Politik
Bildstock/Saarland: Nikolaus Warken wäre stolz auf uns
Saarbrücken (Korrespondenz), 07.12.16: Vor über 125 Jahren rief Nikolaus Warken die saarländischen Bergleute auf, sich gegen Willkür der Obrigkeiten zusammenzuschließen und für gerechtere Lebens- und Arbeitsverhältnisse zu kämpfen. 25 000 Bergleute folgten seinem Ruf, brachten je zwei Backsteine und eine Reichsmark mit und bauten den Rechtsschutzsaal, das älteste Gewerkschaftshaus in Deutschland.
Am 2. Dezember 2016 trafen sich in diesem historischen Gebäude erneut über 90 Bergleute, Bergarbeiterfrauen, Rentner, Aktive um ihrem Unmut gegen die Willkür der Ruhrkohle AG (RAG) Luft zu verschaffen. Die RAG hat beschlossen, mit dem Ende der Steinkohleförderung in Deutschland auch die Versorgung der Bergleute bzw. der Rentner mit Kohledeputaten einzustellen. Scheinheilig erklärt sie, dass wenn es keine Kohle mehr gibt, man diese auch nicht an die Bergleute verteilen könne. Dabei war es bei der RAG seit Jahren gängige Praxis, den Bergleuten Kohle aus anderen Ländern (Polen, Russland usw.) als Hausbrand zu liefern und die höherwertige einheimische Kokskohle bzw. Anthrazitkohle für andere Zwecke zu nutzen.
In einem sehr ausführlichen und informativen Referat erläuterte Rechtsanwalt Daniel Kuhlmann aus Dortmund, wie die RAG versucht, diese Rentenkürzung als alternativlos und gesetzeskonform darzustellen. Schützenhilfe bekommt die RAG zudem von der IGBCE-Führung, die sich bereit erklärte, diesen Rentendiebstahl auch noch über eine Änderung des Manteltarifvertrags mitzutragen. Ausdrücklich wies Rechtsanwalt Kuhlmann aber darauf hin, dass es sich hierbei um Spitzenfunktionäre beim Vorstand der IGBCE handele und er persönlich sehr viele aktive Gewerkschaftsmitglieder kennt, die nicht bereit sind, dies mitzutragen und auch selber gegen die RAG klagen.
In vielen Wortmeldungen und Pausengesprächen waren sich alle Anwesenden einig, dass die RAG hier in ihre Schranken verwiesen werden muss. Ein solcher Rentendiebstahl darf von keinem hingenommen werden. Viele Bergleute sagten: "In unserer aktiven Zeit wurden wir ständig gezwungen, Opfer zu bringen, um den Bergbau zu erhalten – genutzt hat es nichts. Und jetzt als Rentner sollen wir schon wieder Verluste hinnehmen? So kann es nicht weitergehen."