Arbeitereinheit
Opel: Konzernweite Verbrüderung in Eisenach
Heute setzte die Opel-Belegschaft ein erstes wichtiges Signal für den Kampf um die Einhaltung der Tarifverträge, gegen Arbeitsplatzvernichtung, Lohnraub und drohende Werksschließungen.
Die Kundgebung vor dem Eisenacher Werkstor war vor allem ein Signal, dass die Belegschaft sich nicht in Standorte und Länder spalten lässt. Früh- und Spätschicht versammelten sich im Werk und zogen mit einem beeindruckenden Demonstrationszug vor das Tor.
Dort warteten bereits mehrere hundert Kolleginnen und Kollegen aus Rüsselsheim, Kaiserslautern, Bochum und Dudenhofen sowie solidarische Menschen aus der Eisenacher Bevölkerung. Der Betriebsratsvorsitzende Bernd Lösche rief zur Verbrüderung auf, als der Demonstrationszug vor dem Tor ankam.
In Kürze:
- Gemeinsame Aktion von Opelanern aus Rüsselsheim, Kaiserslautern, Bochum und Dudenhofen sowie solidarischen Menschen aus Eisenach
- Kundgebung stärkte spürbar das Selbstvertrauen der Belegschaft
- Lehren aus Bochum tief eingedrungen
Zu dieser Verbrüderung gehört auch, dass unzählige Solidaritätsadressen eingingen, unter anderem von der englischen Gewerkschaft Unite und der französischen CGT. Aus dem PSA-Werk Mulhouse schrieben die Kollegen: „Ob wir in Frankreich oder Deutschland sind – unsere Klasseninteressen sind die gleichen. Euer Kampf ist auch der unsrige und er ist in den Herzen von uns Ausgebeuteten.“
Beifall für Absage an jeden Verzicht
Bei der anschließenden Kundgebung bekamen klare Ansagen gegen jeden Verzicht großen Beifall. Mehrere Redner betonten, auch als Lehre aus Bochum, dass es nicht nur um Solidarität mit Eisenach geht, sondern um einen gemeinsamen Kampf aller Werke.
Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linkspartei) bekam sehr viel Beifall mit der Forderung nach einer Zukunft für die Jugend in der Region. „Wir sind stolz auf über 120 Jahre Automobilbau in Eisenach – und das muss bleiben!“ Ebenso der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei), als er sagte: „Wir trinken doch nicht noch den Kakao, durch den ihr uns ziehen wollt!“
Zukunft der Jugend im Blick
Die Auszubildenden von Opel Eisenach waren mit einem großen Transparent vertreten: „Ohne Ausbildung und Übernahme keine Zukunft für Opel in Eisenach!“ Der frisch gewählte neue Vertrauenskörperleiter der IG Metall sagte der geplanten Einstellung der Ausbildung den Kampf an. Er gab den Kollegen mit auf den Weg, dass sie sich das Selbstbewusstsein nicht nehmen lassen, wenn sie jetzt einzeln nach Hause zur Familie gehen und man uns Angst machen will.
Sowohl der Gesamtbetriebsratsvorsitzende als auch der Ministerpräsident beklagten die offene Infragestellung der Klassenzusammenarbeitspolitik durch die Konzernspitze. Sie appellierten, doch wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Aus Angst vor einem selbständigen Streik bettelten sie regelrecht, wieder zurückzukommen zu der von ihnen jahrelangen gepflegten „Sozialpartnerschaft“ und dem von ihnen so geliebten System der kleinbürgerlichen Denkweise, des Co-Managements und der negativ ausgerichteten Klassenzusammenarbeitspolitik.
Trotz antikommunistischer Entgleisung - MLPD selbstverständlicher Teil
Ein Skandal war die Eröffnung der Kundgebung durch den Betriebsratsvorsitzenden, die er unter das Motto „Kampf jedem Extremismus“ stellte. Wenn das auf eine Gleichsetzung von AfD und MLPD abzielte, war es ein Skandal. Es nimmt dem ganzen Kampf die Perspektive, wenn Marxisten-Leninisten als konsequente Antifaschisten und Internationalisten ausgerechnet mit faschistoiden Kräften auf eine Stufe gestellt werden.
Gleichzeitig sind mehrere Funktionäre der IG Metall auf MLPD-Genossen zugegangen, mit der Bitte um Hilfe gegen die AfD. Während die MLPD mit einem Infostand selbstverständlicher Teil der Kundgebung war, drängten dutzende Gewerkschafter eine Truppe von AfD-Leuten um Björn Höcke vom Kundgebungsplatz ab. Unter tosendem Beifall musste die AfD der Kundgebung dann weit abgedrängt zuschauen.
Selbstvertrauen gestärkt
Die Kundgebung stärkte spürbar das Selbstvertrauen der Belegschaft und die Bereitschaft für den bevorstehenden Kampf. Dieser Kampf wird sehr hart und geschlossen von der Konzernbelegschaft geführt werden müssen. Es war zu spüren, dass sich die Kollegen mit Herzblut für die „immer weiter um sich greifenden Vereinigung der Arbeiter“ (Marx) einsetzen. Diese Lehre aus Bochum ist tief in die Gefühle der Arbeiter eingedrungen, sie fühlen mit den anderen Werken mit.
In einer heute verteilten Extra-Ausgabe der gemeinsamen Zeitung von Kollegen für Kollegen aller Opel-Werke und Zulieferer in Deutschland, Der Blitz, heißt es:
"Was die herrschenden Monopole und ihre Politiker treibt, ist die Furcht vor einem neuen Opel-Streik. Es geht nicht nur um uns. Der internationale Konkurrenzkampf der Autokonzerne soll auf dem Rücken aller Belegschaften und unserer Jugend ausgetragen werden. Und dafür wollen sie uns Arbeiter gegeneinander jagen. Sie treibt die Angst vor der Arbeiteroffensive und die Macht von 100.000 kämpfenden PSA/Opel-Kollegen. Haben wir nicht in den Tarifrunden von IG Metall und ver.di gezeigt, was möglich ist? ... Stoppt den Tarifbruch, Erpressung und Spaltung!"
Auch in Bochum "zu einigem bereit"
Ein ehemaliger Opelaner berichtet von heute morgen aus Bochum: "Wir verteilten bei Werk II bzw. dem Logistikzentrum die Kollegenzeitung Der Blitz. Die Kolleginnen und Kollegen waren sehr interessiert und fast jeder hat eine Zeitung genommen. Viele machen sich Sorgen wegen der
Drohung, künftig auf einen Logistik-Tarifvertrag gesetzt zu werden oder dass die Bude jetzt sogar ganz zugemacht wird.
Besonders die Kollegen, die den Zirkus schon bei Werk I mitgemacht haben, sind sauer, wenn das hier schon wieder los geht. Wir haben schon so viel verzichtet, aber es wird nie Ruhe sein. Wie die Stimmung war? Wie man es von Opel bei Frühschicht kennt: Ruhig, abgeklärt, aber gegebenenfalls zu einigem bereit."