Stahlfusion
thyssenkrupp-Arbeiter diskutieren richtige Antwort
Nachdem thyssenkrupp über ein Jahr mit dem indischen Tata-Konzern über eine Fusion der Stahlbereiche in Europa verhandelt hat, traf der Konzernvorstand dazu jetzt offenbar eine Grundsatzentscheidung.
In den nächsten Tagen soll eine Vereinbarung (Memorandum of Understanding) zur Durchführung der Fusion unterschrieben werden. Die für heute geplante Aufsichtsratssitzung von thyssenkrupp (tkSE) wurde kurzfristig auf den 23. oder 24. September verschoben.
In Kürze:
- thyssenkrupp und Tata haben sich über Fusion ihrer Stahlsparten verständigt
- 4.000 Arbeitsplätze bei thyssenkrupp auf der Abschussliste, tausende weitere bei Tata in den Niederlanden und in Wales
- Länderübergreifender Kampf der thyssenkrupp- und Tata-Belegschaften herausgefordert
Mit der Fusion würde in Europa der zweitgrößte Stahlkonzern nach ArcelorMittal entstehen. Dies ist verbunden mit der Vernichtung Tausender Arbeitsplätze. Unmittelbar stehen 4.000 Arbeitsplätze bei thyssenkrupp auf der Abschussliste. Zusätzlich noch tausende bei Tata in den Niederlanden und in Wales (Großbritannien). Dies fordert die kampfstarken Belegschaften heraus!
thyssenkrupp in der Defensive
thyssenkrupp hat zuletzt bereits einen Rückzieher gemacht. Der Vorstand konnte seine Pläne, mit denen er 500 Millionen Euro mehr Profit aus der Belegschaft herauspressen wollte, nicht verwirklichen. Nach verschiedenen Streiks und dem konzernweiten Aktionstag am 3. Mai (mehr dazu) musste die geplante Schließung der Querteilanlage in Duisburg-Hüttenheim zurückgenommen werden. Das zeigt: Wer kämpft, kann auch gewinnen!
In Duisburg und im ganzen Ruhrgebiet können wir uns als Stahlarbeiter auf die Solidarität der ganzen Region verlassen
Peter Römmele, Stahlarbeiter und Landesvorsitzender der MLPD
thyssenKrupp will aus der Stahlproduktion aussteigen, da der Konzern in der Neuordnung der internationalen Stahlindustrie hoffnungslos ins Hintertreffen geraten ist. Konzerne aus den neuimperialistischen Ländern Indien und China drängen aggressiv auf den Stahlmarkt und sind heute Weltmarktführer.
Aggressiver Aufstieg indischer Konzerne
In der Blauen Beilage der Roten Fahne "Über die Herausbildung der neuimperialistischen Länder" wird dazu ausgeführt: "Der indische Stahlkonzern ArcelorMittal stieg seit seiner Gründung im Jahr 2007 in kurzer Zeit aggressiv zum größten Stahlproduzenten der Welt auf. Er entstand durch die Übernahme der luxemburgischen Arcelor, dem damals zweitgrößten Stahlkonzern der Welt, durch Mittal Steel.
Mit 41 Millionen Jahrestonnen 2016 und 199.000 Beschäftigten weltweit ist er auch Europas größter Stahlproduzent vor dem indischen Monopol Tata Steel, das eine Jahresproduktion von 24 Millionen Tonnen und 70.000 Beschäftigte hat. Unter rücksichtslosen Methoden der Ausbeutung von Mensch und Umwelt arbeiten bei ArcelorMittal auch mehr als 30.000 Kumpel in Kasachstan, der Ukraine, Bosnien, Kanada, den USA, Mexiko, Brasilien und Liberia." (S. 33)
Die Internationalistische Liste/MLPD steht auf der Seite der Stahlarbeiter und ihrer Familien. Ihr Kandidat Peter Römmele, selbst Stahlarbeiter bei tkSE in Duisburg und Landesvorsitzender der MLPD, dazu gegenüber Rote Fahne News:
Kampf braucht klare Perspektive
„Diese Pläne bedeuten Massenentlassungen. Damit können wir Arbeiter uns nicht abfinden. Soll jetzt die nächste Welle der Arbeitsplatzvernichtung im Ruhrgebiet folgen, nach den Kahlschlägen im Bergbau, bei Nokia und Opel in Bochum ...? Wir sind gut beraten, jetzt einen harten Kampf zu führen, um die Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen zu verteidigen.
Wir von der MLPD treten konsequent für den Kampf um jeden Arbeitsplatz sowie für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich ein. Damit könnten die Arbeitsplätze erhalten und sogar neue geschaffen werden - statt dass die Beschäftigten immer noch mehr arbeiten müssen.
Wir sagen aber auch, dass solche Kämpfe mit klaren Visionen geführt werden müssen: mit der Perspektive einer von kapitalistischer Ausbeutung und Unterdrückung befreiten Gesellschaft, dem echten Sozialismus.
In Duisburg und im ganzen Ruhrgebiet können wir uns als Stahlarbeiter auf die Solidarität der ganzen Region verlassen. Erfolgreich werden wir sein, wenn wir gemeinsam mit unseren Kollegen bei Tata in Wales und in den Niederlanden kämpfen und unsere Gewerkschaft - die IG Metall - zur Kampforganisation machen. Unsere Stärke ist die internationale Arbeitereinheit.“
Aktionstag am 22. September
Die Belegschaften diskutieren seit Monaten, wie der Kampf um die Arbeitsplätze im Fall der Fusion geführt werden muss. Es ist zu begrüßen, dass die IG Metall nun zu einem Aktionstag aller thyssenkrupp-Belegschaften am 22. September in Bochum aufruft.
Allerdings richten die führenden Funktionäre der IG Metall und die Betriebsratsspitze den notwendigen Kampf alleine gegen die Fusion mit Tata aus. Es ist auch nicht einzusehen, dass sie den Aktionstag zur Wahlkampfwerbung für die SPD missbrauchen wollen. Hauptredner sollen Siegmar Gabriel und Martin Schulz sein, die beide in chauvinistischer Manier darauf orientieren, deutsche Arbeitsplätze auf Kosten der Stahlarbeiter in der ganzen Welt zu erhalten.
Arbeiterinteressen maßgeblich
Die damit zusammenhängenden Vorschläge wie die Gründung einer deutschen Stahl AG mit ThyssenKrupp, Salzgitter und Georgsmarienhütte lenken davon ab, dass internationale Konzerne wie thyssenkrupp und Tata sich bei ihren Investitionsentscheidungen vom gesetzmäßigen Streben nach Weltmarktführung leiten lassen. Abgesehen davon würde eine solche Fusion kaum weniger Arbeitsplätze vernichten.
Die Stahlarbeiter sind gut beraten, sich nicht den Kopf der Konzernherren zu zerbrechen, sondern konsequent um die Arbeiterinteressen zu kämpfen, die internationale Arbeitereinheit zu entwickeln und länderübergreifend zu kämpfen. MLPD und Internationalistisches Bündnis werden ihren Bundestagswahlkampf in diesem Sinne nützen und selbstverständlich auch nach dem Wahlkampf den Stahlarbeitern mit Rat und Tat zur Seite stehen.