1. Mai
Polizei erteilt Platzverweise auf der DGB-Maikundgebung
Im thüringischen Gotha war ein Informationsstand der MLPD beim DGB angemeldet worden. Dieser lehnte den Stand wegen "unüberbrückbarer Gegensätze" ab. Der 1. Mai gehört allen antifaschistischen Arbeitern, ein 1. Mai ohne Marx und Lenin - undenkbar!
Kaum begannen wir - fünf Unterstützer/-innen aus Baden-Württemberg - mit dem Aufbau des MLPD-Stands, waren wir mit wütenden Attacken von zwei Vertretern des DGB-Kreisvorstandes konfrontiert. Sie forderten uns auf, den Stand zu räumen und machten aggressive Anstalten, selbst den Tisch zu räumen. Davon ließen wir uns nicht einschüchtern und beharrten auf unserem demokratischen Recht. Einer der beiden kam dann mit einem kopierten Zettel an. Auf dem stand, dass die MLPD für die Diktatur des Proletariats eintrete.
Als er gefragt wurde, ob er wisse dass Karl Marx die Theorie der Diktatur des Proletariats entwickelt habe, war er etwas verdutzt. Ihm wurde vorgehalten, er wolle doch nicht ernsthaft, dass die Ideen von Marx in Gotha verboten werden. Die Diktatur des Proletariat bedeute breiteste Demokratie für die Volksmassen, eine Herrschaft der Arbeiterklasse, die Abschaffung von Ausbeutung und Unterdrückung. Die Diktatur bezieht sich ausschließlich auf die bisherigen Monopolkapitalisten, Ausbeuter, Konterrevolutionäre, die daran gehindert werde, das alte Unrechtssystem wieder zu errichten. Weder Marx noch die MLPD können verantwortlich gemacht werden für den Verrat am Sozialismus durch die SED unter Ulbricht und Honneker.
Doch die beiden DGB-Funktionäre ließen sich nicht beirren und gingen einen Schritt weiter: Sie holten die Polizei und beharrten auf ihrem "Hausrecht", das nun die Polizei durchsetzen sollte. Zwei Polizisten kamen, forderten den Abbau des Standes (ansonsten müssten sie Verhaftungen vornehmen). Von zwei Teilnehmern verlangten sie den Personalausweis und sprachen ihnen einen "Platzverweis" aus. Beide durften daraufhin den Buttermarkt in Gotha nicht mehr betreten.
Die ganze Auseinandersetzung erweckte natürlich die Aufmerksamkeit einiger Gewerkschafter, führte zu intensiven Diskussionen. Gerade am 1. Mai brauchen wir doch die Einheit der Arbeiter und nicht die Spaltung! ... Es zeigte sich in den weiteren Diskussionen mit Kolleginnen und Kollegen eine Offenheit für den Sozialismus. Mehrere Vertreter anderer Parteien und Organisationen hatten ebenfalls Widerspruch zum undemokratischen Vorgehen des DGB-Vorstandes. Uns gegenüber erklärten sie ihre Solidarität. So eine Genossin am Stand der Linkspartei "setzt dich hin, für die MLPD ist bei uns immer ein Platz frei". Auf Drängen von Kollegen wurde zugesagt. am nächsten Samstag, den 5. Mai im Rahmen einer geplanten Filmveranstaltung des DGB über Karl Marx auch darüber zu sprechen warum die MLPD am 1. Mai des Platzes verwiesen wurde?
Das schönste Ergebnis war, dass mehrere daran interessiert sind, die MLPD näher kennen zu lernen und zusammenzuarbeiten.