Atomenergie

Atomenergie

Menschenverachtendes Krisenmanagement in Fukushima geht weiter

Mehr als sieben Jahre sind seit dem Super-GAU im März 2011 mit unkontrollierten Kernschmelzen in drei der sechs Reaktoren im japanischen Fukushima-Daiichi vergangen. Sie haben das Märchen von der „sicheren und billigen Atomenergie“ zunichte gemacht.

Von dr
Menschenverachtendes Krisenmanagement in Fukushima geht weiter
Die Massen lehnen die brandgefährliche Nutzung von Atomkraft ab (rf-foto)

Krisenmanagement auf dem Rücken der Bevölkerung

Nicht nur die Kosten der Havarie von mehreren Milliarden Euro pro Jahr werden durch Subventionen der Regierung auf die Bevölkerung abgewälzt. Bis zu 8.000 Arbeiter tragen täglich verseuchtes Material ab, kämpfen mit Lecks und verstrahltem Wasser. Jetzt flog ein neuer Skandal auf. Vietnamesische Arbeiter, die im Rahmen eines Ausbildungsprogramms für Migranten eigentlich die Bedienung von Baumaschinen lernen sollten, wurden nach einem Regierungsbericht von vier darin verwickelten japanischen Firmen dort illegal zu Billiglöhnen für riskante Arbeiten eingesetzt. Die Regierung hat bisher nur einem Unternehmen Auflagen gemacht; weitere Baufirmen werden überprüft.

Rücksichtslose Rückführung evakuierter Bewohnerinnen und Bewohner

Seit zwei Jahren versucht die Regierung die 200.000 aus verstrahlten Gebieten evakuierten Einwohnerinnen und Einwohner mit Entzug sozialer Leistungen und systematischem Herunterspielen der Strahlenbelastung in den „dekontaminierten“ Wohnorten  zur Rückkehr zu zwingen. Letzte Messdaten von Greenpeace Japan im Ort Namie innerhalb der Fukushima-Sperrzone zeigten eine maximale 101-fache und eine durchschnittliche 37-fache Überschreitung des Grenzwertes der Strahlenbelastung von 1 Millisivert pro Jahr. Im nicht in der Sperrzone liegenden Namie lag die Jahresbelastung maximal bei 7, im Durchschnitt immerhin noch bei 4 Millisievert. Die Bevölkerung glaubt den Lügen der Regierung nicht. Bisher sind nur wenige zurückgekehrt.

Schilddrüsenkrebsfälle bei Kindern nehmen deutlich zu

Obwohl die Verantwortlichen der Fukushima Medical University (FMU) von Anfang an unter Druck der Regierung, der Atomindustrie und der internationalen Atomlobby IAEO verkündeten, dass der Atom-Super-GAU nicht zu zusätzlichen Krebserkrankungen führe, lassen die im März 2018 erhobenen Zahlen keinen anderen Schluss zu (1). Durch die Atomkatastrophe stieg die Zahl neu an Schilddrüsenkrebs erkrankter Kinder aus den verstrahlten Gebieten erheblich. Er liegt deutlich über dem japanischen Landesdurchschnitt. Diese einzigen systematischen Untersuchungen über gesundheitliche Folgen der Atomkatastrophe will die Universität jetzt reduzieren oder ggf. einstellen. Dagegen protestieren zahlreiche Journalistinnen und Journalisten.

Aktiver Widerstand zur sofortigen Stilllegung aller Atomanlagen – weltweit!

Die nukleare Katastrophe von Fukushima löste einen internationalen Massenwiderstand aus, eine Widerstandsbewegung rund um den Erdball. Die Massenproteste in Japan erzwangen damals die Abschaltung aller 52 japanischen AKWs. In Deutschland gingen 2 Millionen Menschen auf die Straße. Die MLPD war die erste Organisation in Deutschland, die sofort mit einem Massenflugblatt aufklärte, die ungeheure Gefahr richtig qualifizierte und zum Massenprotest aufrief. Ihre Forderung nach der sofortigen Stilllegung aller Atomanlagen weltweit wurde zur Massenlosung.

 

Die revolutionäre Weltorganisation ICOR führte zusammen mit der ILPS eine internationale Unterschriftensammlung für ein Manifest zur Abschaltung aller Atomanlagen durch. Im Buch „Katastrophenalarm – was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ von Stefan Engel wird der Nachweis geführt, dass Atomkraft nicht beherrschbar ist. Das Buch warnt: „Zu den schwerwiegendsten gesellschaftlichen Folgen der Nutzung der Atomenergie gehören die riesige und stets wachsende Menge atomaren Abfalls und das völlig ungeklärte Problem seiner Lagerung. Bis heute gibt es nirgendwo ein auch nur annähernd akzeptables Modell, was mit dem giftigen Abfall passieren soll, der noch Millionen Jahre strahlen wird."

 

Auch in Deutschland erreichte der Massenprotest, dass Stück für Stück die Atomkraftwerke geschlossen werden. Den Rückbau wollen sich die Energiekonzerne von der ganzen Gesellschaft bezahlen lassen. Mit der Änderung des Atomgesetzes vom 30. Juni 2018 bedachte die Bundesregierung die Energiekonzerne mit weiteren Milliarden Euro für Investitionen in nicht mehr genutzte AKW auf Kosten der Steuerzahler. Auch laufen sieben AKW mit z.T. bedrohlich korrodierten Brennstäben in Brokdorf und Grohnde derzeit noch weiter, gefährden bis 2020/21 unsere Sicherheit , produzieren zusätzlichen Profit und Atommüll, dessen Lagerung bis heute nicht gelöst ist. Atomanlagen wie Gronau und Lingen versorgen weiterhin halb Europa mit Brennstoff, darunter Schrottmeiler wie Tihange und Doel in Belgien. Der Hamburger Hafen bleibt gefährliche internationale Drehscheibe für Atommaterial mit dem Potenzial von Atomkatastrophen.

Herausforderung auch für die Friedensbewegung

Neben den Profitinteressen der internationalen Atomkonzerne sind es die machtpolitischen und militärischen Interessen, die den Bau und Weiterbetrieb der Atomkraftwerke beflügeln. Mit der allgemeinen Tendenz der imperialistischen Kriegsvorbereitung muss auch der Weiterbetrieb und weltweite Ausbau der Atomkraftwerke stärker im Friedenskampf in den Fokus genommen werden. Die Forderung der MLPD und ICOR nach Baustopp und Stilllegung aller Atomanlagen auf Kosten der Betreiber – weltweit und das Verbot und Vernichtung aller ABC-Waffen als Einheit ist ein wichtiger Kernpunkt zum Zusammenschluss der breiten Massen gegen die Rechtsentwicklung der Regierungen, atomare Gefährdung und wachsende Kriegsgefahr.