Umwelt
Die Herrschaft der multinationalen Monopole über die Welternährung
14.01.17 - Der in dieser Woche erschienene Konzernatlas 2017 dokumentiert umfassend die ganze Dimension der Macht der Übermonopole über die weltweite Nahrungsmittelerzeugung, ihre Verarbeitung und Vermarktung. Die Herausgeber - Heinrich-Böll- und Rosa-Luxemburg-Stiftung, BUND, Oxfam Deutschland, Germanwatch und Le Monde Diplomatique - zeigen mit vielen Schaubildern anschaulich und nüchtern den enormen Konzentrationsprozess auf.
Den Massen werden von der Werbung der Agrarmonopole Bilder von glücklichen Kühen auf intakten Alpenbauernhöfen vorgegaukelt. In Wirklichkeit wird weltweit die Existenzgrundlage von Millionen Klein- und Mittelbauern systematisch zerstört. Die Vielfalt an Nahrungsmitteln in den Regalen der Lebensmittelkonzerne suggeriert uns Wahlmöglichkeit, während sich oft identische Produkte in unterschiedlichen Verpackungen befinden.
Dahinter stehen internationale Monopole, Finanzkapital und riesige Familienunternehmen, die den Landmaschinenbau, den Anbau in Monokulturen, Massentierhaltung, Produktion von Saatgut, Agrarchemikalien, Düngemittel, die Patentierung des Erbguts von Nutzpflanzen und -tieren, deren gentechnische Manipulation und die Süßwasserverteilung dominieren, sowie großflächigen Landraub betreiben.
Einer davon ist der malaysische Staatskonzern Sime Darby. Er kontrolliert weltweit fast eine Million Hektar Land. Das dafür notwendige Kapital liefern hunderte "agrarbasierte" Investmentfonds, die mit Milliarden Dollar auf Agrarland und -produkte spekulieren. Einer der größten ist der von der Deutschen Bank begründete DB Agriculture Fund. Er verwaltet mehr als 740 Millionen US-Dollar an Vermögen und investiert unter anderem in Mais, Sojabohnen, Weizen, Kaffee und Zucker.
Die führenden Monopole kaufen sich Einfluss auf Handelsabkommen und Gesetze, wie zum Abbau von Zöllen und anderen „Handelshemmnissen“, um ohne Hindernisse billige Rohstoffe zu importieren und ihre Waren in neue und profitable Märkte zu exportieren. So gab der europäische Spitzenverband der Chemieindustrie für Lobbytätigkeit in Brüssel alleine im Jahr 2015 10,2 Millionen Euro aus.
Der Konzernatlas 2017 nennt die Namen der global agierenden Monopole, die zur Steigerung ihrer Maximalprofite Mensch und Natur skrupellos und umfassend schädigen. Er schildert den wachsenden weltweiten organisierten Widerstand und warnt vor der Illusion ausschließlich individueller Lösungen. Er liefert eine Fülle an überzeugenden Argumenten für die politische Arbeit und steht kostenlos zum Download zur Verfügung.
Die Autoren werfen die Machtfrage auf, lassen sie aber unbeantwortet. So bleiben sie in der Sackgasse der Machtverhältnisse des Kapitalismus/Imperialismus stecken. Mit der Frage „Wann ist groß eigentlich zu groß?“ versuchen sie die Entwicklung auf ein quantitatives Problem zu reduzieren. Als ob kleinere Betriebe und Produktionseinheiten eine Lösung wären. Aber die Entwicklung im Kapitalismus zum Monopol und schließlich zum allein herrschenden internationalen Finanzkapital ist eine Gesetzmäßigkeit. Man kann diese Entwicklung nicht zurückdrehen.
Der Missbrauch der Bedürfnisse der Menschheit nach Nahrung zu Spekulation, Weltmarktbeherrschung und Jagd nach Maximalprofit im Kapitalismus attackiert und zerstört die unverzichtbare Einheit von Mensch und Natur. Das ist nicht nur eine Frage der Quantität sondern stellt die ganze gesellschaftliche Qualität infrage. Eine neue Qualität der Gesellschaft, der Einheit von Mensch und Natur erfordert eine internationale sozialistische Revolution, um die Macht dieser Konzerne zu brechen.
Der X. Parteitag der MLPD hat ein überarbeitetes Parteiprogramm beschlossen. Es ist Richtschnur und Leitlinie auch der Umweltarbeit der MLPD. Im Kapitel D "Die existenzielle Gefahr einer globalen Umweltkatastrophe" heißt es am Ende: "Der gesellschaftsverändernde Charakter des Umweltkampfs erfordert von der Arbeiterbewegung und den Revolutionären der Welt, von der deutschen und internationalen Umweltbewegung einen tiefgehenden Selbstveränderungs- und Erneuerungsprozess. Die führende Kraft in der internationalen Revolution zur Lösung der Umweltfrage im Sozialismus/Kommunismus muss das internationale Industrieproletariat werden. Der Umweltkampf wird zugleich dem Kampf um den Sozialismus unerschöpflich neue Kräfte zuführen."