Politik
Opel Bochum: "Diesem faulen Kompromiss haben wir nicht zugestimmt!"
16.08.16 - OFFENSIV - Initiative für eine kämpferische gewerkschaftliche Betriebsratsarbeit, die seinerzeit den Kampf für den Erhalt des Bochumer Opel-Werks als aktiver Kern geführt hat und jetzt für die Kolleginnen und Kollegen im ehemaligen Werk III eine kämpferische gewerkschaftliche Betriebsratsarbeit macht, hat folgendes Flugblatt veröffentlicht:
"Wir von OFFENSIV haben in den letzten Wochen den Protest der Kollegen gegen die Flexibilisierung der Arbeitszeit unterstützt. Die berechtigte Wut in vielen Diskussionen, die Forderungen in Gruppengesprächsprotokollen und die Unterschriftensammlung gegen die Eckpunkte: Alles das war für uns Verpflichtung, und wir haben als einzige gegen die neue Betriebsvereinbarung gestimmt!
Diese Vereinbarung, die mit neun Stimmen dafür und bei drei Enthaltungen beschlossen wurde, bedeutet eine verschärfte Flexibilisierung, mit der Opel sein Logistik-Geschäft auf unsere Kosten noch profitabler macht. Unsere tarifliche Arbeitszeit von 35 Stunden wird noch weiter ausgehöhlt – solche Abweichungen vom Tarifvertrag lehnen wir aber prinzipiell ab! Mit jeder Flexibilisierung unterlaufen Opel und andere Konzerne die erkämpfte Arbeitszeitverkürzung und vernichten Arbeitsplätze. Ein Schlag ins Gesicht für alle, die für diese gewerkschaftliche Forderung wochenlang gestreikt haben. Immerhin hat der monatelange Protest der Belegschaft dazu geführt, dass Opel die Regelarbeitszeit am Samstag nicht durchsetzen konnte – obwohl die Verhandlungskommission des Betriebsrats sich dazu (unter „bestimmten Bedingungen“) schon bereit erklärt hatte. Dieses Zugeständnis zeigt, wie empfindlich Opel gegenüber dem Unmut der Belegschaft ist. Aber was wäre denn erst möglich gewesen, wenn wir für eine echte 35-Stunden-Woche und Neueinstellungen echte, schmerzhafte Kampfmaßnahmen ergriffen hätten? ...“
Weiter berichten die Kolleginnen und Kollegen: „Unser Antrag, die Beschlussfassung zu vertagen und den Entwurf
erst einmal gründlich in der Belegschaft zu beraten, wurde mehrheitlich abgelehnt. Keiner der beiden Entwürfe wurde jemals in einer Info-Stunde von den Vertrauensleuten diskutiert. Die VK-Leitung hat in der ganzen Zeit mit keinem Wort Position bezogen. Für manche Betriebsräte von „Wir gemeinsam“ war es ja sogar schon zu viel, dass wir den Entwurf kopiert und den Kollegen zur Verfügung gestellt haben: 'Das gibt doch nur unnötige Diskussionen – die Kollegen haben doch gar nicht den gleichen Weitblick wie wir Betriebsräte!'
Jede Kritik der Kollegen an den Eckpunkten und Entwürfen wurde letztlich abgebügelt mit dem Totschlag-Argument, dass nur mit dieser Flexibilisierung das 'Breda-Geschäft' in Bochum gehalten werden könne. Damit ist die Betriebsratsmehrheit vor der Erpressung durch den Vorstand eingeknickt. So was bleibt nie ohne Folgen: Wer sich einmal erpressen lässt, der kommt künftig immer schwerer aus dieser Abwärtsspirale heraus. Und er fällt anderen Belegschaften in den Rücken, die wie z.B. in Eisenach gegen Opels Flexibilisierungspläne mit regelmäßigen Spätschichten am Samstag kämpfen.
Wir sind auch weiterhin der Meinung, dass eine verbindliche 35-Stundenwoche und Neueinstellungen von Azubis und ehemaligen Kollegen aus der TFG nötig und möglich sind. Dafür muss nicht nur diese BV vom Tisch – sondern muss auch der gewerkschaftliche Protest dagegen mit aller Konsequenz organisiert werden!“
Das komplette Flugblatt kann hier gelesen werden!