Politik
7.000 Stahlarbeiter solidarisch im Kampf um jeden Arbeitsplatz
Duisburg (Korrespondenz), 03.05.17: 7.500 Stahlarbeiter von HKM, von verschiedenen Werksteilen von TKSE aus Duisburg, aber auch Stahlarbeiter - unter anderem aus Bochum, Hagen, Dortmund, Krefeld - sogar aus Eisenhüttenstadt und Neuwied - kamen zum heutigen Stahlaktionstag nach Duisburg. Es ging ihnen um ihre Arbeitsplätze – bis zu 4.000 Arbeitsplätze sollen vernichtet werden, um 500 Millionen Euro mehr aus den Stahlarbeitern rauszuquetschen. Sofort will der Vorstand die Querteilanlagen in Bochum und bei Thyssen-Süd in Duisburg schließen. Weitere Anlagen und Standorte stehen auf der Streichliste. Die Kolleginnen und Kollegen sind sich wohl bewusst, dass dies nur der Anfang ist – mit dem TKSE den Stahlbereich für eine Fusion und Ausgliederung vorbereiten will.
Das stößt auf große Empörung. Bei TKSE Hamborn und Beekerwerth fuhren die Beschäftigten Anlagen runter. Mit 40 Bussen fuhren die Kolleginnen und Kollegen, darunter auch viele Angestellte, zum Tor 9 von Thyssen-Süd. Auf einem ihrer Transparente die Losung „International gemeinsamer Kampf der Stahlarbeiter um jeden Arbeitsplatz und für den Schutz der natürlichen Umwelt“. Am Tor 9 wurden die Kolleginnen und Kollegen von der Internationalistischen Liste/MLPD begrüßt. Mit dabei Gabi Gärtner, Spitzenkandidatin im Landtagswahlkampf NRW und Vorsitzende der MLPD und Peter Römmele, Landesvorsitzender der MLPD - selbst Stahlarbeiter bei TKSE und Direktkandidat in Duisburg. Beide sind langjährige IG-Metall-Mitglieder.
Die Internationalistische Liste/MLPD hatte breit zur Solidarität aufgerufen und viel Unterstützung für die Stahlarbeiter mitgebracht. An ihrem offenen Mikrofon kamen Stahlarbeiter aus verschiedenen Standorten zu Wort. Automobilarbeiter/innen von Ford Köln und Daimler Stuttgart überbrachten Solidarität. Im Mittelpunkt stand die Frage: "Wie können wir kämpfen, wofür und unter welcher Führung?" „4.000 Arbeitsplätze weg, das kann sich kein Stahlarbeiter gefallen lassen“, so ein Kollege aus Hohenlimburg. Und ein Dortmunder TKS-Kollege: „Wir brauchen solche solidarische Hilfe wie von Euch!“
In zahllosen, tiefgehenden Gesprächen wurden jahrzehntelange Erfahrungen des Ruhrpotts im Kampf um die Arbeitsplätze verarbeitet: Rheinhausen, Bergbau, Opel ...
Später wurde von der offiziellen Bühne vor allem über die „Hirnlosigkeit“ und das Missmanagement des Vorstands gejammert; oder es wurde sich darüber beschwert, dass die Pläne nicht offen gelegt werden. Außerdem wurde ein „Umdenken der Vorstände“ gefordert. Dagegen zeigten die Redner am offenen Mikrofon klare Kante: "Jeden Politiker, der sich hier nicht klar auf die Seite der Arbeiter stellt, den brauchen wir nicht!"
Hannelore Kraft kneift - Internationalistische Liste / MLPD konsequent für jeden Arbeitsplatz
SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist ganz bewusst - entgegen mehrmaliger Einladung - heute nicht gekommen. Damit hat sie sich eindeutig positioniert. Ihre gute Zusammenarbeit mit den TKSE-Vorständen steht für sie über dem Kampf um die Arbeitsplätze. Kein Wunder, ist sie doch Mitglied im Kuratorium der Krupp-Stiftung, dem größten Anteilseigner des ThyssenKrupp-Konzerns. Ihr Fernbleiben hat die von einigen SPD-Funktionären geplante Wahlkampfshow torpediert und bedeutet einen Rückschlag für ihre Klassenzusammenarbeitspolitik.
Das Wahlkampfgerede der SPD von "Sozialer Gerechtigkeit" ist reine Täuschung! Der ganze Kapitalismus ist Missmanagement! Deshalb ist es notwendig den Kampf um den Sozialismus aufzunehmen. Für die Arbeitsplätze kann man nicht kämpfen, indem man für noch mehr Profite von TKS sorgt - das hat die Erfahrung z.B. bei TKS-Schienentechnik in Duisburg gezeigt. Die Arbeitsplätze sind jetzt platt. "Wir müssen unser Herz in die Hand nehmen, unsere Rechnung selbst aufmachen und gegebenenfalls selbständig streiken bis die Pläne vom Tisch sind", so ein Kollege.
Diese Richtungsdiskussion passte der IG-Metall-Führung absolut nicht ins Konzept. Kaum waren die Vertreter/innen der Internationalistischen Liste/MLPD auf dem Platz, flippte Dieter Lieske, SPD-Ratsmitglied und IG-Metall-Bevollmächtigter in Duisburg aus: „Raus hier! Ihr habt hier nichts verloren.“ Tief getroffen angesichts des Fernbleibens seiner Spitzenkandidatin Kraft, verstieg er sich dazu, die Polizei zu holen, um das Auftreten zu unterbinden.
Die Polizei schreckte auch vor gewaltsamen Übergriffen auf Redner/innen und Zuhörer/innen nicht zurück, was große Empörung bei den Kundgebungsteilnehmern hervorrief. Sechs Polizisten griffen Gabi Gärtner und andere Redner am offenen Mikrophon tätlich an - vergeblich. Ein Politikum erster Ordnung, wie die SPD-Spitze die Polizei instrumentalisiert, um die Solidarität im Kampf um die Arbeitsplätze zu unterbinden - aus rein parteiegoistischen Motiven. Ein Eigentor, denn für alle Anwesenden klärten sich so erst recht die Fronten und es wurde klar, wer auf welcher Seite steht.
Breit wurde gefordert die Angriffe sofort einzustellen: „Die wollen hier ihre Solidarität erklären, und dagegen geht ihr vor! Das lassen wir nicht zu!“ Stahlarbeiter und Vertreter der Internationalistischen Liste/MLPD rückten enger zusammen, Kolleginnen und Kollegen schützten die Redner am offenen Mikrophon. Azubis protestierten lautstark gegen den Polizeieinsatz. "Die kämpfen hier für uns, die Polizei hat hier nichts zu suchen", so ein Kollege.
Polizei und IG-Metall-Führung mussten schließlich klein beigeben. Bis zu 500 Kollegen nahmen an der spannenden Solidaritätskundgebung teil. Die kämpferische Richtung wurde deutlich gestärkt.
Das große Interesse an den Standpunkten von MLPD und Internationalistischem Bündnis zeigte sich auch ganz praktisch: Über 50 Stahlarbeiter trugen sich als Unterstützer des Internationalistischen Bündnisses ein und 93 Parteiprogramme der MLPD wurden für 62,40 Euro Spenden verbreitet. Obwohl schon viele Tausend Wahlprogramme an den Toren der Stahlbetriebe verteilt wurden, wurden heute nochmals 1.350 Wahlprogramme an die Kollegen verteilt. Und nicht wenige tragen sich mit dem Gedanken, am 14. Mai die Internationalistische Liste/MLPD (Liste 26) zu wählen!