Betrieb und Gewerkschaft
Wichtiger Punktsieg: Alle Abmahnungen bei Daimler in Bremen sind vom Tisch!
Bremen (Korrespondenz), 01.04.16: Alle 761 Abmahnungen, die Daimler im Dezember 2014 wegen des selbständigen Streiks der Nachtschicht ausgesprochen hatte, sind vom Tisch. Das ist ein Sieg der kämpferischen Belegschaft und der wachsenden bundesweiten und internationalen Solidarität.
Die Abmahnungen werden - trotz eines Skandalurteils des Arbeitsgerichts Bremen pro Daimler (siehe "rf-news" vom 17.02.16) - vorfristig nach 15 Monaten (statt nach möglichen 24 Monaten) aus den Personalakten gestrichen. Die interne Begründung des Personalchefs Niederhausen im Schreiben an seine Führungskräfte ist eine Bankrotterklärung und gleichzeitig eine Süßholz raspelnde Herausforderung: "Da wir als Unternehmungsleitung das Bedauern der großen Mehrheit der betroffenen Mitarbeiter wahrnehmen, möchten wir ein klares Zeichen des Vertrauensvorschußes setzen ...2016 und 2017 stehen im Zeichen von vielen Neuanläufen und hohen Stückzahlen. Daher wollen wir dazu beitragen, dass sich jede und jeder mit klarem Kopf und unbelastet auf die vor uns liegenden Aufgaben konzentrieren kann. Wir halten dies vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen im Werk für den richtigen Schritt."
Der Konzernvorstand hofft, mit diesem Zugeständnis die weitere Auslagerung von Stamm-Arbeitsplätzen, die Steigerung der Arbeitshetze, die Ausdehnung der Wochenendarbeit und andere Verschärfungen der Ausbeutung ohne massenhaften Widerstand über die Bühne ziehen zu können. Ob daraus etwas wird, ist allerdings sehr fraglich. Denn dieser Erfolg macht Mut und stärkt das Selbstbewusstsein der Kollegen. Und die Denkweise "wir können eh nichts reißen gegen die da oben" verliert an Wirkung!
Dieser einmalige politische Rückzug wurde in der Chefetage des Konzerns getroffen. Er ist auch im Interesse der deutschen Monopole und der Bundesregierung, die verhindern wollen, dass sich der Kampf um eine vollständiges und allseitiges gesetzliches Streikrecht ausweitet. Deshalb ist dieser Sieg ein kräftiger Ansporn, sich das Streikrecht zu nehmen und es politisch zu erkämpfen.