Wirtschaft

Diesel als "Brückentechnologie"?

Diesel als "Brückentechnologie"?
Demonstration der 1. Internationalen Automobilarbeiterkonferenz in Sindelfingen im Oktober 2015 (rf-foto)

28.11.15 - "Über die Irreführung, die Bosch verbreitet, Dieselautos seien sauberer als Luft, sind viele wütend", schreibt die Kollegenzeitung im Boschkonzern "Hochdruck und Zündstoff" diese Woche. Unter der Überschrift "VW-Krise: Denner wirft Nebelkerzen" wird Bosch-Chef Volkmar Denner anlässlich der Eröffnung eines neuen Forschungszentrums in Renningen im Oktober zitiert: Der Verbrennungsmotor sei als Übergangslösung "noch lange Zeit" unverzichtbar. Auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), macht sich Sorgen um den Diesel: "Die Gefahr ist, dass der Dieselmotor (...) in Misskredit gebracht wird … Das müssen wir wirklich verhindern, wir brauchen ihn für unsere Übergangszeit bis zur Elektromobilität, um die CO2-Ziele zu erreichen" (FAZ, 14.10.2015). 

Hintergrund ist die VW-Krise. Sie ist das aktuellste Beispiel für die Unterordnung der Staatsorgane unter die Diktatur der Monopole, die Verschmelzung von Staat und Monopolen und die Rolle des Staatsapparats als Dienstleister der Monopole. Bundesregierung als auch EU decken die Machenschaften der Autoindustrie. Auch Ministerpräsident Kretschmann füllt seine Rolle des Dienstleisters der Monopole voll aus. Hatte er noch bei seinem Amtsantritt 2011 getönt: "Weniger Autos sind natürlich besser als mehr. Wir müssen in Zukunft Mobilitätskonzepte verkaufen und nicht nur Autos ...", hat er sich nach einer wohlwollenden Einladung bei Porsche und einem "klärenden Gespräch" mit Daimler-Chef Dieter Zetsche zum "grünen Autoindustrieversteher" gewandelt, der "eng mit der Autoindustrie ist."

Von seinem versprochenen "Mobilitätskonzept" ist nichts übrig geblieben. Stuttgart gilt seit Jahren als Staustadt Nummer eins in Deutschland. Ein Grund dafür ist die Baustelle um Stuttgart 21, wo die Bundesbahn für Grundstücksspekulationen einen funktionierenden Bahnhof zerstört und mit Unterstützung der Grünen-SPD-Landesregierung der Individualverkehr zementiert wird.

Der Begriff von der Übergangszeit oder "Brückentechnologie zur Elektromobilität" eines "Grünen" Kretschmann soll davon ablenken, dass die Automobilmonopole und die monopolisierten Zulieferer für den Maximalprofit am Verbrennungsmotor festhalten.

Sie nehmen damit mutwillig die Zerstörung der Lebensgrundlagen der Menschheit in Kauf. Die Forschung an Elektroautos wurde von den Konzernen in den letzten Jahren zunehmend zurückgefahren, die für Brennstoffzellenautos teilweise ganz gestoppt. Im Vordergrund stehen "Innovationen" auf der Grundlage des Verbrennungsmotors. Als Ausdruck eines verschärften Konkurrenzkampfs in der Autoindustrie um Marktanteile werden die Umwelt zerstört und Arbeitsplätze vernichtet. Leiharbeit, Befristungen und Werkschließungen nehmen auch infolge der gegenseitigen Vernichtungsschlacht um die Weltmärkte zu.

Diesem verantwortungslosen Umgang mit Umwelt und Arbeitsplätzen setzten die Delegierten der 1. Internationalen Automobilarbeiterkonferenz vom 14. bis 18. Oktober 2015 in Sindelfingen entgegen: "Angesichts des VW-Betrugsskandals bekräftigt die Konferenz die Notwendigkeit einer völlig anderen Verkehrspolitik ohne Emissionen. Die Teilnehmer waren empört über die kapitalistische Profitlogik der bewussten Überausbeutung von Mensch und Natur."

Der Umweltkampftag am 5. Dezember ist auch für die Automobilarbeiter/-innen und die Beschäftigten in der Zulieferindustrie eine Möglichkeit, Stellung zu beziehen und sich von der Verunsicherung zu lösen.

Veranstaltung:

Stuttgart, Arbeiterbildungszentrum, Stuttgart-Untertürkheim, Bruckwiesenweg 10 : "VW-Gate – Automobilarbeiter der Region decken auf und klagen an", 5. Dezember 2015, Beginn 16:00 Uhr