Hamburg
Gedenken an den Altonaer Blutsonntag
Die Morde und die Verletzten wurden 1932 den Kommunisten in die Schuhe geschoben. Und heute? Wir verlangen die vollständige Aufklärung, wer hinter der Verwüstung während des G20-Gipfels im Schanzenviertel am 7. Juli steckt.
Am 17. Juli 2017, wenige Tage nach dem G20-Gipfel, versammelten sich Mitglieder und Freunde der Hamburger Geschichts- und Kulturwerkstatt, der MLPD und des Jugendverbands REBELL im ehemaligen Gerichtshof in Altona zu ihrem alljährlichen Gedenken an den Altonaer Blutsonntag.
Schandurteile erst 1992 aufgehoben
Verschiedene Rednerinnen und Redner gingen auf das damalige Geschehen ein: Unter der faschistischen Hitler-Diktatur wurden 1933 auf staatliche Anordnung die vier jungen Kommunisten Karl Wolff, August Lütgens, Walter Möller und Bruno Tesch im Hof des Altonaer Gerichtsgefängnisses ermordet.
Erst 1992 wurden diese Schandurteile aufgehoben, vor allem durch den öffentlichen Druck von Angehörigen und Antifaschisten. Ein entsprechender Gedenkstein wurde in die hinterste Ecke eines Spielplatzes hinter dem heutigen Amtsgericht verbannt. Bis heute verweigern der Hamburger Senat und das Bezirksamt Altona entsprechende Hinweisschilder und eine würdige Gedenktafel.
Geschichtliche Parallelen?
Die Morde und die Verletzten wurden 1932 den Kommunisten in die Schuhe geschoben. Und heute? Wir verlangen die vollständige Aufklärung, wer während des G20-Gipfels hinter der Verwüstung im Schanzenviertel am 7. Juli steckt. Medien und Politiker machen pauschal die „Linksextremisten“ dafür verantwortlich. Damals wie heute lassen wir nicht zu, den berechtigten Protest zu kriminalisieren.
"Ich harke das Laub vom Beet"
Ein Höhepunkt des diesjährigen, wie immer mit Musik untermalten Gedenkens war das Gedicht einer Genossin, die Tage zuvor mit viel Liebe den Gedenkstein geputzt und Blumen gepflanzt hatte:
» … Ich harke das Laub vom Beet und denke daran,
wie es vor 85 Jahren zum Altonaer Blutsonntag kam,
als 5.000 Nazis durchs rote Wohngebiet marschierten
und die Arbeiterfamilien dagegen protestierten.
Es kam in manchen Straßen zur Keilerei,
mittendrin, zum Schutz der Nazis, die Polizei.
Im Wohngebiet gab es 16 Tote – unter den Nazis zwei.
Ich pflanzte rote Nelken für die Genossen,
denen unterstellt wurde, sie hätten geschossen. …«