Gelsenkirchen: 300 Menschen feiern die Übergabe des Gesundheitszentrums
Gelsenkirchen (Pressemitteilung), 23.11.15: 170 Brigadistinnen und Brigadisten humanitärer Brigaden der ICOR (Zusammenschluss von 49 revolutionären Organisationen aus vier Kontinenten) bauten gemeinsam mit der Bevölkerung von Kobanê unter schwierigsten Bedingungen ein Gesundheitszentrum in der zu 80% zerstörten Stadt Kobanê. Wegen der Angriffe des IS auf Kobanê geschah dies weitgehend unter Ausschluss der breiten Öffentlichkeit. Am Freitag fand in Kobanê die feierliche Übergabe des Projektes an die Stadt Kobanê statt. 500 Hundert Menschen waren gekommen.
Viele Gelsenkirchener waren an dem Projekt beteiligt: Zehn Frauen und Männer aus unserer Stadt beteiligten sich unter Lebensgefahr am Bau des Gesundheitszentrums. Viele Organisationen unterstützen das Projekt: Solidarität International Emscher Lippe, der Frauenverband Courage, die Umweltgewerkschaft Bottrop-Gladbeck-Gelsenkirchen, MLPD und Jugendverband Rebell Gelsenkirchen, die NAV-DEM und das überparteiliche Wahlbündnis AUF Gelsenkirchen. Im März gründete sich das Kobanê-Solidaritätskomitee unter Mitarbeit syrischer Familien aus Gelsenkirchen. Ärzte aus Gelsenkirchen starteten die Initiative "Medizin für Rojava". Alle gemeinsam feierten am Freitag, dem 20. November 2015, im Kultursaal der Horster Mitte den großen Erfolg, gemeinsam mit Brigadisten und Unterstützern aus Essen, Bottrop und Gladbeck. Gekommen waren 300 Personen.
Eröffnet wurde die Feier mit Grußworten von Stefan Engel, Hauptkoordinator der ICOR und Ideengeber für das Projekt, sowie Delsha Osman, Co-Vorsitzende der KCDE (Kurdisch-demokratischer Dachverband Europa). ICOR und KCDE hatten vor einem Jahr einen Solidaritätspakt beschlossen, der zum Ausgangspunkt für das gemeinsam Projekt des Gesundheitszentrums in Kobanê wurde. In den feierlichen Eröffnungsreden wurde vor allem gewürdigt, dass der 20. November 2015 ein historischer Tag ist:
- ein Tag des Sieges gegen den faschistischen IS, der noch im Juni ein Massaker in Kobanê durchführte
- ein Tag des Sieges gegen die Behinderungen des Wiederaufbaus, denn die türkische Regierung ließ humanitäre Helfer und Hilfsmaterial nicht über die Grenze
- ein Tag des Sieges auch gegenüber der Bundesregierung, die keinerlei Unterstützung gab, den humanitären Korridor durchzusetzen und
- ein Tag des Sieges gegen Faschisten in Deutschland und eine reaktionäre Flüchtlingspolitik.
Das Gesundheitszentrum in Kobanê wurde für die Menschen in Kobanê zum Symbol des Wiederaufbaus. Nach dem Massaker im Juni verließen alle anderen auswärtigen Hilfskräfte das Land. Doch die humanitären Brigaden der ICOR blieben. Delsha Osman von der KCDE würdigte auf der Feier, dass das Gesundheitszentrum in Kobanê das einzige fertig gebaute Projekt ist. Es gibt keinen Zweifel, dass es ein ausschlagebender Faktor dafür war, dass über 170.000 Syrer in die Stadt zurückkehrten und mit dem Wiederaufbau begonnen haben.
Begleitet von Bildern stellten Nicole Hadert (Studentin) und Joachim Niegisch (Industriekaufmann) den Bau am Gesundheitszentrum vor. Beide waren selbst als Brigadisten vor Ort. Ein Kurzfilm von den Brigaden, ein Grußwort der 7. Brigade, die jetzt gerade vor Ort ist und eine Würdigung aller Brigadistinnen und Brigadisten, die in Kobanê dabei waren, folgten, und bewegten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr. "Es leben die Brigadistinnen und Brigadisten! Biji Rojava! Biji Kobanê!" wurde gerufen und mit deutschen und kurdischen Liedern untermalt.
Voller Jubel nahm der Saal die Nachricht der Ärzteinitiative aus Gelsenkirchen entgegen, dass der Transport von medizinischem Hilfsgerät für die Einrichtung des Zentrums am Wochenende zuvor erfolgreich auf den Weg gebracht wurde. Im Grußwort des Rojava Vereins Gelsenkirchen bedankten sich syrische Familien aus Gelsenkirchen bei den Brigadisten und sagten: "Was ihr getan habt, wird unvergessen bleiben, wir werden es noch unseren Kindern und Kindeskindern erzählen!" Es wurden 905,63 Euro weitere Spenden gesammelt und der Abend endete mit gemeinsamen Tänzen und den Rufen: "Hoch die internationale Solidarität!"
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