Umwelt

Weltwasserwoche in Stockholm - wohlklingende Worte – und nackte Wirklichkeit

Weltwasserwoche in Stockholm - wohlklingende Worte – und nackte Wirklichkeit
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02.09.16 - Seit dem 28. August bis heute findet in Stockholm die 26. Weltwasserwoche seit 1991 statt. Motto: Wasser kann die gemeinsame Kraft zum Erreichen der nachhaltigen Entwicklungsziele sein. Angereist sind 3.000 "Führungskräfte und Fachleute" aus 120 Ländern. Organisator ist das Stockholmer Internationale Wasser Institut (SIWI). Dessen Executive Director preist Wasser als "verbindendes Element", das "nicht nur Branchen, sondern auch Nationen, Gemeinschaften und verschiedene Akteure" verbindet. Wieso sterben dann weiterhin etwa 10.800 Kinder täglich durch fehlendes oder verunreinigtes Wasser, haben 1,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser, ist Wassermangel eine Fluchtursache für Millionen?

Sauberes Wasser ist existenziell für menschliches Leben. Um welche "Entwicklungsziele" es bei der Konferenz wirklich geht, sagt offen Güntner M., "Nachhaltigkeitsexperte" eines Investmentfonds: "Da der Rohstoff Wasser eine nachweislich hohe Bedeutung hat und es als sehr sicher gilt, dass diese Bedeutung von Jahr zu Jahr wächst, stellen Wasserinvestments für Anleger eine interessante Alternative dar." Offenbar ein Experte für nachhaltige Profite, aber nicht für nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser!

Der sparsame Umgang mit Wasser liegt vielen Menschen am Herzen; der private Pro-Kopf-Verbrauch sank in Deutschland von 150 auf 120 Liter täglich. Dagegen beträgt der Wasserverbrauch der Industrie in vielen imperialistischen Ländern mehr als 60 Prozent und steigt sprunghaft, was wohlweislich verschwiegen wird. Geradezu verbrecherisch geht die RAG Aktiengesellschaft mit Wasser um. Sie verdiente Millionen an der Einlagerung von 578.000 Tonnen hochgiftiger u.a. Dioxin-haltiger Abfälle und ersparte sich die Kosten für die fachgerechte Entsorgung von 10.000 Tonnen PCB-haltiger Schmieröle. Das bestätigt ein Zwischenbericht der Landesregierung NRW. Mit dem Zurückfahren der Wasserhaltung drohen diese Gifte das Grundwasser des Ruhrgebiets zu vergiften, wofür die RAG jegliche Verantwortung ablehnt.

Ein weiteres Paradebeispiel, wie man Wasser zu Gold macht: Nestlé kauft 30.000 Liter Quellwasser für 10 Dollar und verkauft eine Literflasche "Pure Life" in Deutschland für 29 Cent. Nestlé kauft Wasserrechte in Algerien, Bangladesh ... Nicht, damit alle Menschen sauberes Wasser bekommen. Nein, nur die, die es bezahlen können!

Das ist die Politik nicht nur einzelner Konzerne, sondern auch der Weltbank als Instrument des internationalen Finanzkapitals. Sie zwang 1999 die bolivianische Regierung zur Privatisierung der Wasserversorgung von La Paz und Cochabamba und Vergabe der Konzessionsrechte an den US-Konzern Bechtel als Bedingung, um neue Kredite zu bekommen. Bechtel erhöhte die Preise sofort um 200 %. Vier Monate lang kämpften die Menschen von Cochabamba für die Rücknahme der Privatisierung, ließen sich durch brutale Polizeieinsätze nicht einschüchtern und siegten! Die Vertreter von Bechtel verließen fluchtartig das Land.

Für viele Umweltkämpferinnen und -kämpfer war dies ein Ansporn, den Weg des aktiven Widerstands gegen die Profitwirtschaft zu gehen. "Die Menschheit darf die Umweltfrage nicht dem herrschenden Gesellschaftssystem überlassen. Sie wird sonst untergehen in der kapitalistischen Barbarei", heißt es im Buch „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“

Wie wahr!