Politik
Daimler Sindelfingen: 200 Kollegen protestieren
Stuttgart (Korrespondenz), 28.09.16: "So geht es nicht weiter"! Deshalb marschierten am 15. September 200 Kolleginnen und Kollegen im Bau 36 zum Betriebsrat, um sich über die personelle Unterbesetzung am Band zu beschweren. Weil es hinten und vorne an Leuten fehlt, werden Springer, ja sogar Meister am Band eingesetzt. Es ist also niemand da, der einen ablösen könnte, damit man zum Sani oder auf die Toilette gehen kann. Wenn ein Werkzeug nicht funktioniert, eine Materialpalette gewechselt werden muss, kommt es schon zum Chaos.
Damit die Profitrate nicht durch die großen Investitionen in die neue E-Klasse sinkt, will Daimler auch bei der Ausbeutung neue Standards setzen.
Doch die Kollegen müssen an ihre Gesundheit denken. Sie ließen sich beim gemeinsamen Gang zum Betriebsrat auch nicht vom Abteilungsleiter abhalten, der mit Abmahnungen drohte. Eine Stunde lang machten sie vor den Büros des Betriebsrates ihrem Ärger Luft und forderten mehr Personal. Etwas später kam eine andere Gruppe aus dem gleichen Grund zum Betriebsrat! Als Ergebnis sollen nun die Verträge von etwa 30 Leiharbeitern bis Weihnachten verlängert werden.
Das zeigt: Wenn die Kolleginnen und Kollegen sich zusammenschließen und entschlossen für ihre Interessen kämpfen, geht plötzlich etwas! Auch weil Daimler mächtig unter Druck steht. Schließlich ist die neue E-Klasse der Goldesel für die Großaktionäre und den Vorstand. Dessen Erfolg darf nicht durch Arbeiterkämpfe gefährdet werden.
Der Teilerfolg löst aber noch nicht wirklich das Personalproblem und ändert nichts groß an der Arbeitshetze. Auch ist damit die Spaltung von Leih- und Stammarbeitern nicht überwunden. Was wir brauchen, ist die Festeinstellung aller Leiharbeiter und Neueinstellungen! Auch muss verhindert werden, dass auch in der Linie 2 die Taktzeit von 90 auf 85 Sekunden gekürzt wird, wie dies für Ende Oktober vorgesehen ist.