Betrieb und Gewerkschaft

Opel: "Die Weichen für den Kampf um jeden Arbeitsplatz müssen wir heute stellen!"

Opel: "Die Weichen für den Kampf um jeden Arbeitsplatz müssen wir heute stellen!"

30.03.17 - Am 28. März erschien eine neue Ausgabe der gemeinsamen Zeitung von Kollegen für Kollegen aller Opel-Werke und Zulieferer in Deutschland, "Der Blitz". Unter der Überschrift "Die Weichen für den Kampf um jeden Arbeitsplatz müssen wir heute stellen!" heißt es im Hauptartikel:

"Drei Wochen nach dem Platzen der Bombe konnte auf den Betriebsversammlungen am 6. März endlich offen über die Situation diskutiert werden! Schon am selben Morgen hatte PSA-Chef Tavares auf der Pressekonferenz in Paris verkündet, was er wirklich vorhat: kein Standort und kein Arbeitsplatz bei PSA und Opel ist sicher, allein bei Opel sollen bis 2016 jedes Jahr 1,7 Milliarden Euro 'eingespart' werden! Das ist ein Frontalangriff auf uns und unsere französischen Kollegen, auf den wir eine entschlossende und länderübergreifende Antwort geben müssen!

In dieser Situation verliert aber kein bürgerlicher Regierungspolitiker von Merkel bis Ramelow, kein Betriebsratsvorsitzender und kein IGM-Funktionär auch nur ein kritisches Wort mehr. Krampfhaft versuchen sie, uns mit bis aufs Wort gleichlautenden Erklärungen von der angeblichen 'großen Chance' zu beruhigen. 'Was wäre denn, wenn PSA uns nicht gekauft hätte?' fragen sie. Als müssten wir Arbeiter jetzt dankbar dafür sein, dass sich statt der GM-Aktionäre in Zukunft die Peugeot-Kapitalisten und der chinesische Monopolkonzern Dongfeng (dem PSA zu 14 Prozent gehört) an unserer Arbeit bereichern! Aber für unsere Arbeitsplätze mussten und müssen wir immer kämpfen - ob bei GM, bei PSA oder bei wem auch immer!

Ein absoluter Skandal aber ist es, wenn wie in Rüsselsheim acht (die meisten davon Betriebsräte) von 15 Rednern in der Aussprache kämpferische Kollegen und kritische Beiträge diffamieren, persönlich beleidigen und antikommunistisch hetzen. Damit fallen sie uns allen und der ganzen Belegschaft in den Rücken - und deshalb darf auch keiner von uns dazu schweigen!

Ihre Furcht vor Kämpfen kommt auch daher, weil es nicht nur um GM und PSA geht. ... Neue imperialistische Länder wie China, Indien oder Südkorea drängen auf den Markt. Die Vernichtungsschlacht unter den Konzernen verschärft sich enorm. Praktisch alle europäischen Konzerne, besonders VW, aber auch GM Europa, haben auf den kriminellen und gesundheitsgefährdenden Dieselbetrug gesetzt. Diese Strategie ist krachend gescheitert. Die neuimperialistischen Länder setzen voll auf Elektroantriebe, um die Nummer 1 zu werden.

Einig sind sie sich darin: Wir sollen die Folgen der Strukturkrise tragen: Hunderttausende vernichtete Arbeitsplätze in den Werken, Entwicklungszentren, bei Zulieferern, auch in der Stahl- und Chemieindustrie, Tankstellen, Raffinerien sind bedroht. Spekuliert wird über das Aus ganzer Modell-Reihen, Entwicklungsaufträge wie B9 (neuer Corsa) werden abgezogen, die Motorenproduktion in Wien-Aspern geschlossen. Bis 2023 will PSA 80 Prozent der Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb haben.

Tavares weiß, er legt sich mit kampfstarken und erfahrenen Belegschaften an. Deswegen versucht er, Spaltkeile zwischen die Belegschaften zu treiben: 'Nur Leistung schützt uns.' Für uns geht es heute um eine Richtungsentscheidung! Von unseren gemeinsamen Arbeiterinteressen ausgehen, konsequenter Kampf um jeden Arbeitsplatz, um die Zukunft der Jugend, um die Arbeiterinteressen auf Kosten der Profite. Oder Unterordnung unter den internationalen Konkurrenzkampf, unter die höchsten Profite in der Hoffnung auf 'sichere Arbeitsplätze'? So wurde vor nicht mal drei Jahren die Bochumer Schließung gerechtfertigt.

Erste Reaktionen und Solidaritätserklärungen aus dem PSA-Werk Socheaux und von Daimler Sindelfingen geben Mut. Dabei müssen wir uns auf gemeinsame Forderungen vereinheitlichen:

Nein zur Abwälzung der Krisenlasten auf den Rücken der Belegschaften!

Kampf um jeden Arbeitsplatz, auf Kosten der Profite!

Übernahme von Leiharbeitern, Azubis und Zeitverträgen!

Einführung der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich im ganzen Konzern!

Stärkt die Internationale Automobilarbeiterkonferenz (www.iaar.de)!

Bauen wir den Zusammenschluss mit den VW-Belegschaften auf!

Wir Arbeiter müssen uns politisch einmischen. Am 1. Mai, dem internationalen Kampftag der Arbeiterklasse, gehören unsere Forderungen auf die Demonstrationen des DGB. Auch ist es eine gute Gelegenheit, Wählerinitiativen der Internationalistischen Liste/MLPD kennenzulernen, mitzumachen und Solidarität zu organisieren.

Tous ensemble - alle gemeinsam!"