Umwelt
"Gewerkschafter/-innen für Klimaschutz" im Protest gegen Braunkohle-Tagebau
27.08.16 - Am Montag, dem 29. August 2016, geht das Klimacamp in Erkelenz-Lützerath im Rheinland unter dem Motto "Skills for System Change" (Fertigkeiten für den Systemwandel) zu Ende. Es hatte am 19. August mit der "Degrowth-Sommerschule" (Wachstumsrücknahme) mit 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 20 Ländern begonnen und wurde am 24. August mit einem "Aktionslabor für innovativen Widerstand" fortgesetzt.
Das Rheinische Braunkohlerevier mit seinen drei Tagebau-Stätten Inden, Hambach und Garzweiler ist mit der Kohleverstromung der größte CO2-Produzent in Europa. Durch den extraktiven, umweltzerstörerischen Tagebau werden seit den 1950er Jahren bis zum geplanten Ende 2045 insgesamt 130 Ortschaften zerstört und 45.000 Menschen umgesiedelt, wenn die Bagger nicht gestoppt werden. Wenn NRW-Landesregierung und Bundesregierung im Auftrag der Energiemonopole weiter an der Braunkohle festhalten, dann wirft das ein Schlaglicht auf ihren mit hohlen Phrasen beschworenen Klimaschutz.
Zum Auftakt demonstrierten am Samstag vor einer Woche 600 Tagebaugegner vom bereits zerstörten alten Dorf Borschemich nach Keyenberg, wo die Vertreibung der 800 Bewohner Ende des Jahres beginnen soll. Mit massivem Polizeiaufgebot von über 1.000 Einsatzkräften rund um die Uhr sollten die Klimaschützer eingeschüchtert werden. Ihre Blockadeaktionen wie im letzten Jahr im Rheinland oder an Pfingsten in der Lausitz werden kriminalisiert. Aber Klimaschutz ist kein Verbrechen!
Camp-Sprecher Milan Schwarze spricht sich in einem WDR-Beitrag für kämpferische Aktionen des aktiven Widerstands aus: "Jetzt verlieren Menschen durch Dürren und Überflutungen, durch Extremwetterereignisse ihre Lebensgrundlagen. Und der Handlungsbedarf ist so dringend, dass wir sagen: Die bisherigen Mittel des Protestes reichen nicht mehr aus. Wir müssen jetzt einen wichtigen Schritt machen, teilweise auch Regeln übertreten."
Von Bedeutung für die Überwindung der Trennung von Arbeiter- und Umweltbewegung ist der Aufruf "Gewerkschafter/-innen für Klimaschutz", der klar sagt: "Umwelt gegen Arbeitsplätze - Nein danke!": "Wir sind der Auffassung, dass niemand der Beschäftigten, egal ob in der Förderung oder in den Kraftwerken erwerbslos werden darf. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den Menschen in den Revieren Perspektiven zu eröffnen. Dass dazu auch der Rückbau der Fördergebiete gehört, genauso wie die Ansiedlung zukunftsfähiger Betriebe wie auch von Anlagen erneuerbarer Energien, dürfte selbstverständlich sein.“
Gleichzeitig wendet sich der Aufruf gegen die Drohungen gegen Klimaaktivistinnen und -aktivisten von einer Reihe von Vertrauensleuten aus IGBCE und ver.di mit der Losung "Schnauze voll", die damit gedroht hatten, das Klimacamp massiv zu behindern. Ein direkter Erfolg dieses Protestes ist, dass die IGBCE-Führung jetzt die am Tagebau Garzweiler angekündigte Demonstration gegen die angebliche "Gewalt durch Ökoaktivisten" abgesagt hat. Auch die Umweltgruppen der MLPD sind in diesem Protest aktiv und stehen für die Einheit von Arbeiter- und Umweltbewegung.
Das Potential gilt es, in der gleichberechtigten Zusammenarbeit zum 12. November, dem mittleren Samstag während des UN-Klimagipfels in Marrakesch, an dem wieder in vielen Städten Aktivitäten zum Weltklimaaktionstag stattfinden, weiter zur Entfaltung zu bringen. Die feste Einheit der weltweiten Bergarbeiterbewegung mit dem Kampf zur Rettung der Umwelt wird auf der 2. Internationalen Bergarbeiterkonferenz in Ramagundam/Indien vom 1. bis 5. Februar 2017 eine wichtige Rolle spielen.