Betriebsversammlung bei Opel in Rüsselsheim

Betriebsversammlung bei Opel in Rüsselsheim

„Man hat heute klar gesehen, wieviel Angst der Opel-Vorstand vor der Belegschaft hat“

Am gestrigen 5. Juli fand eine kurzfristig angesetzte Betriebsversammlung bei Opel in Rüsselsheim statt.

Korrespondenz aus Rüsselsheim
„Man hat heute klar gesehen, wieviel Angst der Opel-Vorstand vor der Belegschaft hat“
Kolleginnen und Kollegen auf der Bühne (foto: privat)

Anlass waren die aktuellen Meldungen aus der französischen Presse, dass PSA plant, große Teile des Entwicklungszentrums (ITEZ) zu verkaufen. Entsprechend war die Halle proppevoll und das Interesse war riesig. Geschätzte 10.000 Kolleginnen und Kollegen, standen dicht an dicht.

Versprechungen und Zusagen von PSA sind Lügen

Ans Licht kam: Seit Mai wird über einen Verkauf mit verschiedenen Interessenten verhandelt, hinter dem Rücken der Belegschaft. Damit bestätigten sich die Versprechungen und Zusagen von PSA als Lügen, was seit Wochen und Monaten von kämpferischen Kollegen vorhergesagt wurde. Kein Wunder, dass der Vorstandsvorsitzende von Opel nicht den Mumm hatte, vor die Belegschaft zu treten. Im Unterschied zur Belegschaft: Mit zwei Demozügen kamen die Kollegen aus dem Montagewerk, angeführt vom „Leiharbeiter“-Transparent.

Leiharbeiter gingen vorneweg

Viele Leiharbeiter, die jetzt nach meist über drei Jahren härtester Arbeit bei Opel kurz vor den Werksferien, entlassen werden sollen, hatten sich ein Herz gefasst und gingen vorneweg. Den zweiten Demozug bildeten die Azubis. Auf der Bühne gab es eine richtige Verbrüderung von Arbeitern, Leiharbeitskollegen und Azubis. Nicht von alleine. Erst gingen die Arbeiter hoch. Die Versammlungsleitung wollte sie mit antikommunistischen Sprüchen runterwerfen. Aber die Kollegen ließen sich nicht einschüchtern. Dann kamen auch die Azubis mit hoch und Beifall brandete auf.

 

Es gab nur zwei Reden. Betriebsratsvorsitzender Schäfer-Klug bekam Applaus dafür, dass sich die Belegschaft nicht spalten lässt in ITEZ und Produktion und dass der Betriebsrat die Abspaltung ablehnt. Die Rücksichtslosigkeit und die Lügen von PSA werden nicht akzeptiert.

 

Allerdings möchte er Opel in der Einigungsstelle zwingen, wieder Vernunft anzunehmen. Eine Illusion, die auch schon vor der Opel-Schließung Bochum in die Einigungsstelle geschürt wurde. Nicht nachzuvollziehen ist die Forderung von Schäfer-Klug, jetzt müssten die „Eckpunkte in sichere Tarifverträge gepackt werden.“ Das Gegenteil muss passieren: Diese Vereinbarungen sind Betrug. Der Kampf gegen PACE muss im ganzen Konzern weitergeführt werden! Eine Diskussion darüber wurde allerdings unterbunden. Sollte die Kapitulation der Co-Manager vor PSA nicht zur Sprache kommen?

Haben die Angst vor der MLPD?

Eine zweite Rede von Werks-Betriebsrat Umut Sönmez für die Übernahme der Leiharbeiter bekam ebenfalls Applaus. Es fragten sich aber auch viele, warum der Betriebsrat erst jetzt aktiv wurde, nach dem schon über 600 Leiharbeiter seit Jahresbeginn rausgeflogen sind. Auch Sönmez, im Nebenberuf SPD-Funktionär, entblödete sich nicht antikommunistischer Hetze. Kommentar eines Kollegen: „Haben die Angst vor der MLPD?!“

 

Die Kollegen sind stolz auf die kämpferischen Aktionen. Die Diskussion über die notwendigen „politischen Maßnahmen“ nehmen zu; wenn eben der Betriebsrat an seine Grenzen kommt. Stolz sind auch die Leiharbeiter, die nach jahrelangen Vertröstungen an ihrem vorletzten Arbeitstag aufrecht für ihre Forderungen einstanden.

 

Besonders bedeutsam ist, dass der Kampf für die Zukunft der Jugend in den Mittelpunkt rückt. So starteten vor gut einer Woche Kollegen aus der Produktion eine Unterschriftensammlung für den Erhalt aller Ausbildungsplätze und die Übernahme von Auslernern und Leiharbeitern. Schon jetzt sind etwa 150 Unterschriften zusammengekommen und die Sammlung erreicht auch die anderen Werke.