Wirtschaft

Übernahmeschlacht auf dem Wohnungsmarkt

Übernahmeschlacht auf dem Wohnungsmarkt
Privatisierte und modernisierte ehemalige staatliche Sozialwohnungen wie hier in Dortmund sind ein profitables Geschäft für kapitalistische Wohnbaukonzerne (foto: Der ComputerChecker/CC BY-SA 3.0)

16.10.15 - Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia will den zweitgrößten Immobilieneigentümer "Deutsche Wohnen" für knapp neun Milliarden Euro "feindlich" übernehmen. Dabei war dieser gerade dabei, sich den drittgrößten Konkurrenten LEG Immobilien einzuverleiben, um Vonovia seine Führungsposition streitig zu machen. Dem will Vonovia nun zuvorkommen. Vonovia besitzt zurzeit 348.000, die Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein-Westfalen GmbH (LEG) 110.000 und Deutsche Wohnen 147.000 Wohnungen.

Vonovia ist die frühere Deutsche Annington. Diese hatte Ende letzten Jahres den damaligen Hauptkonkurrenten Gagfah mit 144.000 Wohnungen und die Süddeutsche Wohnen geschluckt und gab sich diesen Namen. "Deutsche Wohnen" wiederum übernahm 2013 das Gemeinnützige Siedlungswerk GSW mit seinen 60.000 Wohnungen. Die Übernahmeschlacht im deutschen Immobilienmarkt geht also in die nächste Runde. Dabei zieht der Finanzinvestor Blackrock, der bei Vonovia mit 8,3 Prozent, bei "Deutsche Wohnen" mit 7,73 und bei der LEG mit 15,04 Prozent beteiligt ist, im Hintergrund die Strippen.

Der Chef von Vonovia, Rolf Buch, behauptet, dass auch die Mieter von Einsparungen und Synergieffekten profitieren würden, da das neue Unternehmen mehr Geld in die Erneuerung der Wohnungen investieren könne. Bisher wende Vonovia schon "31 Euro pro Quadratmeter pro Jahr für die Qualität seines Wohnungsbestandes" auf. Tatsächlich werden damit in vielen Fällen nicht Instandhaltungen, sondern Modernisierungen bezahlt. Und die sind ein super Geschäft. Denn die Investierungen dafür können mit elf Prozent der Kosten auf die Jahresmiete aufgeschlagen werden.

Der Direktor des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten, erklärte dazu, "jeder Kaufpreis muss irgendwie wieder verdient werden - sei es durch Verschlankung der Verwaltung, Mieterhöhungen oder Verzögerungen notwendiger Instandsetzungen oder Instandhaltungen". Das seien die Erfahrungen mit zahlreichen früheren Übernahmen. Nach der Fusion von Deutscher Annington und Gagfah wurden z.B. die Mieten deutlich erhöht.

Bei diesen Geschäften geht es in keiner Weise um die Belange der Mieter oder Wohnungssuchenden. Im Mittelpunkt steht die Rendite für Kapitalanlagen. Und die ist auf dem Wohnungsmarkt in den vergangenen Jahren wegen der hohen Nachfrage nach Wohnraum und den Niedrigzinsen extrem hoch. Der Wohnungsmarkt wurde in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend zur Kapitalanlage und Quelle von Maximalprofit für internationale Monopole.

"Dienstleister" dabei war der deutsche Staat, der seine 395.000 Wohnungen an sogenannte "Immobilienhaie" oder "Heuschrecken" wie die Deutsche Annington verscherbelte. Heute besitzt der Bund als früher größter Wohnimmobilienbesitzer keine Wohnungen mehr. Bereits 2006 hat er sich vollständig aus der Förderung des sozialen Wohnungsbaus verabschiedet und diese auf die Bundesländer abgewälzt. Die einst vier Millionen Sozialwohnungen in den 1980er Jahren wurden systematisch auf aktuell nur noch 1,5 Millionen reduziert.

Aktuell fehlen in Deutschland mindestens 800.000 Wohnungen. "Und das wird sich angesichts der zunehmenden Zuwanderung weiter zuspitzen", erklärte der DMB-Direktor. Grundsätzlich besteht gegenwärtig in Deutschland ein Bedarf für mindestens sieben Millionen Wohneinheiten. Mieter wehren sich zunehmend gegen Mieterhöhungen. In Vonovia-Siedlungen gibt es die meisten aktiven Mieterinitiativen. Notwendig ist darüberhinaus ein gemeinsamer Widerstand mit den Beschäftigten der Wohnungsbaugesellschaften, die ebenfalls gegen die Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen kämpfen.

Die MLPD fordert in ihrem Programm die Schaffung von ausreichendem und preisgünstigem Wohnraum. Genügend Wohnungen zu niedrigen Mieten, in sozialer Interaktion, auf der Grundlage der Einheit von Mensch und Natur wird es erst in einer sozialistischen Gesellschaft geben. Ziel ist dann die "Überwindung der Trennung von Stadt und Land sowie Verschmelzung von beiden durch planmäßige Renaturierung der Städte und Urbanisierung des Landes für bestmögliche Lebens- und Arbeitsbedingungen in einer gesunden Umwelt" (Stefan Engel: "Katastrophenalarm!", Seite 320).