Wirtschaft
ThyssenKrupp Steel: Stahlarbeiter bieten dem Vorstand erfolgreich die Stirn
04.03.16 - Am 23. Februar hat der Vorstand von ThyssenKrupp Steel in Duisburg die Nichtübernahme von zwei Kollegen mit Zeitverträgen aus dem Warmbandwerk 1 (WBW1) wegen "fehlender Auslastung" beschlossen. Es handelt sich faktisch um betriebsbedingte Kündigungen, denn die Kollegen sind seit sechs Jahren im WBW1 beschäftigt. Erst vier Jahre als Leiharbeiter und dann über einen Zweijahresvertrag bei TKSE. Obwohl die Übernahme zugesagt wurde, sollten sie am 1. März in die Arbeitslosigkeit geschickt werden. Damit wollte der Vorstand offenbar testen, wie weit er bei der Vorbereitung auf die weitere Verschärfung des Konkurrenzkampfs in der Stahlindustrie gehen kann.
Der Betriebsrat reagierte sofort und hat die beantragten Überstunden für das WBW1 abgelehnt sowie die für die restlichen Hütte zurückgestellt. Am Donnerstagabend informierten sich ca. 60 Kolleginnen und Kollegen der Mittag- und Nachtschicht aus dem WBW1 zum Schichtwechsel beim Betriebsrat. Dafür haben sie die Produktion für ca. eine Stunde stillgelegt. Sie forderten die unbefristete Übernahme der beiden Kollegen im WBW1, drohten mit weiteren Streikaktionen und machten deutlich, dass sie dafür auch die Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen gewinnen wollen.
In verschiedenen Beiträgen wurde der Vorstand angegriffen, dass man so nicht mit den Arbeitern umgeht. Die Kolleginnen und Kollegen verabredeten sich, am 29. Februar gemeinsam durch das Werk zur außerordentlichen Abteilungsversammlung für das WBW 1 zu demonstrieren. Diese Aktion und die Ablehnung der Überstunden führten zu einem Rückzug des Vorstands. Er ließ die beiden Kollegen am nächsten Tag einen unbefristeten Vertrag unterschreiben, allerdings in einem anderen Werksteil.
Zur außerordentlichen Abteilungsversammlung zogen ca. 70 Kolleginnen und Kollegen durch das Werk an Tor 1 vorbei zum Versammlungsort. Die Betriebsleitung des WBW1 hatte vorsorglich eine Reparaturschicht angesetzt, weil alle zur Versammlung gehen wollten und so wurde unfreiwillig erneut für mehrere Schichten die Produktion stillgesetzt. Auf der Abteilungsversammlung wurde Andy Rohe, Direktor des Bereichs Walzen und Veredeln Hamborn, wegen der geplanten Nichtübernahme angegriffen.
Vor allem kritisierten die Redner, dass er kein Wort zu den beiden Kollegen sagte, sondern im Gegenteil die Nichtübernahme noch verteidigte. Er soll nicht wagen, das WBW1 anzugreifen, sei es mit Kurzarbeit, Schließung oder Betriebszeitpunktabsenkung. Die zuständigen Betriebsräte wiesen nach, das trotz Unterauslastung die beiden Kollegen im WBW1 gebraucht werden und es ein Witz ist, zwei Kollegen vor die Tür zu setzen und für den selben Bereich Überstunden zu beantragen.
Am 2. März hat der Vorstand aus Angst vor weiteren Kampfaktionen auch die Versetzung rückgängig gemacht. Die beiden Kollegen arbeiten seitdem wieder im WBW1. Die Kolleginnen und Kollegen sind stolz darauf, dass es gelungen ist, uns durchsetzen. Es zeigt, wie stark wir sind, wenn wir ernst machen und uns einig sind, und damit auch, wie die Belegschaft bei weiteren Angriffen des Vorstands vorgehen muss!
(Für den Artikel wurde eine Korrespondenz aus Duisburg verwendet!)