Atomkatastrophe

Atomkatastrophe

Tschernobyl nach 32 Jahren: Die Zeitbombe tickt weiter

Am 26. April 1986 kam es mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zu der bis dahin weltweit größten Atomkatastrophe – einem Super-GAU (GAU = größter anzunehmender Unfall).

Von gos
Tschernobyl nach 32 Jahren: Die Zeitbombe tickt weiter
Das Kernkraftwerk Tschernobyl mit dem havarierten Reaktor Nummer 3 (mittig) am Horizont - im Vordergrund die verlassene Geisterstadt Pribyat in der geräumten Sperrzone (foto: Petr Pavlicek/IAEA (CC BY-SA 2.0))

An den Spätfolgen der Katastrophe leiden heute noch Hunderttausende Menschen in ganz Europa. Um nur einen winzigen Ausschnitt zu nennen: "In Griechenland erkrankten Kinder, die zum Zeitpunkt der Reaktorkatastrophe im Leibe ihrer Mutter heranwuchsen, 2,6-mal so häufig an Leukämie ..."¹

Massenprotest gegen militärische und zivile Nutzung der Atomkraft in Japan (foto: Doro Chiba)
Massenprotest gegen militärische und zivile Nutzung der Atomkraft in Japan (foto: Doro Chiba)

In Kürze

  • Der alte Sarkophag über dem havarierten Reaktor von Tschernobyl bröckelt
  • Die angegebene Haltbarkeitsdauer des neuen Sarkophags ist unrealistisch
  • MLPD fordert Stilllegung aller Atomanlagen weltweit

Die bürokratisch-kapitalistische Führung der damaligen Sowjetunion vertuschte die Katastrophe tagelang, so dass eine riesige Strahlenwolke – unter anderem mit Fallout – zunächst weitgehend unbemerkt über Teile Europas ziehen konnte. Erst als sie durch den sich rasch entfaltenden Druck der Weltöffentlichkeit zum Handeln gezwungen war, ergriff sie Maßnahmen.

 

Der havarierte Reaktor wurde mit Beton zugekippt. Dann wurde er in einem Sarkophag - einem riesigen Gehäuse - eingekesselt. 600.000 Arbeiter, "Liquidatoren" genannt, bauten ihn, praktisch ohne Schutz gegen die Strahlung. Die Zahl der hierbei durch Krebs als Spätfolge ums Leben gekommenen Menschen wird bis heute verheimlicht. Sie ist allerdings als hoch einzuschätzen. Ein weiteres Verbrechen der damaligen sowjetischen Führung.

Havarierter Reaktor strahlt bis heute

Da der Sarkophag inzwischen alt und bröckelnd ist, wurde ein neuer Sarkophag mit Milliardengeldern, unter anderem 200 Millionen Euro aus der BRD, gebaut. Für seinen Bau haben wieder Arbeiter und Ingenieure bewusst Gesundheit und zum Teil ihr Leben geopfert, denn der havarierte Reaktor strahlt bis heute. Wegen der anhaltenden Strahlung wurde die neue Hülle abseits des alten Sarkophags gebaut, 36.000 Tonnen schwer, und auf Schienen Zentimeter um Zentimeter über den alten Sarkophag geschoben.

 

Allerdings ist ein Hauptproblem bis heute nicht gelöst: Der alte Sarkophag - ebenso wie der Reaktor - müssen demontiert werden. Der drohende Einsturz des alten rissigen Sarkophags kann zu einer neuen unkontrollierbaren Kettenreaktion, zu einem neuen Super-GAU führen; denn der atomare Schrottreaktor enthält immer noch mehrere Hundert Tonnen hochradioaktiven Urans.

 

Ferner: Der neue Sarkophag soll angeblich 100 Jahre halten. Das muss mit Fug und Recht bezweifelt werden, weil die radioaktive Strahlung und die extremen Witterungsdifferenzen einen viel rascheren Verschleiß der Bauteile befürchten lassen.

Massive Verharmlosung durch die Medien

Während die bürgerlichen Medien diese Probleme vertuschen, wird die Strahlung, die noch im Sperrgebiet besteht, verharmlost: Weltweit werden Artikel verbreitet  - unter Überschriften wie "Nach der Tschernobyl-Katastrophe: Als der Mensch ging, kam die Natur", "Tschernobyl: Katastrophengebiet als Touristen-Attraktion" und schließlich als Höhepunkt der Abstrusität: "Tschernobyl-Sperrzone wird Solarfeld"². Eine deutsche Firma hat auf einer lächerlich kleinen Fläche von zwei Fußballfeldern Photovoltaik-Platten aufgestellt: Die Sperrzone hat aber einen Durchmesser von 37 Kilometern!

Alle Atomanlagen weltweit stilllegen!

Zu der ganzen Entwicklung erklärt der umweltpolitische Sprecher der MLPD, Hannes Stockert: "Baustopp und Stilllegung aller Atomanlagen weltweit wird in Deutschland von der MLPD als einziger Partei gefordert. Das ist und bleibt eine dringliche Sofortlosung. Auch bei uns steigt die Bedrohung durch die alten Reaktoren, sowohl die der AKW Tihange bzw. Doel in Belgien, wie auch durch die acht deutschen Altreaktoren.

 

Der von den letzten Bundesregierungen betriebene 'Atomausstieg' ist nicht ehrlich. Wichtige Teile der Atomindustrie sollen weiter in Betrieb bleiben - wie Brennstabfabrik, Anreicherungsanlage und Versuchsreaktoren. Siemens & Co verdienen weiterhin im Ausland am AKW-Geschäft mit, denn weltweit werden zahlreiche AKW-Neubauten geplant.

 

In unserer gründlichen und umfassenden Analyse 'Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?' wird eine drohende atomare Katastrophe als einer der neun hauptsächlichen Faktoren für den Übergang in die globale Umweltkatastrophe entlarvt.

 

Die Mitgliedsorganisationen der Internationalen Koordinierung revolutionärer Parteien und Organisationen (ICOR) haben den Kampf dagegen aufgegriffen. Anlässlich der Reaktorkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 initiierte die ICOR zusammen mit der International League of Peoples' Struggle (ILPS) ein gemeinsames Manifest „Zum Gedenken an das Desaster von Fukushima und zur Forderung nach der Beendigung der Nutzung von Atomenergie“ mit weltweiter Unterschriftensammlung (weitere Infos dazu hier).

 

Die internationale Revolution und der Aufbau der vereinigten sozialistischen Staaten der Welt ist die grundsätzliche Lösung. Unterstützt die Umweltgruppen der MLPD und werdet bzw. werbt Mitglieder!"