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Neuer "Vatileaks"-Prozess hat begonnen
Köln (Korrespondenz), 27.11.15: Aktuell hat im Vatikan der Prozess gegen fünf Personen begonnen, die des "Dokumentendiebstahls" beschuldigt werden. Ihnen drohen bis zu acht Jahre Haft. Der Anlass war, dass vor gut zwei Wochen die Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi brisante Fakten veröffentlicht hatten. Darin beweisen die Journalisten anhand vieler interner Dokumente die Geldverschwendung, Korruption und ausschweifende Partys im Vatikan.
So ist das auf 2,7 Milliarden Euro geschätzte Immobilienvermögen des Vatikan bilanzmäßig gerade mal mit 389 Millionen erfasst; der jährlich weltweit eingesammelte „Peterspfennig“ wird überwiegend nicht für caritative Zwecke, sondern für das Stopfen von Finanzlücken verschwendet; die Mehrzahl der Kardinäle und andere Kirchenobere residieren in Luxuswohnungen mit über 500 Quadratmetern und einer lächerlichen Miete von 20 Euro im Jahr. Neben den beiden Journalisten sind drei weitere Personen angeklagt, die in der „Kommission für die Überprüfung der Wirtschafts- und Finanzstrukturen“ des Vatikan (Cosea) gearbeitet hatten.
Diese von Papst Franziskus eingesetzte Kommission sollte endlich Licht in die mafiösen Strukturen des Vatikan bringen und Reformvorschläge erarbeiten. Doch die Allianz der fundamentalistisch orientierten Kurienvertreter torpedierte die Bemühungen des Papstes und der Kommission umfassend. Verschiedene Vatikan-Mitarbeiter spielten daraufhin den Journalisten zahlreiche Dokumente zu.