Stahlindustrie
Unwägbarkeiten bei der Fusion von Thyssenkrupp Steel und Tata
Eigentlich wollte der Vorstand von Thyssenkrupp Steel (tkse) bereits im Januar die Unterschrift unter das Joint Venture mit dem indischen Tata-Konzern setzen. Jetzt soll auf der Aufsichtsratssitzung in dieser Woche eine Entscheidung fallen, nachdem auch im April noch keine Einigung mit Tata erzielt war.
Ob es dazu kommt, ist allerdings immer noch offen. Hinter den Kulissen findet seit Monaten ein heftiger Konkurrenzkampf zwischen Tata und Thyssenkrupp über die finanzielle Ausgestaltung und Verteilung der zu erwartenden Gewinne des Joint Ventures statt.
Neben dem schwedischen Großinvestor Cevian1 kritisiert auch der neue US-Investor Elliott die bisherigen Pläne und Absprachen von tkse mit Tata. Cevian geht vor allem der Umbau des Thyssenkrupp-Konzerns zu langsam voran. Cevian favorisiert dabei eine Verselbständigung der einzelnen Sparten des Konzerns mit der Begründung, dass die Summe der Börsenwerte der einzelnen Konzernteile größer sei als der Börsenwert des jetzigen Konzerns.
Vor diesem Hintergrund sind auch die Überlegungen zu sehen, die Marinesparte zu verkaufen, nachdem Thyssenkrupp einen Auftrag der Bundeswehr für vier Mehrzweck-Kampfschiffe des Typs MKS 180 an Blohm+Voss zu verlieren droht. Der Investor Elliott kritisiert die seiner Meinung nach zu geringe Bewertung von tkse bei dem geplanten Joint Venture. Angeblich handle es sich dabei um eine Differenz von 1,9 Milliarden Euro.
Den Investoren geht es vor allem darum, kurzfristig größtmögliche Profite zu erzielen und abzuziehen. Wenn man sieht, mit welchen Unwägbarkeiten bereits die Gründung des Joint Ventures zwischen tkse und Tata belastet ist, kann man sich leicht ausrechnen, was für Herausforderungen im Kampf um die Arbeits- und Ausbildungsplätze auf die Stahlbelegschaften bei tkse und Tata in nächster Zeit zukommen werden.
Die Belegschaften sind gut beraten, sich konsequent darauf vorzubereiten und dabei eng mit den Betriebsgruppen der MLPD zusammenzuarbeiten.