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Fortschrittlicher Stimmungsumschwung wird auf dem "Marsch für Wissenschaften" sichtbar

Fortschrittlicher Stimmungsumschwung wird auf dem "Marsch für Wissenschaften" sichtbar
Marsch für Wissenschaften am 22. April 2017 in Göttingen (rf-foto)

Göttingen (Korrespondenz), 22.04.17: Für den heutigen 22. April, dem "Tag der Erde" hatten in den USA Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach dem Vorbild des "Marsches der Frauen" gegen US-Präsident Donald Trump zu einem "Marsch der Wissenschaften" aufgerufen. Angesichts dessen, dass zunehmend rechte und faschistoide Regierungen die Ergebnisse der Naturwissenschaften angreifen, erklären sie: "Die gründliche Erforschung unserer Welt und die anschließende Einordnung der Erkenntnisse, die dabei gewonnen werden, ist die Aufgabe von Wissenschaft. (…) Wenn wissenschaftlich erwiesene Tatsachen geleugnet, relativiert oder 'alternativen Fakten' als gleichberechtigt gegenübergestellt werden, um daraus politisches Kapital zu schlagen, gefährdet das nicht nur die Existenzberechtigung der Wissenschaft, sondern die Demokratie insgesamt." Weltweit wurde zu mehr als 500 "Satellitenmärschen" aufgerufen.

Am Marsch für Wissenschaft in der Universitätsstadt Göttingen nahmen 1500-2000 Demonstrantinnen und Demonstranten teil. Beim Warm-up ab 10:00 auf dem Marktplatz gab es ein offenes Mikrophon. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer erklärten, warum sie da sind. Ein Hauptgrund ist die Unterdrückung der Klima- und Umweltwissenschaften durch die Trump-Regierung in den USA. Die Finanzierung dieser Forschungsrichtung wird in den USA nahezu eingestellt. Daten aus Beobachtungssatelliten, die die dramatische Erwärmung des Weltklimas ermitteln, dürfen nicht mehr öffentlich gemacht werden.

Über die brennenden Umweltfragen wurde von vielen Teilnehmern die materialistische Weltanschauung verteidigt, dass es erwiesene wissenschaftliche Fakten gibt, an denen keiner vorbeikommen kann. "Es gibt keine Alternative für Fakten" war ein Slogan, der breit aufgegriffen wurde. "Post-fact = pre-faschist" griff die reaktionäre idealistische weltanschauliche Grundlage des weltweiten Rechtsrucks der Herrschenden und des Aufkommens des Faschismus an.

Das Bündnis Internationalistische Liste / MLPD machte einen Büchertisch, welcher mit einer breiten Auswahl an Literatur zur Umwelt und zum dialektischen Materialismus auf viel Interesse stieß. Dabei wurden neue Kontakte gewonnen. Ein Redner des internationalistischen Bündnisses griff die Abgasmanipulationen der Automobilkonzerne als einen der größten Betrugsskandale in der Geschichte der Naturwissenschaften an, die zu dem noch legal durch Gesetze abgedeckt werden. Die illegalen Manipulationen bei VW sind nur die Spitze des Eisbergs.

Nach einer kurzen Demonstration zum Uni-Campus verteidigte die Präsidentin der Universität Göttingen, Ulrike Beisiegel die Wissenschaftsfreiheit und forderte das Eintreten von Wissenschaftlern für Frieden und Nachhaltigkeit. Pinar Senoguz aus der Türkei forderte Solidarität mit den tausenden verhafteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Türkei. Der fortschrittliche Pfarrer Ludger Gaillard forderte am Beispiel der Erklärung der Göttinger Atomwissenschaftler von 1957 gegen die Atombewaffnung der Bundeswehr mehr Verantwortung der Wissenschaftler, sich reaktionären gesellschaftlichen Entwicklungen entgegen zu stellen.