1. Mai

1. Mai

"Stargäste" beim 1. Mai in Bottrop

Der DGB Nordrhein-Westfalen hatte in diesem Jahr seine landesweite 1. Mai-Kundgebung nach Bottrop verlegt. Aus gutem Grund: Im Jahr der geplanten Schließung der letzten beiden Steinkohlezechen – eine davon ist Prosper-Haniel in Bottrop - wollen Konzerne, Regierung und rechte Gewerkschaftsführung die Kumpel ruhig halten.

Von Korrespondent aus Bottrop

Ein zweites 1997, als die Ruhrkumpel nach Bonn fuhren und mit Druck die Schließung ihrer Zechen verhinderten, soll es nicht noch einmal geben. Entsprechend waren Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und der Vorsitzende der IG BCE Michael Vassiliadis als „Stargäste“ nach Bottrop gebeten worden.

 

Die Stimmung bei den Kumpel und ihren Familien war traurig, aber auch wütend. Keiner der drei Redner konnte seinen Vortrag ohne wütende Zwischenrufe seitens der Teilnehmer beenden. Als die Vorsitzende des DGB Nordrhein-Westfalen, Anja Weber, in ihrer Rede allen Ernstes behauptete, kein Kumpel sei bisher ins Bergfreie gefallen, erntete sie wütende „Sag mal, wo lebst Du eigentlich“-Zwischenrufe. Verschiedene Kumpel verließen kopfschüttelnd die Veranstaltung.

 

Ministerpräsident Laschet versuchte, die Wogen zu glätten und von der Verantwortung seiner eigenen Partei für die Zechenschließung abzulenken. Michael Vassiliadis wollte von Gewerkschaften als Kampforganisationen und selbständigen Kämpfen nichts wissen. Konsens bei allen Rednern war: „Der Bergbau geht – der Kumpel bleibt“! Wo allerdings die Arbeitsplätze für die Kumpel bleiben werden, das erwähnte bewusst kein Redner.

 

Anders die MLPD: Sie war zusammen mit der Montagsdemo, der Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF und den Bergarbeiterfrauen in Kumpel für AUF lebendiger Mittelpunkt der Demonstration und der Auftaktkundgebung. Hier waren Beiträge zu hören, die sich keinesfalls mit dem Ende des Bergbaus abfinden. Für viele Bergleute ist der Abschied vom Bergbau tatsächlich schon klar, aber sich damit abfinden will keiner. „Der Deckel ist noch nicht auf dem Pott, wenn jetzt selbständig gekämpft wird, kann sich 1997 wiederholen“, war eines der Argumente am Stand. Viele Kumpel verließen den Platz nachdenklich.