Gegen Aussieberei
Kapitalistisches Bildungssystem in der Krise
Zur Zeit finden an vielen Schulen Abschlussprüfungen für dieses Schuljahr statt. Nicht nur in den Familien mit Schülern, in der ganzen Gesellschaft wird über Bildung und das Schulsystem heiß diskutiert. Dabei sind die Probleme unverkennbar, besonders an Grundschulen: Die Lehrerversorgung ist katastrophal.
Wenn es so weiter geht mit dem Bedarf und der Anzahl der derzeit in Ausbildung befindlichen Grundschullehrer werden im Jahr 2025 35.000 Grundschullehrer fehlen (1). An Berufsschulen werden bis 2025 knapp 22.000 zusätzliche Lehrkräfte benötigt (2).
"Wir können unsere Aufgaben nicht mehr professionell erfüllen"
Laut Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW konnten 2017 rund 2000 Stellen an Grundschulen nicht besetzt werden. In typischen Brandbriefen schrieben Lehrer aus Bayern: „Wir können unsere Aufgaben nicht mehr professionell erfüllen“ (1). In Baden-Württemberg bleiben besonders in Landkreisen viele Stellen an Grund-, Sonder- und Berufsschulen unbesetzt. Gymnasiallehrer werden an Grundschulen beordert und pensionierte Lehrer „zurück“ geholt. Von Krankheitsvertretungen können Schüler, Eltern und Lehrer in der Regel nur träumen.
34 Milliarden Euro Investitionsrückstau
Zwischen den Jahren 2000 und 2016 sank die Zahl der Grundschulen von 17.300 auf 15.500. Laut Schätzungen der Bertelsmann-Stiftung sind bis 2030 2000 neue Grundschulen erforderlich. Die Realität: Bröckelnder Putz, undichte Fenster, viele Schulen sind in jämmerlichem baulichen Zustand. Die staatliche KfW-Bank beziffert den Investitionsrückstau auf etwa 34 Milliarden Euro (1).
Schulerfolg hängt von sozialer Lage ab
In der aktuellen Zeitung der IG Metall wird nachgewiesen, dass der Schulerfolg noch immer stark vom Bildungsniveau und vom Einkommen der Eltern abhängt. 2017 begannen 74% der Akademikerkinder ein Studium, hingegen nur 21 % der Kinder aus nicht-akademischen Familien. Die IG Metall will: „Bildungsgerechtigkeit“ und einen „offenen und freien Zugang zu Bildung und Weiterbildung“ sowie „Lehr- und Lernmittelfreiheit“ und „Qualifizierung des Ausbildungspersonals“. Damit vermischt sie fortschrittliche Forderungen mit der Orientierung auf einen individuellen „Aufstieg“ durch Bildung (2).
Der beklagte Fachkräftemangel und das vermeintlich sinkende Niveau der Schüler sind vor allem Ergebnis des maroden Schulsystems als Ausdruck der Krise der bürgerlichen Sozialpolitik. Im Koalitionsvertrag der Merkel-/Scholz-Regierung werden große Investitionen in die digitale Bildung von Kindesbeinen an versprochen. Jedoch nicht für alle: Mit der Forderung nach mehr Elitebildung treiben die Monopolverbände die Aussieberei voran.
In Frankreich, wo sich zur Zeit Studenten und Hochschulbeschäftigte an den Kämpfen der Arbeiter gegen die reaktionären Pläne der Macron-Regierung beteiligen, steht ein geplantes Hochschulgesetz am Pranger, das Arbeiterkindern den Zugang zur Universität noch mehr erschwert.
Bildungsforscher Werner Helsper von der Martin-Luther-Universität Halle kritisiert: "Und wenn Sie zum Beispiel sich die Entwicklung in Ostdeutschland anschauen, da hatten wir 2000 noch 667 Gymnasien in öffentlicher Trägerschaft, 2011 nur noch 510. Parallel dazu ist im gleichen Zeitraum dieser elf Jahre der Anteil der privaten Gymnasien von 49 auf 114 gestiegen. Also parallel zur Schließung öffentlicher sind die privaten Gymnasien auf über das Doppelte expandiert. Da gibt es Schulen, wo ich mein Kind nur hinschicken kann, wenn ich die Möglichkeit habe, dafür 1.500 Euro im Monat auf den Tisch zu legen in besonders teuren International Schools, die stark expandiert sind in Deutschland in den letzten zehn, 15 Jahren."
Infopoint Bildung auf dem Rebellischen Musikfestival
Die MLPD fordert in ihrem Programm:
- Für vollständige Lehr und -Lernmittelfreiheit!
- Für eine gründliche Schul- und Berufsausbildung!
- Kostenloses, einheitliches und qualifiziertes Bildungssystem von der Krippe bis zur Hochschule! (3)
„Bildungsgerechtigkeit“ bleibt im Kapitalismus eine Illusion. Auf der Grundlage des Prinzips der kapitalistischen Konkurrenz, im Kampf um Noten, Zugang zu Ausbildung, Beruf und Studium, der Konkurrenz zwischen Schulen, Kommunen und Bundesländern bis hin zum weltweiten Konkurrenzkampf kann es keine „Gerechtigkeit“ und damit auch keine „Bildungsgerechtigkeit“ geben.
Lebensschule der proletarischen Denkweise
Die MLPD prägt eine andere Bildungspolitik. Sie organisiert mit ihrem Jugendverband Rebell eine Lebensschule der proletarischen Denkweise. Jugendliche und Kinder lernen bei den Rotfüchsen und im Rebell solidarisches internationalistisches Verhalten, Achtung der körperlichen Arbeit und der arbeitenden Menschen. Sie lernen sich zu organisieren im Kampf für die Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung. Die Losung "Dem Volke dienen" aus der großen proletarischen Kulturrevolution im China Mao Zedongs wird vom modernen Antikommunismus verteufelt. Für die MLPD und ihren Jugendverband ist sie eine großartige Leitlinie ihrer erziehungs- und Bildungsarbeit.
Bis Pfingsten sind die meisten Prüfungen vorbei. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, in den Endspurt der Vorbereitung des Rebellischen Musikfestivals zu gehen. Es gibt auch wieder einen Infopoint zum Thema Bildung, zu dem gezielt auch Schülervertreterinnen und -vertreter von Schulen, Studenten und die Gewerkschaftsjugend eingeladen werden.