Flugzeugabschuss

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Neue Eskalation des Kriegs in Syrien

Mit dem Abschuss eines Jagdbombers der syrischen Assad-Armee durch einen amerikanischen Kampfjet am Sonntag Abend verschärft sich die militärische Auseinandersetzung in Syrien.

Von dvp
Neue Eskalation des Kriegs in Syrien
SDF-Kämpfer nahe Raqqa (foto: Voice of America)

Russland reagierte umgehend auf den Abschuss einer Maschine seines Verbündeten Assad und kappte den Kommunikationskanal zu den USA, der solche Aktionen im Luftraum verhindern sollte. Die russische Regierung drohte offen mit dem Abschuss von Flugzeugen und Drohnen der USA und ihrer Verbündeter, wenn sie westlich des Flusses Euphrat gesichtet würden.

 

Das würde auch deutsche Tornado-Kampfjets einschließen. Australien, das ebenfalls der US-geführten Allianz angehört, hat aus diesem Grund beschlossen, seine Kampfflugzeuge vorerst am Boden zu lassen.

Ein solcher veralteter SU-Bomber der syrischen Armee bombardierte SDF-Einheiten, bevor er abgeschossen wurde (foto: Rob Schleifert / CC BY-Sa 2.0 generisch)
Ein solcher veralteter SU-Bomber der syrischen Armee bombardierte SDF-Einheiten, bevor er abgeschossen wurde (foto: Rob Schleifert / CC BY-Sa 2.0 generisch)

In Kürze

  • Assad-Regime greift Einheiten der SDF an
  • Russland gibt Abschussbefehl
  • USA verfolgen eigene Machtinteressen in der Region
  • SDF setzen Sturm auf "IS"-Hauptstadt Rakka weiter fort

USA verfolgen eigene Machtinteressen

 

Der Abschuss, den der syrische Pilot nach Angaben der syrischen Regierung überlebt haben soll, ereignete sich südlich von Tabqa am Euphrat, nahe der IS-Hochburg Raqqa. Vorausgegangen war am 17. Juni ein Angriff der Regierungsarmee gegen Einheiten der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), deren Kern die kurdischen Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) bilden.

 

Die SDF arbeiten im Kampf gegen den faschistischen IS taktisch und zeitweilig mit den US-Streitkräften zusammen, ohne sich jedoch von ihnen abhängig zu machen. Denn auch die US-Imperialisten und ihre Verbündeten sind nicht aus Sympathie für den kurdischen Kampf um Befreiung und Demokratie in Syrien aktiv. 

 

Den USA geht es einzig um ihre eigenen Machtinteressen in der Region. Sie sehen in den SDF-Einheiten einen gewissen Ersatz für eigene Bodentruppen im Land.

 

Wenn der Freiheitskampf der demokratischen und revolutionären Kräfte in Syrien in Widerspruch zu den US-Interessen gerät - dann wird die Unterstützung für die SDF rasch in eine Gegnerschaft umschlagen.

Vormarsch der SDF stört Assad

 

Wenn das russische Verteidigungsministerium jetzt offen mit dem Abschuss von Flugzeugen der USA und ihrer Verbündeten "westlich des Euphrats" droht, oder öffentlich andenkt, den veralteten syrischen Bombern moderne russische Jäger als Geleitschutz mitzugeben, dann zielt das direkt auf die Region Tabqa und Raqqa, die derzeit von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrolliert werden.

 

Der Versuch, deren weiteren Vormarsch zu verhindern, richtet sich so direkt gegen den Kampf für Freiheit und Demokratie im kurdischen Rojava und in ganz Syrien.

Das Baath-Regime hat vorsätzlich einen Angriff auf die von den SDF befreiten Gebiete in Gang gesetzt

General Talal Silo (SDF)

 

Dazu äußerte sich deren Sprecher General Talal Silo in einem Statement: "Vor allem nachdem die Großoffensive zur Befreiung Raqqas, der IS-Hauptstadt, begonnen hatte, unsere Kräfte hervorragend vorankamen und bereits viele Nachbardörfer durch die SDF befreit worden waren, hat das Baath-Regime (das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al Assad, Anm. d. Red.) am 17. Juni vorsätzlich einen ausgedehnten Angriff mit Bombern, Artillerie und Panzern gegen die von den SDF befreiten Gebiete in Gang gesetzt.

 

Der Angriff zielte auf die Gebiete, die vor drei Monaten von den SDF im Rahmen des Kampfs zur Befreiung Raqqas und des Euphrat-Staudammes befreit wurden. Die Absicht der Regierungstruppen ist, mit ihrem Angriff einen weiteren Vormarsch in diesem Kampf zu verhindern.“¹

 

Fortgeschrittenster Kampf für Freiheit und Demokratie

 

Das verknüpft sich nun mit einem offenen Schlagabtausch der imperialistischen Mächte Russland und USA. Dass die imperialistischen Mächte in immer mehr Brennpunkten ihrer Rivalität wie in der Ukraine und Syrien unmittelbar aufeinandertreffen, birgt die latente Gefahr eines 3. Weltkriegs. Allerdings haben die Imperialisten momentan kein Interesse an einem offenen zwischenimperialistischen Krieg.

 

Gleichzeitig geht es ihnen darum, sich genauso wie die am Syrien-Krieg beteiligten neuimperialistischen Länder - unter anderem Saudi-Arabien, Katar oder die Türkei - für die Zeit nach dem Sieg über den faschistischen IS in Stellung bringen.

 

Es geht um die Ölfelder im Osten Syriens, um strategisch wichtige Verbindungswege zum Irak und es geht ihnen darum, den Kampf für Freiheit und Demokratie in Nordsyrien und Rojava zu unterdrücken. Er ist derzeit der fortgeschrittenste Kampf für Freiheit und Demokratie.

 

Diesem Kampf gehört unsere Solidarität. Ein Grund mehr, an der großen Demonstration gegen den G20-Gipfel am 8. Juli in Hamburg teilzunehmen und das dort deutlich zum Ausdruck zu bringen.