Rebellisches Musikfestival

Rebellisches Musikfestival

Guter Start mit toller Stimmung und vielen fleißigen Händen

In bester Stimmung startete gestern Abend das 3. Rebellische Musikfestival in Truckenthal.

von Tassilo Timm
Guter Start mit toller Stimmung und vielen fleißigen Händen
Rockiger Auftaktabend (Foto: RF)

Trotz gefühlter eisiger Temperatur war gute Stimmung bei den Thüringer Bands, die den Freitagabend eröffneten, wie Revolving Door, Solo Run und 3st Ich Kite. Hunderte Aktive haben das Festival gemeinsam, fleißig und selbstorganisert auf die Beine gestellt.

 

Der Solidaritätsgedanke durchzieht das Festival von A bis Z. Über 23 Flüchtlinge aus der bundesweit bekannt gewordenen Landeserstaufnahmestelle (LEA) Ellwangen sind hier. Ihre Anreise wird gemeinsam organisiert und finanziert - sie verkaufen mit Freunden Postkarten und Essen auf dem Festival. Der palästinensische Befreiungskampf spielt eine wichtige Rolle, verschiedene Stände informieren über die Situation im Gaza-Streifen und rufen zur internationalen Solidarität auf. Der bekannte, aus Syrien stammende, palästinensische Künstler Aeham Ahmad bewegte mit Liedern abwechselnd zu vorgetragenen Passagen aus einem Buch über seine Kriegserfahrungen.

Besondere Atmosphäre

„Hier ist eine schöne Atmosphäre“, so Adriana, eine Teilnehmerin. „Ein Flüchtling, den wir mitgebracht haben, meinte: 'Am liebsten würde ich direkt hier bleiben'." Ilona, eine etwas ältere Teilnehmerin: „Hier ist ein toller Zusammenhalt zwischen Jung und Alt. Es herrscht eine angenehme Stimmung. Bei dem vielen leckeren Essen hier weiß man gar nicht, was man zuerst essen soll.“

 

Auch der Sanitätsdienst ist in erster Linie ehrenamtlich organisiert: „Wir sind auf alles vorbereitet, aber die Lage ist ruhig, man merkt, dass hier alle aufeinander aufpassen und zusammenhalten." Louisa, eine der Moderatorinnen, berichtet: „Ich mache das zum ersten Mal. Wir wurden für diese Aufgabe gut ausgebildet, aber es ergeben sich vor Ort viele Änderungen, wo wir flexibel sein müssen." Überall sieht man ältere und jüngere sowie deutsche und ausländische Menschen zusammenarbeiten: Obwohl die meisten keine Profis sind, klappt alles reibungslos.

Gute Stimmung vor der Waldbühne (Foto RF)
Gute Stimmung vor der Waldbühne (Foto RF)

In Kürze

  • 1.100 Gäste wurden bereits heute vormittag gezählt
  • Rund 50 Bands treten auf zwei Bühnen an drei Tagen auf
  • Das Festival ist antifaschistisch, fortschrittlich, ohne Drogen und für Frieden und Völkerfreundschaft

Spannende Infos

Die MLPD Thüringen stellt ihren frisch gegründeten Landesverband vor und hat unter anderem ein Schaubild zur Verstrickung von Thüringer AfD-Politikern mit Nazi-Strukturen an der Pinnwand sowie eine Übersichtskarte, wo bereits Ortsgruppen in Thüringen bestehen und wo noch aufgebaut werden soll.

 

Die Umweltgewerkschaft informiert unter anderem über die Herkunft von Rohstoffen in Handys, sammelt Unterschriften gegen eine Holz-Verbrennungsanlage in Göttingen und misst mit einem selbst gebauten Feinstaubmessgerät die Luftwerte. Ein Stand von Kirchenkritikern informiert. Das Internationalistische Bündnis sucht weitere Mitstreiter. Solidarität International ist ebenso dabei wie Gegner des bayerischen Polizeiaufgabengesetzes, ein Deutsch-Südafrikanischer Freundschaftsverein und viele mehr.

Klänge aus aller Welt

Gerade klingen die russischen Lieder des Matrosenchors aus St. Petersburg über den Platz. Auf der Bühne eine persönliche und musikalische  Verbrüderung von Bergleuten aus drei Kontinenten. Es waren kampferprobte Kumpel, die aus den Kämpfen in ihren Ländern wie Indien, Peru und Deutschland berichteten. Mit dabei der Hauptkoordinator der internationalen Bergarbeiterkonferenz - mit über 50 Jahren der älteste aktive Bergmann unter Tage in Deutschland. Die Zechenschließung in Deutschland wird nicht akzeptiert.

 

Und es gibt heute Abend weiter viel rebellische Musik unter dem Motto „Kein Fußbreit den Faschisten“ mit den Grenzgängern, The Wakes und Nuju. Inzwischen ist das Wetter auch so, dass man immer mehr kurze Hosen sieht. Zum Beispiel beim Programmpunkt auf der Wiesenbühne mit Musik rund um den Programmpunkt  #nosexism. Es gibt durchgängig Programm auf zwei Bühnen.

Grup Yorum tritt auf - jetzt erst recht

Über Nacht hatten verschiedene Medien regional, aber auch bundesweit -  wie tagesschau.de, Junge Welt, MDR oder Neues Deutschland - über das skandalöse Auftrittsverbot gegen die Band Grup Yorum durch den Landkreis Sonneberg auf Betreiben der Landespolizeiinspektion Saalfeld berichtet. Und über den juristischen und politischen Erfolg gegen dieses Verbot. Man merkt vielen Aktivisten den Stolz an, sich dem Verbot und der massiven Bedrohung nicht gebeugt zu haben. "Es war ein 100-prozentiger Sieg für das Festival , die Angriffe zurückzuschlagen", so Stefan Engel (MLPD), einer der zahlreichen Schirmherren des Festivals.

 

Heinz Ratz, der gestern Abend mit seiner Band Strom & Wasser auftrat, brachte den Gedanken ein, dass demokratische Rechte verteidigt werden müssen: Gegen die, die einen martialischen Einsatz gegen das Festival durchgezogen hätten, wenn sie nicht daran gehindert worden wären.

 

Jetzt freuen sich alle auf den Auftritt der berühmten türkischen Band Grup Yorum am späten Sonntag Nachmittag bzw. frühen Abend. Heute Vormittag wurden kurzerhand auch noch Werbeeinsätze in der Umgebung organisiert , um noch weitere Jugendliche einzuladen. Einige überlegen sich noch, zu kommen. Es gibt natürlich auch Tageskarten für Sonntag zu 23 Euro.

 

Rote Fahne News wird ab jetzt immer wieder aktuell berichten.