Russland
Fußball-WM gestartet - spannende Spiele und Versuche der politischen Instrumentalisierung
Mit der Eröffnungsfeier, an der sich über 800 Akteure beteiligten, begann am Donnerstag die Fußball-Weltmeisterschaft – das weltweit größte Sportereignis.
Fußball ist der Massensport weltweit, weshalb die WM auch eine solch hohe Anziehungskraft hat. Zehn Millionen Zuschauer verfolgten in Deutschland das Eröffnungsspiel zwischen Russland und Saudi-Arabien.
Der 5:0-Erfolg der russischen Mannschaft war der höchste Sieg bei einem WM-Auftakt seit 1934. Dabei startete Russland als am schlechtesten bewertete Mannschaft im Ranking des internationalen Fußballverbands Fifa. Zurecht waren die russischen Fans von diesem Erfolg vor über 80.000 Zuschauern im ausverkauften Moskauer Olympiastadion Luschniki begeistert.
In Kürze:
- Zehn Millionen Zuschauer verfolgten in Deutschland das Eröffnungsspiel zwischen Russland und Saudi-Arabien
- Politische Instrumentalisierung missbraucht Anziehungskraft des Fußball
- Spannende Spiele genießen und jedem Nationalismus entgegentreten!
Im Top-Spiel der Gruppe B in Sotschi zwischen Portugal und Spanien legte Spanien in der zweiten Halbzeit so richtig los. Mit großer Willensstärke drehte der Weltmeister von 2010 das Spiel und beherrschte die portugiesische Mannschaft. Zweifellos ist Spanien damit einer der Titelfavoriten. Allerdings konnte der dreifache Torschütze Christiano Ronaldo mit seinem Traumfreistoß den Schlusspunkt zum 3:3 setzen und damit Spanien zwei Punkte im Kampf um den Gruppensieg abjagen.
Alte wie neue Favoriten
Millionen Menschen sind gespannt, wie sich die alten wie neuen Favoriten bewähren. In den Freundschaftsspielen vor der WM patzten viele Mannschaften, wie auch die favorisierten Deutschen, oder zeigten angriffslustigen Fußball, wie die Belgier. Deshalb ist die Stimmung unter den deutschen Fans noch zwiespältig. Der deutschen Nationalmannschaft wird durchaus zugetraut, den Titel zu verteidigen, auch wenn sie keine Mega-Weltstars hat, sondern weil sie als Team funktioniert.
Wie wichtig das ist, hat die isländische Mannschaft eindrucksvoll im Auftaktspiel der Gruppe D gegen den Mitfavoriten auf den Weltmeistertitel Argentinien mit dem Ergebnis von 1:1 gezeigt. Trainer Heimir Hallgrimsson erklärte den Erfolg so: „Das Team, die Trainer, die Fans, wir alle sind eine Einheit. Es ist eine besondere Nähe, wir vertrauen uns gegenseitig.“ Sicher ein wichtiger Grund, warum 76 Prozent der deutschen Fans die Isländer zu ihrer zweitliebsten Mannschaft erklärt haben.1
Kritik an Özil und Gündogan
Allerdings wird immer wieder versucht, die anziehenden Eigenschaften des Fußball wie Teamgeist und Zusammengehörigkeitsgefühl politisch zu instrumentalisieren. Es geht um milliardenschwere Profite und auch um Ablenkung von der internationalen Krisenhaftigkeit des imperialistischen Systems. Kein Zufall, dass ausgerechnet am Freitag die umstrittene Aufstockung der staatlichen Gelder für die Monopolparteien um weitere 25 Millionen Euro im Windschatten der WM-Eröffnung durch den Bundestag gejagt wurde.
Dazu kommen die Fotos der für Deutschland spielenden türkischstämmigen Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, was zurecht auf breite Kritik stößt. Gündogan wurde dafür gar ausgepfiffen beim letzten Testspiel. Die Empörung in den bürgerlichen Medien darüber verdeckt, dass die Bundesregierung selbst gemeinsame Sache mit dem faschistischen Erdogan-Regime macht.
Putin versucht sich zu profilieren
Es ist auffällig, dass auch in neuimperialistischen Ländern wie Russland zunehmend solche Events durchgeführt werden. Sie investieren Milliardensummen, um sich damit vor allem machtpolitisch zu profilieren. Dafür versucht der ultrareaktionäre russische Präsident Wladimir Putin, Skandale und Probleme vorerst in den Hintergrund zu rücken. "Vergessen" das Verbot des Messenger-Dienstes Telegram, "vergessen" die Verhaftung von Antifa-Aktivisten in St. Petersburg.
Beim Auftritt von Robbie Williams zeigte dieser nach seiner Gesangseinlage den Mittelfinger. Ihm wurde vorgeworfen, sich aus Profitgründen einem reaktionären Machthaber wie Wladimir Putin anzudienen. Dabei trat er ohne Gage auf. Gleichzeitig warnen Medien wie die „Frankfurter Allgemeine“ vor einem Besuch westlicher Regierungschefs bei der WM. Die Medienkampagne in westlichen imperialistischen Ländern gegen Russland ist jedoch geheuchelt – schließlich ist es nicht das einzige Land, indem Repression, Militarisierung und nationalistische Stimmungsmache zunehmen.
Freundschaft im Wettkampf und Internationalismus Trumpf
Wer fußballbegeistert ist und sich die spannenden Spiele nicht vermiesen lassen will, sollte auf Geselligkeit und gemeinsames Fußballerlebnis setzen - im Kreise der Freunde und Nachbarn, mit Kolleginnen und Kollegen, im Garten, der Kneipe oder beim Public-Viewing. Dazu gehört, jedem Nationalismus entgegenzutreten, stattdessen auf Freundschaft im Wettkampf und internationalistischen Geist zu bauen.
Viel Spaß wünscht Rote Fahne News beim heutigen ersten Spiel der deutschen Mannschaft gegen Mexiko - ab 17 Uhr!