#deletefacebook
Kritik der MLPD an Facebook, Whatsapp und Co. bestätigt sich
Nachdem vor kurzem der bisher größte bekannt gewordene Datenskandal um Facebook und die Firma Cambridge Analytica enthüllt wurde, kehren erste Werbekunden dem weltgrößten Online-Netzwerk den Rücken.
Gestern löschten der Elektroauto-Hersteller Tesla und die Raumfahrt-Firma SpaceX ihre Facebook-Seiten. Mozilla, der Entwickler des Webbrowsers Firefox, platziert vorläufig keine Werbung mehr auf Facebook.
Facebook versucht nun nach Informationen des Wall Street Journal hinter den Kulissen, Werbeagenturen zu beruhigen. Das Online-Netzwerk mit über zwei Milliarden Nutzern weltweit macht seinen gesamten Profit mit Werbeanzeigen. Die US-Verbraucherschutzbehörde Federal Trade Commission (FTC) leitete nach Informationen der Washington Post eine Untersuchung ein.
Auch für viele private Nutzer brachten die jüngsten Enthüllungen das Fass zum Überlaufen. Seit Tagen macht der Hashtag #deletefacebook (Lösch deinen Facebook-Account) die Runde. Nur noch 19 Prozent der für den GPRA-Vertrauensindex 2017 Befragten haben Vertrauen in den Datenschutz von Facebook. Der skandalöse Umgang von Facebook mit Nutzerdaten ist offenkundig - man muss davon ausgehen, dass andere "soziale Netzwerke" ähnlich agieren.
Die jetzt bekannt gewordenen massenhaften Manipulationsversuche von Wählern durch das Wahlkampfteam des ultrareaktionären US-Präsidenten Donald Trump liegen schon einige Zeit zurück.
Es ist glatt gelogen, wenn Facebook-Chef Mark Zuckerberg zunächst den Ahnungslosen mimte. Tatsächlich wusste er vom Datenklau durch Cambridge Analytica: Er selbst hat 2015 die Firma ersucht, die Daten zu löschen, und sich damit zufrieden gegeben, dass Cambridge Analytica dies zusagte. Eine Information der betroffenen Facebook-Nutzer gab es nicht.
Die britische Firma fischte im Auftrag von Trumps Wahlkampfteam Profildaten von Facebook-Nutzern ab, um ihre Wahlentscheidung gezielt zu manipulieren. Über 270.000 Facebook-Nutzer luden die scheinbar harmlose Umfrage thisisyoudigitallife herunter. Mithilfe dieses als Persönlichkeitstest getarnten Spionageprogramms wurden Nutzerprofile erstellt und in Nutzergruppen eingestuft. Zusätzlich erhielt Cambridge Analytica Zugang zu weiteren Daten, den verlinkten "Liked"-[,Gefällt mir‘]-Freunden und damit zu insgesamt 50 Millionen Menschen.
Nach Aussagen von Chris Wylie - Mitbegründer von Cambridge Analytica und heute Whistle-Blower – ging es unter anderem darum, deren "seelische Schwachstellen auszukundschaften". Er qualifiziert dies inzwischen als Methode der psychologischen Kriegsführung.
Während des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 wurde das Netzwerk von einer Welle an Falschmeldungen wie erfundenen Nachrichten und bösartigen Anschuldigungen überschwemmt, die sich meist gegen Hillary Clinton richteten. Die braucht sich allerdings nicht als Opfer darzustellen, verfügt sie doch ebenfalls über ein riesiges Medienimperium. Datenhändler wie Oracle oder Acxiom bieten explizit Informationen über Millionen Menschen in sozialen und ökonomischen Kategorien an. Ärmere Menschen sammeln sie in der Kategorie „waste“ („Müll“)!
Finanzier der Aktivitäten von Cambridge Analytica war der reaktionäre Informatiker und Hedgefonds-Milliardär Richard Mercer. Stephen Bannon, Redakteur der ebenfalls Mercer-finanzierten Breitbart News, Wahlkampfleiter und späterer Berater Trumps im Weißen Haus, hatte zeitweise einen Posten im Verwaltungsrat von Cambridge Analytica.
Das Unternehmen gibt ganz offen zu, bereits 200 Wahlen weltweit beeinflusst zu haben. Die britische Zeitung Guardian berichtete, dass Cambridge Analytica allein für ihre Brexit-Kampagne 3,9 Millionen Pfund bekam. Die Firma hat Verträge mit Regierungen auf der ganzen Welt, auch mit dem Pentagon, dem britischen Geheimdienst GCHQ und der amerikanischen NSA.
Die Daten werden also keineswegs "nur" zur Meinungsmanipulation genutzt, sondern für Bespitzelung und Ausspähung von linken Kräften, Bewegungen, Befreiungskämpfen. Schon seit 2013 ist öffentlich bekannt, dass die Internetplattformen den Geheimdiensten Zugriffsmöglichkeiten auf die Daten ihrer Internetnutzer weltweit in Echtzeit zur Verfügung stellen. Ebenfalls 2013 lobte der türkische Kommunikationsminister Binali Yildirim im Zusammenhang mit den demokratischen Massenprotesten die Zusammenarbeit mit Facebook bei der Herausgabe von Nutzerdaten.
Der ehemalige NSA-Mitarbeiter und Whistleblower Edward Snowden dazu: „Unternehmen, die durch das Sammeln und Verkaufen von detaillierten Aufzeichnungen über das Privatleben Geld verdienen, wurden früher einfach als 'Überwachungsunternehmen' bezeichnet. Ihr Rebranding als 'Social Media' ist die erfolgreichste Täuschung, seit das Kriegsministerium zum Verteidigungsministerium wurde.“
Die US-Geheimdienste brauchen gar keine externen Schnittstellen zu den Facebook-Daten, sie sind in Wirklichkeit mitten drin, weil ihnen Facebook selbst gehört. The Intercept deckt 38 bisher unbekannte CIA-Firmen auf - wie die Firma In-Q-Tel, die Unternehmen aufkauft, die Technologie herstellen, welche für Geheimdienste potenziell interessant sein kann. Deren Schwerpunkt ist die Social Media-Überwachung.
Bruce Lund, ein leitender Techniker von In-Q-Tel, erklärte, dass die Behörden versuchen müssen, den Überblick über „ausbrechende politische Bewegungen, Krisen, Epidemien und Katastrophen“ zu behalten. Die MLPD hat schon seit vielen Jahren über die Manipulation und Bespitzelung durch Facebook und Co. aufgeklärt und davor gewarnt. So heißt es in einem Artikel in der Roten Fahne von 2013:
"Was die Geheimdienste vor allem interessiert, ist, wer mit wem Kontakt hat und welche Stimmungen sich unter den Völkern verbreiten. So wollen sie rechtzeitig erkennen, wo sich organisierter Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse entwickelt – sei es gegen Arbeitslosigkeit, gegen die Zerstörung der natürlichen Umwelt, gegen Angriffskriege oder gegen offene diktatorische Unterdrückung ...
Dabei werden nicht nur einzelne unliebsame Meinungen unterdrückt, wie durch die Verhaftung von Regimekritikern in arabischen Staaten aufgrund kritischer Beiträge in Facebook oder die Löschung einer Facebook-Gruppe von Arbeitern gegen 'Stuttgart 21'. Die NSA, die US-Behörde, die auf Telefon- und Internet-Überwachungstechniken spezialisiert ist, verwendet Software-Techniken, die man als 'Data-Mining' bezeichnet ...
Diese Programme untersuchen selbstständig kontinuierlich die Daten und halten automatisch fest, wer mit wem wie oft Kontakt hat. Und sie können Inhalte von Postings daraufhin analysieren, welche hauptsächlichen Ansichten wie oft von wem ausgedrückt werden. Dabei spielt der 'Gefällt mir'-Button eine zentrale Rolle ...“
Die MLPD kämpft mit aller Kraft für den Zusammenschluss fortschrittlicher und revolutionärer Kräfte, in Deutschland und international. Dabei setzt sie auf echte Zusammenarbeit und freundschaftliche Beziehungen und nicht auf eine "Vernetzung" über die Datenkrake Facebook, über die sich die Geheimdienste freuen und die die fortschrittlichen Kräfte schwächt.
Selbstverständlich nutzt die MLPD die Möglichkeiten des Internet für ihre politische Arbeit, unter anderem mit ihrem Online-Nachrichten-Portal Rote Fahne News. Es ist auch klar, dass man allein durch den Abschied von Facebook und Whatsapp nicht der staatlichen Überwachung entfliehen kann. Erforderlich ist der Kampf gegen die Faschisierung des Staatsapparats. Die großartigen Möglichkeiten des Worldwide Web können erst im echten Sozialismus wirklich voll zum Wohle der Menschheit genutzt werden.