Heilbronn
Mehr Redebeiträge als verfügbare Motoren
Die Lage bei Audi in Neckarsulm ist verheerend. Nur sechs Motoren von Audi sind aktuell über den ab 1.9. erforderlichen EU-Standard WLTP zertifiziert. Verlängerte Werksferien, beim A4 mindestens 4 Wochen analog wie bei Audi in Ingolstadt. Bis auf weiteres ist eine Vier-Tage-Woche ab August für die Produktion angekündigt.
Bei der Betriebsversammlung orientierten sowohl der kommissarisch eingesetzte Vorstandsvorsitzende Bram Schot als auch der Bericht des Betriebsrats auf das gemeinsame Anpacken als Audi-Mannschaft. Der Betriebsrat bekräftigte seinen Masterplan, unter anderem mit der Forderung nach einem Q-Modell (SUV) für Neckarsulm. Investitionen, wie für die Technische Entwicklung, wurden angemahnt ...
Der Betriebsrat informierte, dass er mit dem Unternehmen ausgehandelt hat, dass die Hälfte der wegen WLTP ausfallenden Schicht von Audi bezahlt werden und das Zeitkonto dann täglich nur mit minus 3,5 Stunden belastet werde. Das ist ein Zugeständnis, aber auch der Versuch, den Unmut und Widerstand der Belegschaft zu dämpfen. Ein Kollege kritisierte dazu die Aussage von Rita Beck, der stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden bei Audi Ingolstadt: „Die Folgen der WLTP- Umstellung dürfen nicht allein auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen werden.“ Seit 2 ½ Jahren ist die Forderung „wir zahlen eure Krise nicht“, deshalb volle Bezahlung aller Ausfalltage. Gegen das Denken „kann nichts machen“ oder „abwarten“, stellte er die Kampfkraft der 17.000 der Neckarsulmer Belegschaft, wie sie zuletzt beim 24-Stundenstreik in der Tarifrunde zu spüren war.
Die Redebeiträge einer großen Zahl von Kollegen in der mehr als 3 ½ Stunden dauernden Betriebsversammlung brachten ihre konkrete Gedanken und Forderungen zur Entwicklung/Auslastung im Bereich A4, zum Mitarbeiterfahrzeugcenter, zum Neubau der technischen Entwicklung, zum Abgasbetrug und Umweltschutz und der Ausbildung vor. Durchbrochen wurde das stehen bleiben bei der Unzufriedenheit. Kritiken an der Taktik des Vertröstens und Hinhaltens nehmen zu. Ganz am Schluss kritisierte eine Kollegin noch spontan den Vorstand, weil während der Betriebsversammlung die Autos der Vorstände mit laufendem Motor gewartet haben. Das offensichtlich, um die Klimaanlage am laufen zu halten.
In einem polarisierenden Redebeitrag ging ein Kollege auf die Hintergründe der verschärften Rechtsentwicklung ein und forderte den Rücktritt von Innenminister Seehofer und der ganzen Regierung. Ausführlich prangerte er die unmenschliche Asylpolitik an. Die Hintergründe der Verschärfung der weltweiten Widersprüche aufzeigend, stellte er klar, dass die Folge eines Handelskrieg die offene militärische Konfrontation sein kann. Die Gefahr eines auch atomaren 3. Weltkriegs ist gewachsen und fordert die Arbeiter heraus, Verantwortung im Kampf um den Erhalt des Weltfriedens zu übernehmen.
Viele Kolleginnen und Kollegen harrten bis zum Schluss der interessanten Versammlung aus. Für die aus der Frühschicht hieß das dann mitunter über 12 Stunden im Betrieb.