Internationaler Kampftag
Weltweit Proteste gegen Gewalt an Frauen
Am Wochenende 25./26. November fanden weltweit Aktionen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen statt.
In vielen Ländern kam es zu kämpferischen Aktionen. So standen in Rom Zehntausende aus Pappe gestaltete Frauenfiguren auf Plätzen, auf denen über Schicksale von Frauen zu lesen war.
In Deutschland kam es in verschiedenen Städten zu kämpferischen Aktionen, die mit viel Stolz und Frauenpower dem schlechten Wetter trotzten.
Viele Zuhörer in Berlin
Aus Berlin-Mitte wird berichtet: „Unter dem Motto ‘Organisiert werden aus Opfern Kämpferinnen" demonstrierten Frauen aus Mitte und Spandau in Moabit vor einem großen Einkaufszentrum. Der ununterbrochen starke Regen beeinträchtigte die Durchführung und auch die Teilnahmebereitschaft erheblich. Mit Musik und vielen interessanten Redebeiträgen, die sich kämpferisch, mutig mit den aktuellen, nicht nur frauenpolitischen Themen beschäftigten, zeigten wir, dass sich der Kampf zur Beseitigung von Gewalt an Frauen in den Kampf um die tatsächliche, volle Gleichberechtigung der Frau einreiht. Mit unseren Beiträgen erreichten wir viele Zuhörer, auch mit unseren Flyern, in denen wir und unsere Ziele beschrieben wurden, wurden gern mitgenommen.
Es ist in Berlin nun bereits Tradition, dass wir Kerzen anzünden und den Opfern von Gewalt gegen Frauen auf der ganzen Welt gedenken. Zum Abschluss sangen wir ‚Todo cambia‘ und zauberten damit zustimmendes Lächeln auf die Gesichter.
Noch zu bemerken: Auffällig ist, dass der Tag gegen Gewalt an Frauen zunehmend auch bei den Männern als Kampftag angekommen ist, und wir Unterstützung bekommen, die noch vor einigen Jahren nicht so selbstverständlich war. Zum Beispiel von Ehemännern, auch freundlichen Polizisten, Marktleitern usw.“
Berlin: Wir lassen keinen im Regen stehen
Aus Berlin Alt-Treptow kommt folgender Bericht: „Wir lassen keinen im Regen an uns vorbeigehen. Lausig kalt, nass und dunkel war es. Einige Frauen haben aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Die Fotos: verregnet. Aber der Tag gegen die Gewalt an Frauen war uns denn doch zu wichtig, um uns hinterm Ofen zu verstecken. Courage hat den Info-Stand wieder im Alt-Treptower Kiez gemacht. Da wo wir wohnen und arbeiten, unterstützt von Männern, MLPD und Montagsdemo. ‚Das Thema fängt ja schon mit der Bibel an‘, sagte ein Passant. ‚Die Frau wurde angeblich aus der Rippe des Mannes gemacht.‘ Und warum? ‚Weil es Adam langweilig wurde und Gott ihm Eva schuf, damit er was um sich herum hat.‘ Original-Ton Luther-Bibel. Und dieser Luther wird uns als Frauen-Freund und Förderer im Luther-Jahr präsentiert. Nicht alle Gespräche konnten so in die Tiefe der Geschichte gehen. Irgendwann war es doch zu kalt und wir wärmten uns an einer schmackhaften heißen Möhren-Ingwer-Suppe, die eine erkrankte Courage-Frau gekocht hatte.“
Demo mit breiter Beteiligung in Köln
Aus Köln wird geschrieben: „Am 25. November versammelten sich ca. 200 Frauen auf dem Wallrafplatz in Köln. Das kämpferische Frauenbündnis Köln hatte aufgerufen. Frauen von acht Organisationen aus dem Bündnis nahmen die Gewalt gegen Frauen ins Visier. Gewalt gegen Frauen ist Ausdruck und Folge einer Gesellschaft, die unterdrückt und kann letztlich nur überwunden werden, wenn wir uns eine befreite Gesellschaft erkämpfen, so der Tenor vieler Beiträge. Mit einer Schweigeminute wurde den im letzten Jahr ermordeten und im Kampf gefallenen Frauen gedacht.
Um 18 Uhr schloss sich das Bündnis der - seit zehn Jahren stattfindenden - Demonstration ‚reclaim the night‘ an. Zirka 500 bis 600 Frauen zogen trotz Hagelgewitter durch die Innenstadt - mit kämpferischen Sprechchören wie: ‚How ever we dress, whereever we go - yes means yes and no means no!, Frauen - Leben – Freiheit!‘ Die Demonstration wird vom Bündnis der unabhängigen Frauenhäuser in Köln durchgeführt. Sie war in diesem Jahr sehr politisch - und endete am Friesenplatz mit dem Lied ‚Talking about revolution‘."
Gelsenkirchen: In einer Reihe mit den Frauenkämpfen weltweit
Eine Korrespondentin aus Gelsenkirchen erzählt: „Knapp 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer protestierten mir einer Kundgebung und einerkurzen Demonstration in Gelsenkirchen gegen die vielfältigen Formen von Gewalt an Frauen. Sie stellten sich in eine Reihe mit den Kämpfen von Frauen weltweit. Sie verabschiedeten Solidaritätsresolutionen an die Ärztin Kristina Hänel und für das Informations- und Selbstbestimmungsrecht von Frauen, sowie an die Hebammen die gegen die Schließung von Geburtsstationen kämpfen.“
International zusammengesetzter Frauenblock in Leipzig
Aus Leipzig wird berichtet: „In Leipzig demonstrierten bei kaltem Wetter und Dauerregen knapp 200 Männer und Frauen gegen die §§ 129 a und b und für die Freilassung von Abdullah Öcalan. Angeführt von einem international zusammengesetzten Frauenblock - an dem auch der Frauenverband Courage teilnahm - wurde durch kämpferische Reden und Parolen die weltweite Gewalt gegen Frauen und Mädchen thematisiert und angeprangert.“
Passanten informieren sich in Böblingen
Aus Böblingen schreibt ein Korrespondent: „Unsere Kundgebung in Böblingen war leider verregnet. Das hat uns nicht abgehalten, die wenigen Passanten über den Widerstand gegen die alltägliche Gewalt gegen Frauen in Deutschland und weltweit zu informieren. Das stieß bei den Leuten auf Zustimmung. Es wurden Unterschriften für die Hannoveraner Leiharbeiterinnen gesammelt, und es wurde Werbung für die landesweite Demonstration gegen Abschiebung am 9. Dezember in Stuttgart gemacht. Das gestrige Urteil gegen die Ärztin Kristina Hänel stieß auf große Empörung."
Internationalistisches Theaterstück in Tübingen
Aus Tübingen wird geschrieben: „Trotz Regen und Kälte führten zirka zehn Frauen von Courage ein internationalistisches Theaterstück über den Kampf gegen die Unterdrückung in den verschiedensten Ländern auf. Auch Deutschland wurde in den Fokus genommen. Gegen die schlechte Situation in der Pflege und gegen den Gesinnungsparagraphen 129 b wurde Stellung bezogen. Es endete mit der Solidarität mit Banu Büyükavci und allen betroffenen Gefangenen."
Viel Aufmerksamkeit auf der Zeil in Frankfurt am Main
Eine Korrespondentin aus Frankfurt am Main weiß zu berichten: „Es war eine gute Stimmung auf dem Platz in Frankfurt. Ein Tag nach dem Gerichtstermin gegen die Frauenärztin Dr. Kristina Hänel, wurde der Tag auch genutzt, um nochmal breit gegen den § 218 zu protestieren. Das offene Aktionsbündnis setzte sich zusammen aus demokratische Frauenbewegung in Europa, Feministische Partei DIE FRAUEN, Frauenverband Courage e.V., Jugendverband REBELL/Frankfurt, Komitee gegen Steinigungen, MLPD/Rhein Main, Neue Frau."
Mit wunderbaren Liedern der Solidarität und für die Freiheit der Frauen, sowie mit Tanz wurde viel Aufmerksamkeit auf der Zeil in Frankfurt erreicht. Protest und Widerstandsbeiträge verschiedenster Frauen gegen die Gewalt an Frauen in der ganzen Welt wurden mit gut sichtbar beschrifteten und bebilderten Kartons untermauert."