Prijedor

Prijedor

Der Tag der weißen Armbänder in Bosnien-Herzegowina

"Bürger serbischer Nationalität, treten Sie Ihrer Armee und Polizei bei und jagen Sie Extremisten. Andere Bürger muslimischer und kroatischer Volkszugehörigkeit müssen an ihre Häuser und Wohnungen weiße Flaggen hängen und weiße Armbänder tragen. Sonst werden sie ernsthafte Konsequenzen zu tragen haben."

Korrespondenz
Der Tag der weißen Armbänder in Bosnien-Herzegowina
An jedem 31. Mai tragen die Menschen in Prijedor weiße Bänder, zur Erinnerung und Mahnung (Foto: Korrespondent)

So hieß die Anordnung am 31. Mai 1992 in Prijedor, Bosnien und Herzegowina. Das Dekret wurde von serbischen Faschisten angeordnet. Es war wie 1939 in Polen durch die Hitler-Faschisten. Es passierte mitten in Europa im 20. Jahrhundert. Das Dekret war der Startpunkt für ethnische „Säuberung“ und Vernichtung.

 

In den folgenden Monaten wurde die ethnische „Säuberung“ durchgeführt und bis Kriegsende wurden 94 Prozent der Nicht-Serben vertrieben oder ermordet. Über 31.000 Menschen wurden ins Konzentrationslager gebracht; 3.178 Menschen ermordet, davon 262 Frauen und 102 Kinder.

 

Ihr einziges "Verbrechen" war, dass sie eine andere Volkszugehörigkeit und Konfession hatten als ihre Jäger. Und das in Prijedor, wo es bis dahin überhaupt keine direkten Konflikte zwischen den verschiedenen Ethnien gab. Nachbarn mordeten - aufgestachelt durch die Faschisten - Nachbarn, Paten ihre Patenkinder, Sportler ihre Trainer, Schulkinder ihre Lehrer, Patienten ihre Ärzte – und umgekehrt.

 

Die Leichen wurden in einem der größten Massengräber seit dem II. Weltkrieg verscharrt. In Tomašica (nahe Priejedor) wurden 2013 Überreste von über 500 Leichen gefunden. Bis heute gibt es für die 102 ermordeten Kinder kein Erinnerungsdenkmal, das die Eltern fordern. Die Stadtverwaltung verweigert es. Prijedor war für den antifaschistischen Kampf und Widerstand im Zweiten Weltkrieg bekannt.

 

Jeden 31. Mai tragen viele in Prijedor deshalb weiße Armbänder und hängen weiße Flaggen an ihre Häuser, um daran zu erinnern. Für Prijedor, für die über 31.000 in Lager verschleppten, für die 3.178 ermordeten, für die 262 Frauen und 102 Kinder.

 

Für uns, dass wir niemals vergessen. Für uns, das es nie wieder passiert. Weil „Prijedors weißes Band schwarzer als die dunkelste Dunkelheit ist!“