären die Pläne der türkischen Regierung, in diesem Gebiet eine Pufferzone unter ihrem Einfluss zu errichten, nachhaltig in Frage gestellt.
Vor diesem Hintergrund hält der türkische Präsident Erdogan seine aggressiven Drohungen aufrecht und erklärte gegenüber der Tageszeitung "Yeni Safak", dass 15.000 türkische Soldaten bereit stünden, um die PYD sowie ihre Volks- und Frauenverteidigungseinheiten in Rojava zu bekämpfen. Diese Drohung muss ernst genommen werden, allerdings muss Erdogan auch auf seinen Gegenspieler, den russischen Imperialismus, Rücksicht nehmen sowie auf die USA, die gegenwärtig mit der PYD kooperieren.
In den türkischen Kurdengebieten findet gegenwärtig ein brutaler Staatsterror gegen die Bevölkerung statt. In mehr als 17 Ortschaften im Südosten der Türkei wurde eine Ausgangssperre verhängt. 10.000 Soldaten, Spezialeinheiten und Polizisten mit Panzern, Kampfhubschraubern und Artillerie terrorisieren die Bevölkerung. Über 100 Tote sind bisher zu beklagen und 200.000 Bewohner mussten bereits fliehen. In mehr als 50 Städten Europas, unter anderem in Berlin, Paris, London und Wien, gingen am Wochenende Tausende Menschen gegen Erdogans Staatsterror auf die Straße (siehe "rf-news"-Bericht).
Für die weitere geplante Offensive gegen den IS war die Gründung des "Demokratischen Kongress Syriens" am 8./9. Dezember mit Vertretern von 104 Organisationen von Bedeutung. Sie ist ausdrücklich multiethnisch zusammengesetzt und hat den Anspruch, die demokratisch-revolutionären Kräfte Syriens zu bündeln. Für ihrem Kampf ist der Bau des Gesundheitszentrums in Kobanê durch die ICOR-Solidaritätsbrigaden eine wichtige Unterstützung und ein politisches Signal. Mehrere Wochen wurde die 7. Internationale Brigade an der Grenze im Nordirak festgehalten. Es ist ein bedeutender Erfolg der internationalen Solidarität und der Massenauseinandersetzungen in der Region darüber, dass diese Blockade nicht mehr aufrechterhalten wurde.
Umso mehr ist zu verurteilen, dass die Bundesregierung nicht nur die Behinderungen des Wiederaufbaus von Kobane durch die türkische Regierung duldet, sondern selbst massiven Druck ausgeübt hat, dass die 7. Brigade nicht nach Kobane konnte. Dass noch in diesem Jahr die Teilinbetriebnahme des Gesundheitszentrums erfolgen wird, zeigt jedoch: der proletarische Internationalismus ist stärker als all diese Gegenkräfte!
(Mehr zur Bedeutung des Gesundheitszentrums in Kobane und des ICOR-Solidaritätspakts mit dem kurdischen Befreiungskampf im neuen Interview der "Roten Fahne" mit dem MLPD-Vorsitzenden Stefan Engel)