Umwelt

Zunehmende weltweite Wetterextreme und regionale Umweltkatastrophen

Zunehmende weltweite Wetterextreme und regionale Umweltkatastrophen
Waldbrand im Bitterroot National Forest in Montana, USA, am 6. August 2000. (foto: John McColgan)

29.12.15 - Weltweit spielt das Wetter "verrückt". Global gesehen hat das ganze Jahr 2015 in den meisten Monaten weltweit neue Temperaturrekorde aufgestellt und wird damit in der Summe höchstwahrscheinlich das alte "Rekordjahr" 2014 ablösen. Noch nie seit Beginn der Temperaturaufzeichnung im Jahr 1880 war ein Jahr im Durchschnitt wärmer. Welche gravierenden Auswirkungen das hatte, zeigen folgende Ereignisse allein im Dezember (unvollständige Aufzählung).

In den vier größten Kommunen Italiens - Rom, Mailand, Neapel und Turin - wurde eine so hohe Feinstaubkonzentration gemessen, dass der Autoverkehr eingestellt werden musste. Starker Smog macht auch den Menschen in Peking und in vielen anderen Städten Nordchinas seit Tagen das Atmen fast unmöglich. Fünf Tage in Folge brechen in Moskau alle Wärmerekorde. 8,5 Grad wurden am Donnerstag gemessen, fast 4 Grad mehr als der bisherige Höchstwert für einen 24. Dezember. Die Folgen für Flora und Fauna sind dramatisch.

In den USA herrschen sommerliche Temperaturen im Osten, Tornados im Süden, Winterstürme im Westen. 43 Menschen kamen durch schwere Stürme und Überschwemmungen ums Leben. Bei Überschwemmungen in mehreren Ländern Südamerikas kamen mindestens acht Menschen ums Leben, mehr als 150.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Buschbrände zerstörten im Süden Australiens zu Weihnachten weit mehr als 100 Häuser. Erneut kämpft der Norden Großbritanniens mit katastrophalen Überschwemmungen, teilweise fiel in verschiedenen Orten tagelang der Strom aus. Dauerregen seit dem zweiten Weihnachtstag setzte auch in Dänemark zahlreiche Straßen und Wohnungen unter Wasser. 

Die bürgerliche Berichterstattung reißt all diese Erscheinungen aus ihren Zusammenhang und blendet die Ursachen aus. Da berichtet der Wetteransager mit Weihnachtsmütze aus dem Freibad, ein anderer zeigt Tafeln mit ebenso warmen früheren Weihnachten wie in diesem Jahr. Wieder andere nennen wichtige Ursachen wie den "El Niño"-Effekt, trennen dies aber vom begonnenen Übergang zur globalen Klimakatastrophe. Alles mit der Folge, die Dramatik herunterzuspielen und die Notwendigkeit des aktiven Widerstands in Abrede zu stellen.

Es ist vor allem der ungebremste Ausstoß von Treibhausgasen durch Industrie und Verkehr, der zu tiefgehenden Veränderungen in der Erdatmosphäre führt. Da die Erderwärmung in den arktischen Gebieten doppelt so hoch ist wie im Durchschnitt, werden die Temperaturunterschiede zwischen den Klimazonen geringer. Laut Potsdamer Institut für Klimaforschung destabilisiert dies zunehmend die Jetstreams, die maßgeblich für die Wetterentwicklung verantwortlich sind.

Die neuen Klimarekorde werfen ein Schlaglicht auf die Heuchelei der herrschenden Klimapolitik. Während es bereits in der ersten Hälfte dieses Jahres im Mittel um 4,7 Grad zu warm war, ist die Klimakonferenz in Paris gegenüber den notwendigen Sofortmaßnahmen völlig gescheitert. Die Vereinbarung unverbindlicher "Selbstverpflichtungen" der nationalen Regierungen ist genauso eine Farce wie die angestrebte "Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 bis zwei Grad". Sie bedeutet in Wirklichkeit die Inkaufnahme des Übergangs in die globale Klimakatastrophe.

Die aktuelle Entwicklung unterstreicht, wie dringend die Durchsetzung von Sofortmaßnahmen ist, wie sie die MLPD fordert: Sukzessives und dann vollständiges Ersetzen fossiler Brennstoffe durch regenerative Energien! Energiegewinnung vor allem aus Sonne, Wind, Wasser und Bioabfällen! Senkung der Treibhausgas-Emissionen um 70 bis 90 Prozent bis zum Jahr 2030 und klarer Kurs auf Ansenkung des CO2-Gehalts in der Luft auf 350 ppm! Zur Durchsetzung solcher Forderungen ist es notwendig, eine weltweite aktive Widerstandsfront aufzubauen.

Darüber und über die notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen entfaltet sich weltweit eine breite Massendiskussion. Sie muss und kann zur breiten Bekanntmachung und Verankerung des Buchs "Katastrophenalarm!" genützt werden, mit dem die MLPD ihren überzeugenden Beitrag zu dieser Strategiedebatte leistet.

Mehr zur Klimakonferenz von Paris und den Schlussfolgerungen daraus im neuen Interview mit dem MLPD-Vorsitzenden Stefan Engel