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Jugendrebellion entfaltet sich - gegen Trump und Waffenindustrie

In den USA fanden am 24. März die größten Massendemonstrationen seit dem Women's March zur Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump im Januar 2017 statt. Diesmal gingen vor allem Jugendliche auf die Straße.

Von fjs
Jugendrebellion entfaltet sich - gegen Trump und Waffenindustrie
Beim "March for our lives" in Washington D.C. (Foto: Ted Eytan)

Mehr als eine Million beteiligten sich am „Marsch für unser Leben“. 800 Demonstrationen gab es im ganzen Land. Allein in der Hauptstadt Washington D.C. waren bis zu 800.000 Menschen auf der Straße. Es gab weltweit Solidaritätsaktionen, wie z.B. in Sidney (Australien), Tel Aviv (Israel) oder London (Großbritannien).

 

Seit am 14. Februar der 19-jährige rassistische Ex-Schüler Niklas Cruz an der Marjory Stoneman High School in Parkland (Florida) 14 Jugendliche und drei Erwachsene erschoss, reißen die Proteste gegen solche Attentate und den Zusammenhang zur ultrareaktionären Regierungspolitik sowie zu den Interessen der Waffenindustrie nicht mehr ab. Cruz hatte in sozialen Medien im Vorfeld antifaschistischen Demonstranten mit Rache bedroht.

Demonstrantinnen in Morristown, New Jersey (Foto: Tomwsulcer)
Demonstrantinnen in Morristown, New Jersey (Foto: Tomwsulcer)

In Kürze:

  • Mehr als eine Million beteiligten sich, über 800.000 allein in der Hauptstadt Washington D.C.
  • 800 Demonstrationen gab es im ganzen Land
  • In Reden und Parolen brachten Jugendliche zum Ausdruck, dass sie sich eine "Revolution" wünschen

„Genug ist genug“ war eine Hauptparole und 7.000 Paar Schuhe vor dem Kapitol erinnerten an die seit 2012 durch faschistische Attentate getöteten Schüler. Die Trauer der Jugendlichen hat sich in Wut und Entschlossenheit verwandelt.

 

In einer bewegenden Rede gedachte Emma Gonzales - 18-jährige Überlebende des Massakers und führende Organisatorin - der Opfer. Selbstbewusst versicherte sie, dass die Jugend keine Ruhe mehr geben wird, bis sich wirklich etwas verändert. Nicht nur in der massenhaften Beteiligung, sondern auch im Bewusstsein des notwendigen "längeren Atems", in festeren Organisationsformen und dem gemeinsamen Protest von Jung und Alt zeigt sich eine neue Qualität dieser Jugendbewegung. 

Hauptkritik an Waffenindustrie

Landesweit wurden an den Schulen Komitees gebildet. Unterstützung kommt von Eltern, Lehrern, Gewerkschaftern bis hin zu prominenten Persönlichkeiten, die sich zahlreich beteiligten. Der Jugendprotest verbindet sich mit anderen Protestbewegungen gegen Trumps Politik, in denen Jugendliche ebenfalls eine aktive Rolle einnehmen: der Frauenbewegung, der Migranten- und Umweltbewegung sowie der antirassistischen und antifaschistischen Bewegung.

 

Die Hauptkritik der Protestierenden richtet sich gegen die Einflussnahme der Waffenlobby NRA (National Rifle Association), hinter der die US-Waffen- und Rüstungsindustrie steht. Diese Organisation hat für Trumps Wahlkampf allein 30 Millionen Dollar springen lassen. Die Forderung nach einer Verschärfung der Waffengesetze, die inzwischen von zwei Dritteln der US-Bürger in Befragungen unterstützt wird, kann das zugrundeliegende Problem jedoch nicht aus der Welt schaffen.

Ursache nicht der Waffenbesitz

Selbstverständlich ist die perverse, reaktionäre Form des Waffenbesitzes und -gebrauchs abzulehnen, wie er von nationalistischen und faschistischen Gruppierungen oder auch Einzelpersonen betrieben wird. Die Ursache solcher Massaker ist jedoch nicht der Waffenbesitz an sich, sondern die faschistische, zutiefst massenfeindliche Gesinnung der Attentäter. Sie wird durch die Propaganda faschistischer und rassistischer Organisationen, die nach wie vor eine wichtige Basis der Trump-Regierung bilden, genauso wie durch die militaristische Beeinflussung der Jugend - unter anderem in Computerspielen - massiv gefördert. 

 

Die Volksbewaffnung spielte eine historisch fortschrittliche Rolle. Ihre Ablehnung entspringt einem kleinbürgerlich-pazifistischen Denken, das den entscheidenden Zusammenhang zum Klassenkampf verkennt. So warfen Aktivisten der World Workers Party in den Aktionen die Frage auf, "dass man die Ursachen und Lösungen für die Waffengewalt tiefgehender behandeln muss. ... Es ist kein Zufall, dass Nikolas Cruz, der Schütze, in den sozialen Medien homophobe, rassistische und antisemitische Ansichten geäußert hat."

Wunsch nach Revolution

Minnie Bruce Pratt berichtet in der Zeitung der Workers World Party: "Aber viele junge Menschen stellen weitaus fortschrittlichere und radikale Forderungen: ... 'Keine Schulschließungen, keine Waffen in den Schulen, gegen die Kriminalisierung der Jugend, Polizei raus aus den Schulen ..., Investitionen in Schulen, Arbeitsplätze für die Jugend.'"

 

Sie zitiert aus einem Demo-Bericht von Vivien Weinstein: "Wir müssen dazu beitragen, den Zusammenhang zwischen der Waffengewalt und der Waffenindustrie herzustellen, die unseren Kindern hier das Leben kostet, als auch das Leben der jungen Opfer der gegenwärtigen US-Aggressionskriege in mehr als sieben Ländern der Welt.“

 

Cameron Kasky, ein überlebender Schüler, rief in seiner Rede: "An die Machthaber, Skeptiker und Zyniker, die gesagt haben, wir sollen uns hinsetzen, ruhig sein und warten, bis wir an der Reihe sind: Willkommen zur Revolution." So begrüßenswert der Wunsch nach einer Revolution ist, können solche Proteste damit nicht gleichgesetzt werden.

Mit parlamentarischen Illusionen fertig werden

In Sprechchören wie "Vote Them Out" (Wählt sie raus) drückt sich zugleich noch die kleinbürgerlich-parlamentarische Illusion aus, durch Wahlen grundlegende Veränderungen herbeiführen zu können. Das geht unter anderem auf die Einflussnahme bürgerlicher Monopolpolitiker zurück. So lief der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo von der Demokratischen Partei, an der Spitze des Demonstrationszugs mit.

 

Nur wenn die sich erstarkende Jugendbewegung von solchen Einflüssen freimacht, die sie lediglich auf einen anderen Flügel der Monopolpolitik orientieren wollen, kann sie sich eine wirkliche Perspektive gewinnen. Die Stärkung der Anziehungskraft revolutionärer Positionen steht und fällt mit der Stärkung der revolutionären, marxistisch-leninistischen Kräfte in den USA.