Türkei

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Bauarbeiter gegen menschenunwürdige Unterbringung

Seit 2014 laufen in der Türkei die Bauarbeiten an dem gigantischen neuen Großflughafen nordwestlich von Istanbul.

Korrespondenz aus Essen / gp

Er soll mit circa 90 km² (9000 ha) der größte Flughafen der Welt werden.¹ Insgesamt schuften dort 36.000 Arbeiter. Die Arbeitsbedingungen und die Unterbringung sind katastrophal und menschenverachtend. Ein entlassener Sicherheitsbeauftragter berichtet, dass die Arbeiter jeweils elf Stunden am Tag und elf Stunden in der Nacht malochen müssen. Sie bekommen alle zwei Wochen einen freien Tag. Die Arbeiter dürfen in aller Regel das Baugelände nicht verlassen. Statt wie vorgeschrieben maximal 10 bis 20 Kilometer zu fahren, werden von den LKW-Fahrern 40 bis 50 km/h verlangt, um die Arbeiten zu beschleunigen.

Überfahrene Arbeiter sind an der Tagesordnung

Zusammenstöße und überfahrene Arbeiter sind deshalb an der Tagesordnung. In den Steinbrüchen werden Arbeiter von herabfallenden Felsbrocken erschlagen. Sicherheitsbeauftragte, die einschreiten wollten, sind gelegentlich sogar mit der Waffe bedroht worden. Inspektoren halten aus Angst den Mund, um nicht womöglich zu Anhängern der Gülen-Bewegung und damit zu "Terroristen" erklärt zu werden. Ein Baufahrzeugführer berichtet von bislang 400 tödlichen Unfällen, von denen die meisten vertuscht wurden.

Nieder mit den Arbeiterfeinden!

Bauarbeiter der Baustellenunterkunft Akpınar

Wegen der unhaltbaren Zustände in den Unterkünften marschierten am 13. Februar mehrere Hundert Bauarbeiter der Baustellenunterkunft Akpınar zum Büro des Unterkunftsleiters und forderten: „Wir wollen wie Menschen leben“ und „Nieder mit den Arbeiterfeinden“. Sie ließen sich durch die Drohungen des Unterkunftsleiters, notfalls auch die Gendarmerie einzusetzen, nicht einschüchtern. Daraufhin machte die Baufirma einen Rückzieher und gab allen Forderungen der Kollegen nach.²